„Fahre erstmal ins Krankenhaus“ Lückenkemper verpasst Gold-Feier wegen Wunde am Oberschenkel

München · Gina Lückenkemper feiert mit dem EM-Gold über die 100 Meter den größten Einzelerfolg ihrer Karriere. Doch die Party danach fiel zunächst aus. Sie musste ins Krankenhaus.

 Mit einer Wunde am Oberschenkel zu Gold: Gina Lückenkemper.

Mit einer Wunde am Oberschenkel zu Gold: Gina Lückenkemper.

Foto: dpa/Sven Hoppe

Die ganz große Party fiel für Gina Lückenkemper am Dienstagabend erst einmal aus. Die Sprinterin, die sensationell in 10,99 Sekunden zum Europameister-Titel über die 100 Meter gelaufen ist, startete im Krankenhaus in die Nacht. Sie verletzte sich offensichtlich schon vor ihrem Halbfinale am Oberschenkel. Die Wunde platzte nach dem furiosen Finale, in dem das Zielfoto die Siegerin ermitteln musste, wieder auf. „Ich fahre dann jetzt erstmal ins Krankenhaus“, schrieb die 25-Jährige ihren Fans bei Instagram, während der deutsche Leichtathletik-Verband mitteilte, dass die Wunde genäht werden müsse.

Bereits die Ehrenrunde im Olympiastadion am späten Dienstagabend konnte erst mit Verzögerung beginnen. Lückenkemper stürzte nach dem Zieleinlauf, weil sie sich so weit nach vorn streckte. Es war der vielleicht größte Kampf auf den letzten zehn Metern, den sie je in einem Rennen bestritten hatte. Sofort deutete sie an, dass sie eine offene Wunde habe. Auf den Monitoren im Stadion war zu sehen, wie sie Blut an der Hand hatte.

Noch im Stadioninnenraum wurde sie von Sanitätern erstversorgt. Sie bekam einen Verband um den Oberschenkel und führte das Siegerinterview in einem Rollstuhl sitzend. Einen Teil der Ehrenrunde mit der Deutschland-Fahne in der Hand ließ sie sich dennoch nicht nehmen. Auch das obligatorische Foto mit der Anzeigetafel und der gelaufenen Zeit musste sein.

European Championships: Die deutschen Medaillengewinner von München
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Foto: AFP/ANDREJ ISAKOVIC

Kurios: Bereits im Halbfinale musste sie mit einem Tape am linken Oberschenkel laufen. „Ich wusste nicht, ob ich das Finale starten kann“, verriet sie später. Doch ihre Betreuer hätten Wunder bewirkt. Was genau passiert war, sagte Lückenkemper zunächst nicht.

Erst in der Nacht, genauer gesagt um 1:10 Uhr, traf sie schließlich im Teamhotel ein und wurde von der deutschen Mannschaft mit großem Jubel begrüßt. Zuvor musste ihre Wunde im Krankenhaus mit acht Stichen genäht werden. Gina Lückenkemper: „Ich weiß noch nicht genau, woher die Wunde kommt. Ob vom Sturz oder etwas anderem. Aber mir geht es gut! Ich bin überglücklich und kann das alles noch gar nicht so richtig fassen.“

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Foto: AFP/INA FASSBENDER

Für die Soesterin war es der größte Einzelerfolg ihrer Karriere. In 10,99 Sekunden lief sie zu Gold, der zeitgleichen schweizerischen Mitfavoritin Mujinga Kambundji blieb nur Silber. Bronze ging an die Britin Daryll Neita (11,00). Vor einigen Wochen gewann Lückenkemper mit der 4x100-Meter-Staffel Bronze bei der Leichtathletik-WM in Eugene. Am Sonntag wollte sie mit ihren Kolleginnen über die selbe Distanz um Gold kämpfen. Ob das mit der Verletzung nun möglich ist, ließ der DLV am Dienstagabend zunächst offen.

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