Zürich Fifa-Boss Blatter rechtfertigt Zahlungen an Platini

Zürich · Joseph S. Blatter (Schweiz) klebt auch nach der Eröffnung des Strafverfahrens auf seinem Thron. Er wolle Präsident des Fußball-Weltverbandes bleiben, sagte der 79-Jährige vor Fifa-Mitarbeitern und beteuerte seine Unschuld. Der ebenfalls ins Zwielicht geratene Michael Platini, Chef des europäischen Verbandes (Uefa), rief wegen der umstrittenen Annahme von zwei Millionen Franken die Fifa-Ethikkommission an.

Sepp Blatter: 17 Jahre an der Spitze der Fifa
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Foto: dapd, Alessandro Della Bella

Blatter, so sein Anwalt Richard Cullen (USA), betonte, dass er mit den Behörden kooperiere und dass die Zahlung von zwei Millionen Franken an Platini legitim sei. Der Franzose habe "ein wertvolles Beschäftigungsverhältnis mit der Fifa als Berater des Präsidenten ab 1998" gehabt, sagte Cullen. Laut Blatter war es eine zulässige und ordnungsgemäß abgerechnete Vergütung.

Platini, bislang Favorit bei der Wahl des Blatter Nachfolgers am 26. Februar 2016, schrieb in einem Brief an die Mitgliedsverbände der Uefa, das 2011 überwiesene Geld sei der Restbetrag des vereinbarten Honorars gewesen, "nachdem erste Teilbeträge gezahlt worden waren". Es bleibt unklar, warum Platini für seine Dienste auch noch knapp neun Jahre später von Blatter bezahlt wurde. 2011 unterstützten die Uefa-Verbände den Schweizer im Wahlkampf gegen den Katarer Mohamed bin Hammam.

Vor fünf Tagen hatte die Schweizer Bundesanwaltschaft das Verfahren gegen Blatter wegen des "Verdachts der ungetreuen Geschäftsbesorgung" sowie eventuell "wegen Veruntreuung" eröffnet. Der Fifa-Boss wurde tags darauf als Beschuldigter vernommen. Platini wurde als "Auskunftsperson" gehört. Zwar nahm die Ethikkommission ihre Ermittlungen unmittelbar danach auf - eine mögliche "Schutzsperre" gegen die Hauptdarsteller in der Affäre, wie vor der WM 2014 kurzzeitig gegen Franz Beckenbauer verhängt, wurde aber nicht ausgesprochen.

Als Ende Mai in Zürich sieben Fifa-Funktionäre verhaftet worden waren und die US-Anklage gegen 14 Personen bekannt wurde, hatte die Ethikkommission noch am selben Tag elf Personen provisorisch für alle fußballrelevanten Tätigkeiten gesperrt. Blatter hatte am 2. Juni seinen Rücktritt angekündigt, "weil ich die Fifa und den Fußball liebe".

(DPA)
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