„Hat Riesenspaß gemacht“ Mountainbike-Schlammschlacht begeistert bei European Championships
München · Schwierige Bedingungen haben das Mountainbike-Rennen der Frauen bei den European Championships „extrem hart“ gemacht, die Fahrerinnen waren dennoch begeistert.
Im Gesicht von Loana Lecomte war mehr Dreck als Haut zu sehen, die Beine waren schwarz vom Schlamm, das Rad war übersät mit Gras-Resten und dennoch winkte die Französin ins Publikum, grinste breit und feierte am frühen Samstagnachmittag ausgelassen. Nach 1:28,04 Stunden kam sie als neue Mountainbike-Europameisterin nach einer wahren Schlammschlacht am Olympiaberg von München ins Ziel.
Es war ein „extrem hartes Rennen“, was die Frauen da am Samstag bestritten, wie die Schweizer Olympiasiegerin Jolanda Neff später sagte. Sie wurde am Ende Vierte hinter Lecomte, deren Landsfrau Pauline Ferrand Prevot und der Niederländerin Anne Terpstra. „Jeder Meter war ein Kampf, die Räder sind beim Anstieg oft durchgedreht“, sagte der Star der Szene.
Der Dreck machte den Fahrerinnen auch mit den Rädern Probleme, behinderte dieser doch die Schaltung und sorgte dafür, dass die Ritzel in die Ketten griff. Leidtragende war die Französin Ferrand Prevot, der in Führung liegend immer wieder die Kette runterfiel. Sie verlor wertvolle Zeit und musste ihre Teamkollegin Lecomte ziehen lassen.
Gut eine Stunde vor dem Start des Rennens am Samstagmittag regnete es in München auf einmal in Strömen, die Strecke rund und über den Olympiaberg weichte so richtig auf, nachdem es bereits in der Nacht immer wieder Wasser von oben gab. An den Anstiegen, das sahen die Zuschauer an der Strecke perfekt, bekamen die Fahrerinnen kaum mehr Grip. Auf den dicken Reifen der teuren Mountainbikes war kein Profil mehr zu erkennen, der Matsch machte sie quasi zu Slicks wie man sie aus dem Motorsport kennt.
„Berghoch war es super schwierig“, gab die Deutsche Leonie Daubermann zu, die als 17. Beste aus dem Team des deutschen Radsportverbands war. Für sie dennoch ein Erfolg, noch vor drei Wochen infizierte sie sich mit Corona und hatte zwei Wochen mit den Symptomen zu kämpfen. Das habe die „Schlammschlacht nicht einfacher gemacht“, sagte sie nach dem Rennen. Dennoch habe sie viel Spaß bei dem Rennen gehabt, weil sie mehr gefordert gewesen war.
Weniger Spaß hatte zumindest in der ersten Runde die zweite Deutsche Nadine Rieder, die als 18. in Ziel kam. Sie stürzte und musste alle Hoffnungen auf eine vordere Platzierung begraben. Nicht zu viel riskieren, was schlussendlich das Motto. Denn schon in der kommenden Woche findet in Les Gets die Weltmeisterschaft statt. „Es war extrem rutschig“, sagte sie.
Die Strecke war über weite Teile des Rennens eine einzige Matschbahn. Es wirkte fast, als würden die Fahrerinnen sich eher auf einer Eisbahn bewegen als auf einer Grasfläche, die Abfahrten wurden dadurch heikel, die Anstiege kaum mehr zu bewältigen. „Es war fast unfahrbar“, sagte die Schweizerin Linda Ingergand. Die deutschen Frauen erzählten, sie wären die Anstiege mehr gelaufen als gefahren. Erst gegen Ende des Rennens wurde es besser. Die Männer am Freitagabend, als Tour-de-France-Etappensieger Tom Pidcock aus Großbritannien sich den Titel holte, hatten da deutlich bessere Bedingungen.
Und dennoch fiel das Fazit der Fahrerinnen durchaus positiv aus. „Es hat Riesenspaß gemacht. Wenn man einmal dreckig ist, ist es auch egal“, sagte Rieder.