Geheimplan FIS plant zweites Neujahrsspringen in Russland

Garmisch-Partenkirchen (rpo). Das traditionelle Neujahrsspringen wird womöglich bald einen kleinen Breuder bekommen. Der internationale Skiverband FIS plant, zukünftig einen weiteren Wettbewerb auszutragen. "Wir wollen ein Springen in Russland austragen, das am russischen Neujahrsfest stattfinden könnte", sagt FIS-Skisprung-Chef Walter Hofer. Der Termin wäre dann der 13. Januar, denn an diesem Tag wird in Russland erst der Sprung ins nächste Jahr gefeiert.

 Das Neujahrspringen soll in Garmisch bleiben.

Das Neujahrspringen soll in Garmisch bleiben.

Foto: SCANPIX, AFP

"Ein ideales Datum, das könnte dann eine Woche nach dem Ende der Vierschanzentournee die Revanche sein", meint Hofer. Derzeit gibt es zwar noch keine weltcupreife Schanze in Russland, aber die Ausschreibung für den Bau von zwei Anlagen in St. Petersburg und Jekaterinenburg läuft schon.

Und die Millioneninvestitionen scheinen mit Unterstützung der Staatsmacht von Präsident Wladimir Putin gesichert. "Bis 2008 müssen die Schanzen stehen", sagt Russlands deutscher Cheftrainer Wolfgang Steiert.

Die FIS rechnet spätestens 2010 mit dem spektakulären "Neujahrs-Weltcup" in Russland, und zumindest der viermalige Weltmeister Martin Schmitt ist begeistert: "So ein Springen am Neujahrs-Feiertag in Russland wäre doch eine gute Sache. Da könnte man vorher ein zweites Mal Silvester feiern."

Die Begeisterung bei den Erfindern der weltweit größten Sportveranstaltung am Neujahrstag in Garmisch-Partenkirchen hält sich dagegen in Grenzen. "Uns gibt es seit 54 Jahren, und wir werden auch die nächsten 54 Jahre einmalig sein. So etwas gibt es weder in der Formel 1 noch im Tennis", erklärt OK-Präsident Toni Guggemoos.

Selbstverständlich sei die Weltcup-Planung Sache der FIS, aber zumindest der Name Neujahrsspringen sei geschützt. Deshalb müsse der Weltcup auf dem Boden der aufstrebenden Skisprung-Macht zumindest anders heißen.

Dabei ist die mittelfristige Zukunft des "echten" Neujahrsspringens in Deutschland nicht gesichert, denn das Schanzenzertifikat läuft nach dem nächsten Springen am 1. Januar 2007 aus.

Die FIS fordert einen Neubau der Uralt-Schanze auf den Gelände der Olympischen Spiele von 1936, aber die nötigen zehn Millionen Euro liegen bislang nicht bereit. Trotzdem geht Guggemoos davon aus, dass seine alte Schanze in den Tagen nach dem 2. Januar 2007 gesprengt ist und der neue Bakken bis zum nächsten Neujahrsspringen am 1. Januar 2008 steht.

"Das ist eine historische Sportstätte der einzigen Olympischen Winterspiele, die jemals in Deutschland stattgefunden haben. Für die Sanierung des Berliner Olympiastadions sind auch über 200 Millionen geflossen", sagt der Chef des Neujahrsspringens und hofft auf die Geldtöpfe von Bund und Land: "Ich bin überzeugt, dass die Sache nicht scheitert." Ansonsten könnte es auch weiterhin nur ein Neujahrsspringen geben - dann allerdings in Russland.

(sid)
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