Doppel-Gold für Seitz und Malewski Deutsche Turnerinnen liefern bei European Championships Spektakel pur

München · Zwei Mal Gold in den Einzel-Finals und eine historische Bronze-Medaille begeistern die Fans in der Olympiahalle. Die deutschen Turnerinnen um Emma Malewski und Elisabeth Seitz liefern Spektakel pur.

 Gewann sensationell Gold: Emma Malewski.

Gewann sensationell Gold: Emma Malewski.

Foto: AP/Martin Meissner

Die Olympiahalle kochte am Sonntag. Nein, es lag nicht an den hohen Temperaturen bei den European Championships in München, es waren die deutschen Turnerinnen, die in der Halle vor rund 8000 Zuschauern eine unfassbare Show in den Geräte-Einzelfinals lieferten. Vollkommen überraschend gewann zunächst Elisabeth Seitz am Stufenbarren Gold und ließ die vielen Fans ausflippen. Als dann auch die erst 18-jährige Emma Malewski am Schwebebalken mit einer blitzsauberen Vorstellung von der gesamten europäischen Konkurrenz nicht zu schlagen war und sensationell den Titel gewann, gab es kein Halten mehr. Die Zuschauer, unter denen viele Familien waren, grölten und klatschten begeistert. Das war schon am Samstagnachmittag so, als die deutschen Turnerinnen im Team eine historische Bronze-Medaille gewannen.

„Die Kulisse ist nicht zu fassen“, sagte Malewski schon am Samstag, nachdem sie mit ihren Teamkolleginnen Seitz, Kim Bui, Sarah Voss und Pauline Schäfer-Betz etwas überraschend hinter Italien und Großbritannien Dritte im Teamfinale wurde. Ihre Familie sei da gewesen, sagte sie da. Das habe sie zusätzlich gepusht, war es doch ihr erster großer internationaler Wettkampf vor vielen Zuschauern, nachdem sie während der Coronazeit oft in leeren Hallen turnen musste. Am Sonntag schien sie das so dermaßen beflügelt zu haben, dass sie mit 13,466 Punkten eine ausgezeichnete Kür am Schwebebalken ablieferte und die starke Konkurrenz hinter sich ließ. „Es ist einfach fantastisch, ein perfekter Tag. Durch die vielen Zuschauer fühlt sich alles noch viel krasser an“, sagte sie.

Fassungslos verfolgte sie die Vorstellungen ihrer Konkurrentinnen, die der Reihe nach vom Balken fielen. Als die Britin Ondine Achampong als letzte Athletin ihre Wertung bekam, versank Malewski in ihren Händen, schluchzte und weinte hemmungslos vor Glück. Daran änderte sich auch nichts, als sie ihre Teamkolleginnen in den Arm schloss, mit denen sie bereits am Samstagnachmittag im Bauch der großen Olympiahalle die eine oder andere Träne verdrückt hatte. Allen voran Seitz und Kim Bui. Die beiden, die so viel in ihrer gemeinsamen Karriere erlebt haben, lagen sich in den Armen und weinten. Es war eine Blaupause für das, was am Sonntag folgen sollte, nachdem Seitz am Stufenbarren überraschend EM-Gold im Einzel gewann. „Ich bin seit 2009 dabei und hatte so viele vierte, fünfte und sechste Plätze. Jetzt fühlt sich das alles überwältigend an“, sagte Seitz nach dem Wettkampf, während Bui die Szenerie nur noch genoss, nachdem sie bei ihrem letzten Wettkampf der Karriere noch mal einen fünften Platz erturnte. Bereits am Samstag sagte sie über Team-Bronze: „Ich kann es noch gar nicht richtig glauben.“

Ähnlich erging es da auch der Dormagenerin Sarah Voss, die mit ihrer starken Leistung am Sprung als letzte deutsche Athletin nach vier Rotationen die Medaille perfekt gemacht hatte. „Ich habe alles gefühlt: Erleichterung, Freude, Begeisterung“, sagte Voss. Für Bronze riskierte sie alles. In der Qualifikation verletzte sie sich noch an der Wade, hatte auch im Teamwettkampf Probleme – und turnte trotzdem die Doppelschraube am Sprung. „Ich bin all-in gegangen“, sagte sie. Mit Erfolg. Die Medaillen trug sie nach der Übergabe stolz um ihren Hals. Noch nie schaffte es eine Turn-Mannschaft aus Deutschland bei einer EM auf das Podium.

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Überstrahlt wurde diese historische Medaille dann aber doch von den Leistungen von Malewski und Seitz – die damit auch das Karriereende von Bui in den Hintergrund geraten ließen. Eigentlich hätte es ja für Bui kaum besser werden können. Mit Bronze bei einer EM die Karriere beenden? Was könne sie mehr wollen, sagte sie schon am Samstag. Doch die Freude über das Doppelgold ihrer Kolleginnen ergriff sie genauso. Es war eine wunderschöne Woche. „Meine Übung war Konzentration pur, danach gab es nur noch Emotionen. Ich könnte eigentlich nur noch heulen“, sagte sie und tat das auch. Sie verbeugte sich vorm Publikum – und auch etwas vor ihren beiden Kolleginnen. Denn sie werden Turn-Deutschland künftig tragen müssen.

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