Fechter bangen um Olympia-Teilnahme

Catania (sid/dapd) Es ist eine magere Ausbeute, die die deutschen Fechter von der Weltmeisterschaft in Catania (Italien) mit nach Hause bringen: einmal Silber- und einmal Bronze, nur zwei von 24 möglichen Medaillen in den zwölf Wettbewerben – das schlechteste Ergebnis seit 29 Jahren. Das deutsche Team teilt sich im Medaillenspiegel den siebten Platz mit der Ukraine.

Jetzt geht der Kampf weiter: Knapp neun Monate vor den Olympischen Spielen in London droht ein nervenaufreibendes Zittern um die Tickets. Und im Angesicht des sportlichen Misserfolges in Catania traten auch die Baustellen im Verband zutage. Den Athleten fehlt eine klare Richtlinie im Deutschen Fechter-Bund (DFeB). Die beiden wichtigsten Stützpunkte des DFeB , Tauberbischofsheim und Bonn, bringen nicht die erwartete Leistung. In Bonn schwelt zudem ein Streit zwischen der neuen Klub-Präsidentin Imke Duplitzer und der Sparte Herrenflorett. Dazu kündigte Sportdirektor Manfred Kaspar weitere Gespräche an. Er machte sich nach der WM aber auch Mut: "Es ist alles noch ein ganz großer Topf. Alle vier Mannschaften sind noch dabei." Positiv war für Kaspar, dass die deutschen Paradewaffen Damendegen und Herrenflorett mit den Olympiasiegern Britta Heidemann und Benjamin Kleibrink am letzten WM-Tag ihre Aussichten auf London mit Platz drei und vier verbesserten. Und damit den GAU vorerst verhindern konnten.

Dennoch müssen alle Waffen bis auf die wieder einmal überzeugenden Säbelfechter um Vize-Weltmeister Nicolas Limbach um die Teilnahme in London bangen. Eine Situation, die die deutschen Fechter im Vorfeld der Qualifikation eigentlich vermeiden wollten. Im kommenden Jahr stehen noch je nach Waffe bis zu vier Weltcup-Turniere an, in denen es dann endgültig um alles geht.

Insgesamt ein Jahr dauert der Qualifikation für die Spiele in der britischen Hauptstadt. Seit 1. April und noch bis zum 31. März müssen die Fechter Punkte sammeln, doch die Plätze im olympischen Feld sind rar. In den vier Mannschaftswettbewerben Herrensäbel, Herrenflorett, Damendegen und Damenflorett dürfen lediglich acht Teams teilnehmen. Hinzu kommt eventuell nur noch ein Quartett der Gastgeber. Um sich zu qualifizieren, muss man unter den ersten vier der Weltrangliste liegen. Hinzu kommt das jeweils beste Team eines jeden Kontinents. Platz fünf würde demnach für London reichen.

Und es wird noch komplizierter: Denn die Mannschaftsqualifikation hat auch Auswirkungen auf die Einzelwettbewerbe. Drei Fechter eines qualifizierten Teams dürfen auch im Einzel ran, was die freien Plätze des 36er-Feldes in London auf zwölf reduziert. Davon werden sieben über die Einzel-Weltrangliste vergeben, jedoch höchstens zwei Fechter dürfen aus Europa kommen.

Die letzten fünf Plätze werden bei vier kontinentalen Qualifikationsturnieren verteilt – als allerletzte Chance.

(RP)
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