Viele kleine Fehler im Mehrkampf Deutsche Turner gehen mit Steigerungspotenzial ins Finale

München · Turner Lukas Dauser hat bei seiner Heim-EM den Titel am Barren im Blick. Das deutsche Männer-Team steht zudem am Samstag in Finale. Beim Mehrkampf gab es allerdings einige Pannen für die Mannschaft.

 Lukas Dauser (Deutschland) turnt am Barren.

Lukas Dauser (Deutschland) turnt am Barren.

Foto: dpa/Marius Becker

Die deutschen Turner haben bei den European Championships das Team-Finale im Mehrkampf erreicht. Mit einem siebten Platz qualifizierte sich die Mannschaft von Bundestrainer Valeri Belenki trotz eines bei Weitem nicht perfekten Turntages. Lukas Dauser, Andreas Toba, Nils Dunkel, Glenn Trebing und Lukas Kochan, für den es das EM-Debüt war, turnten am Donnerstag insgesamt 245,659 Punkte an den sechs Geräten.

Nach einem guten Start am Pferd und an den Ringen, leisteten sich an den weiteren Geräten alle deutschen Turner hier und da kleinere Fehler. Einigen passierten auch größere. Routinier Andreas Toba stand erst die Landung beim Sprung nicht, konnte dann am Barren keine saubere Übung turnen, weil der Trainer den Holm am Barren nicht richtig festgestellt hatte, und griff schlussendlich auch noch am Reck daneben und stürzte ab. Ausgerechnet an dem Gerät, an dem er in Einzelfinale einziehen wollte.

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Foto: dpa/Sven Hoppe

Nils Dumke zeigte am Pferd eine auch für ihn überraschend gute Übung und erreichte damit das Einzelfinale. Danach kam der Silbermedaillen-Gewinner von Tokio, Lukas Dauser, ans Pferd. Allerdings wurde er bei den Olympischen Spielen Zweiter am Barren. Das Pferd gehört nicht gerade zu den Parade-Geräten des 29-Jährigen. Bei seinem Heimspiel in München sorgte Dauser schon während seiner Übung für erstaunte Rufe. Danach ballte auch er die Faust, es war keine herausragende Übung, aber ein solider Einstand für Dauser mit 13,166 Punkten. Der relativ kurzfristig ins Team gerückte EM-Neuling Lukas Kochan holte mit einer doppelten Schraube im Sprung starke 14,200 Punkte. Ein richtig guter Einstand für den Youngster, der an den anderen Geräten noch nicht zum Einsatz gekommen war.

Am Barren hatte dann Dauser seinen großen Auftritt. Unter dem rhythmischen Klatschen der Zuschauer schwang er sich auf sein Parade-Gerät, startete gewohnt souverän in die Übung, hatte dann etwas zu kämpfen, musste hier und da mit den Armen etwas nachdrücken. Nach dem Abgang war die Erleichterung entsprechend groß. Dauser jubelte fast so laut für die Fans, schlug sich auf die Brust. Noch lauter wurde der Jubel, als seine Wertung angezeigt wurde: Dank der hohen Schwierigkeit seiner Übung gab es 14,766 Punkte. Das Einzelfinale am Barren war sicher. „Am Barren musste ich für die Mannschaft einfach durchturnen, egal wie“, sagte Dauser. „Da war ganz schön Druck auf dem Kessel. Es ging nur ums Durchkommen. Wie ich ins Finale komme, ist mir egal.“

Am Boden zeigte sich dann das gesamte Team des Deutschen Turnerbundes wieder solide, baute nur kleiner Fehler ein und schaffte es so ins Finale am Samstag. Dort gehe es nun wieder von vorne los, wie Nils Dunkel betonte.

Der erreichte als einziger neben Dauser ein Einzelfinale. Der 25-Jährige meinte nach dem Wettkampf, seine Übung am Pferd sei für ihn schon eine Top-Übung gewesen, da könne er auf die 14,366 Punkte am Sonntag im Finale wohl nicht mehr viel drauflegen. Ohnehin hat er dort nur Außenseiterchancen.

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Das gilt auch für das Team am Samstag. Aus Sicht des Bundestrainers hätte man die Chance gehabt, sich in der Qualifikation weiter vorne zu platzieren. „Leider haben wir das wegen ein paar Fehlern nicht geschafft“, sagte Belenki. In den Einzelfinals hatte er eigentlich mit drei Teilnahmen gerechnet, richtig unzufrieden wirkte er dennoch nicht. „Wir müssen jetzt nach vorne schauen und uns verbessern.“

Abseits der letzten deutschen Übungen am Boden turnte sich der Brite Joe Fraser mit einer guten Übung am Reck zum EM-Titel im Mehrkampf. Gerührt stand er neben der Matte, als seine Teamkollegen auf ihn zustürmten und den neuen Europameister feierten. Mit 85,565 Punkten lag er vor den Türken Ahmet Onder (85,131) und Adem Asil (84,465). Mehrkampf-Meister Dauser war mit 82,164 Punkten als Neunter bester Deutscher.

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