Tennis: Schüttler und Kiefer verpassen die Nummer eins Fabrice Santoro gewinnt Turnier in Doha

Doha/Chennai (sid). Titelverteidiger Rainer Schüttler und Nicolas Kiefer sind bei dem Versuch gescheitert, die erste Nummer eins des Tennisjahres 2000 zu werden. Schüttler gab im Finale von Doha gegen den Franzosen Fabrice Santoro beim Stand von 6:3, 5:7, 0:3 wegen einer Bauchmuskelzerrung auf. 24 Stunden zuvor hatte Kiefer seine ehrgeizigen Ambitionen nach der 5:7, 4:6-Niederlage im Halbfinale gegen Santoro begraben müssen, der damit die neue Nummer eins der Punktewertung "Race of Champions" ist.

Auch der Münchner Markus Hantschk verpasste in Chennai die große Chance, sein erstes Tour-Finale zu gewinnen. Der 22-Jährige unterlag dem Franzosen Jerome Golmard 3:6, 7:6 (8:6), 3:6. Im Vorjahr hatte Rainer Schüttler im Finale des indischen Turniers gegen Byron Black (Simbabwe) den kürzeren gezogen. Schüttler ("Ich konnte den Ball im dritten Satz nicht mehr richtig hochwerfen") teilt sich in den Rankings mit 35 Punkten Platz zwei mit Golmard und Adelaide-Sieger Lleyton Hewitt (Australien).

Nicolas Kiefer (22 Punkte) kündigte derweil seine endgültige Entscheidung in Sachen Daviscup für den kommenden Dienstag an. Nach einem Gespräch mit seinem neuen Manager Patricio Apey in Melbourne will der 22-Jährige "endgültig und abschließend" Auskunft darüber geben, ob er beim Erstrundenvergleich zwischen Deutschland und den Niederlanden vom 4. bis 6. Februar in Leipzig wieder zur Verfügung steht.

Stefan Schaffelhuber, Co-Trainer des Daviscupteams und Leiter der Tennisakademie in München-Unterföhring, ist zuversichtlich, dass Kiefer in Leipzig spielen wird: "Die Sache sieht, denke ich, ganz gut aus." Es müsse, so Schaffelhuber weiter, für die Spieler wieder eine Ehre sein, im Daviscup für ihr Land anzutreten: "Und wenn sie dann erstmal im Halbfinale oder Finale stehen, werden sie verstehen, was es tatsächlich bedeutet, Daviscup zu spielen."

Allerdings macht sich Schaffelhuber zur Person des zurückgetreten Teamchefs Boris Becker aus der Sicht Kiefers wenig erfreuliche Gedanken: "Mit Sicherheit wird sich Boris nicht zurückziehen. Er wird jetzt verstärkt im Hintergrund die Fäden ziehen." Becker sei es nur leid gewesen, auf Dauer gegen den permanenten Gegenwind anzukämpfen.

Haas und Schüttler gegen Krajicek und Co. Sollte Kiefer trotz aller Mutmaßungen in seinem selbst gewählten Exil bleiben, würden vermutlich Tommy Haas und Rainer Schüttler die Einzel gegen Richard Krajicek und Co. bestreiten. Ob das Wunsch-Doppel Marc Goellner/David Prinosil in Leipzig zur Verfügung steht, ist nach der Achillessehnen-Operation von Prinosil fraglich. Als Alternative könnte möglicherweise Haas an der Seite des ausgezeichneten Doppelspielers Goellner antreten. Aber auch in Sachen Prinosil ist Schaffelhuber Optimist: "Wir werden alles versuchen, ihn in Unterföhring bis zum Spiel fit zu kriegen. Eine kleine Chance besteht noch."

Foto: Nicolas Kiefer.

Bei Nicolas Kiefer hielten sich nach der Niederlage gegen Fabrice Santoro in Doha Enttäuschung und Selbstkritik wie üblich in Grenzen. "Mein Aufschlag hat mich ein bisschen im Stich gelassen", stellte der exzentrische Niedersachse fest: "Aber immerhin habe ich wieder eine Menge gelernt."

Bereits am Sonntag saß Kiefer mit seinem Trainer Bob Brett ("So gut ist Nicolas noch nie in ein Tennisjahr gestartet") im Flieger Richtung Melbourne, wo er bei den Australian Open (17. bis 30. Januar) den längst überfälligen großen Wurf landen will: "Ich möchte endlich bei den Grand-Slam-Turnieren besser spielen." Beim Einladungsturnier "Colonial Classic" im alten Kooyong-Stadion von Melbourne will sich Kiefer ab Mittwoch vor Ort auf die Bedingungen beim ersten Grand-Slam-Turnier des Jahres vorbereiten.

In Adelaide gewann Australiens neuer Hoffnungsträger Lleyton Hewitt den ersten ATP-Titel des Jahres 2000. Im Finale besiegte der 18 Jahre alte Teenieschwarm mit den langen blonden Haaren und dem Schlabberlook den schwedischen Titelverteidiger Thomas Enqvist 3:6, 6:3, 6:2 und kassierte dafür gemäß dem neuen Reglement 35 Punkte. Hewitt stand bereits zum dritten Mal hintereinander im Finale des Turniers, bei dem er 1998 als bisher jüngster Spieler der Geschichte einen Titel gewann.

(RPO Archiv)
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