Prokop spricht sich für Bewerbung 2022 aus Viel Lob für Berliner Leichtathletik-Party

Berlin · Nach der schwungvollen Leichtathletik-Party prasselt reichlich Lob auf Berlin nieder. Der Ruf nach einer EM-Bewerbung für 2022 wird immer lauter.

 Mateusz Przybylko freut sich über seine Goldmedaille im Hochsprung

Mateusz Przybylko freut sich über seine Goldmedaille im Hochsprung

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Fantastisch, wunderbar, genial: Die Lobeshymnen der Leichtathleten auf die Gänsehaut-Stimmung bei der EM im Berliner Olympiastadion waren kaum zu übertreffen. Nach der gelungenen Party mit Rekordbesuch forderte OK-Chef Clemens Prokop, von 2001 bis 2017 Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV), eine erneute Bewerbung für 2022.

"Berlin würde sich für die EM 2022 anbieten. Die Stadt hätte alle Möglichkeiten, die Veranstaltung ohne größere Investitionen auszurichten", sagte Prokop dem sid. Dass die Leichtathletik-EM 2022 Teil der neuen European Championships ist und Berlin dann mehrere Titelkämpfe gleichzeitig ausrichten müsste, sei kein Problem. "Grundsätzlich sind die Sportstätten ja da", meinte Prokop.

Die Athleten schwärmten nach ihren Wettkämpfen regelmäßig vom Stadion und der guten Stimmung. "Die geile Kulisse hat mich beflügelt und mich über die Latte getragen", sagte Hochsprung-Europameister Mateusz Przybylko. "Ich glaube, so etwas werde ich nie wieder erleben", meinte Pamela Dutkiewicz nach ihrem Silberlauf über 100 m Hürden.

Verbandspräsident Jürgen Kessing schwärmte bei der abschließenden DLV-Pressekonferenz in höchsten Tönen. "Es war ein Sommermärchen, nicht nur für die deutsche Leichtathletik, sondern für die Leichtathletik überhaupt", sagte Kessing: "Wir haben einen neuen Schub bekommen, den wir hoffentlich in den nächsten Jahren nutzen werden."

Eine stürmische Sommerparty war die EM allemal. Auch wenn es an den ersten Tagen leere Blöcke gab, mit über 300.000 verkauften Tickets wurde ein neuer EM-Rekord erreicht. "Wenn ich die reinen Fakten nehme, die Zuschauer-Resonanz, die Medien-Daten, die Reaktionen von Sportlern und Funktionären, dann war das ein Riesen-Erfolg", so Prokop.

Auch Idriss Gonschinska, Leitender Direktor Sport beim DLV, war mit der Stimmung mehr als zufrieden - und sah sich gegenüber dem Fußball im Vorteil. "Da müssen schon ein paar Gegner kommen, damit das Olympiastadion eine ähnliche Stimmung hat, wenn hier Bundesliga-Fußball ist", sagte Gonschinska mit Blick auf Hertha BSC. Bei den Spielen des Bundesligisten ist das Stadion oft nur zur Hälfte gefüllt.

Der Hauptmieter fühlt sich auch deshalb nicht mehr wohl in der Fünf-Sterne-Arena und diskutiert mit dem Berliner Senat derzeit unter anderem über einen Umbau in eine reine Fußball-Arena, dem die blaue Laufbahn zum Opfer fallen würde. Das wäre das Aus für die Leichtathletik. "Ein Olympiastadion ohne Laufbahn wäre für mich auch kein Olympiastadion mehr", meinte Dagmar Freitag (SPD), Vorsitzende im Sportausschuss des Deutschen Bundestages.

Auch die Athleten wehren sich gegen einen Umbau. "Ich finde, das Olympiastadion Berlin ist eines der schönsten Stadien der Welt, eines mit Geschichte", sagte die neue Speerwurf-Europameisterin Christin Hussong: "Es wäre traurig, wenn es für den Fußball umgebaut wird."

Sebastian Coe, Präsident des Leichtathletik-Weltverbandes IAAF, versuchte die Gemüter zu beruhigen. "Ich habe mich während der EM mit Berlins Regierendem Bürgermeister Michael Müller getroffen, und er hat mir versichert, dass die Bahn auch in Zukunft im Olympiastadion bleiben wird", sagte Coe dem Tagesspiegel.

In ihrem ganzen Jubeltaumel hätten sich die wiedererstarkten deutschen Leichtathletik-Helden auch einen Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel gewünscht. "Warum war Frau Merkel nicht da?", sagte die EM-Zweite Christina Schwanitz im "Aktuellen Sportstudio" des ZDF und fügte hinzu: "Das finde ich ziemlich schade. Da sieht man auch die Wertschätzung."

(pabie/sid)
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