Eishockey-WM Russische Eis-Könige zurück auf dem Thron

Helsinki/Berlin · Die russischen Eis-Könige sind nach zwei Jahren Abstinenz eindrucksvoll auf den WM-Thron zurückgekehrt. Der Rekordweltmeister mit den Superstars Jewgeni Malkin und Alexander Owetschkin erteilte dem krassen Außenseiter Slowakei im Finale der Weltmeisterschaft zeitweise eine Eishockey-Lehrstunde und feierte durch das ungefährdete 6:2 (1:1, 3:0, 2:1) seinen insgesamt 26. WM-Titel.

Eishockey-WM 2012, Finale: Russland - Slowakei
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Überraschungsfinalist Slowakei verpasste im Duell "David gegen Goliath" eine ähnliche Sensation gegen Russland wie bei seinem bislang einzigen WM-Triumph vor zehn Jahren, war aber mit Silber und der besten WM-Platzierung seit dem legendären Endspielsieg 2002 mehr als zufrieden. "Zu Hause wird die Hölle los sein. Ich hoffe, das Land noch steht, wenn wir zurückkommen", hatte Altstar Miroslav Satan bereits nach dem 3:1-Halbfinalsieg im "Bruder-Duell" gegen Tschechien gesagt.

Der Außenseiter erwischte vor 13.300 Zuschauern in der ausverkauften Hartwall Arena in Helsinki einen Start nach Maß. Kapitän Zdeno Chara, Teamkollege vom deutschen Nationalspieler Dennis Seidenberg bei den Boston Bruins, traf nach nur 66 Sekunden mit einem Schlagschuss von der blauen Linie zum 1:0. Doch Alexander Semin (10. und 36.), Alexander Pereschogin (27.), Alexej Tereschenko (34.) und Pawel Dazjuk (44.) drehten die Partie zugunsten der läuferisch und technisch überlegenen Sbornaja. Chara gelang in Überzahl nur noch das 2:5 (50.), ehe Superstar Malkin mit seinem elften Turniertreffer (59.) der Endstand gelang.

NHL-Topscorer Malkin schrieb sogar Geschichte, obwohl er im Endspiel nicht so auftrumpfte wie noch beim 6:2 im Halbfinale gegen Finnland. Der Ausnahmestürmer wurde nicht nur zum WM-Scorerkönig und zum wertvollsten Spieler des Turniers gewählt, er trat auch in die Fußstapfen von Eishockey-Ikone Wayne Gretzky. Malkin ist der erste Spieler seit "The Great One" vor 30 Jahren, der im selben Jahr sowohl bei der WM und als auch in der NHL-Hauptrunde der beste Punktesammler war. "Im Moment ist er der Beste. Keiner kann ihn stoppen", sagte selbst der nicht minder begabte Teamkollege Owetschkin.

Bronze hatte zuvor im Duell der Halbfinal-Verlierer der zwölfmalige Weltmeister Tschechien durch das 3:2 (3:1, 0:0, 0:1) gegen Co-Gastgeber Finnland gewonnen. Da der zweite Gastgeber Schweden bereits im Viertelfinale ausgeschieden war, setzte sich der "Heimfluch" der WM-Ausrichter fort: Seit Russland 1986 ist es keiner Mannschaft mehr gelungen, Gold im eigenen Land zu gewinnen.

Den Schock durch das frühe Gegentor verarbeiteten Russen schnell. Der Weltranglistenerste antwortete mit wütenden Angriffen und startete eine Angriffswelle nach der anderen auf das Tor des slowakischen Goalies Jan Laco. Belohnt wurde dies mit dem Ausgleich durch Semin nach schöner Vorarbeit von Owetschkin. Beide Stürmer waren erst zum Viertelfinale zum russischen Team dazugestoßen.

Die Slowaken versuchten angeführt von Satan, einem von zwei noch verbliebenen 2002-Weltmeistern im Team, mit gelegentlichen Nadelstichen in der Offensive für Entlastung zu sorgen. Doch spätestens nach dem 2:1 dominierte das mit zahlreichen NHL-Stars gespickte russische Team nach Belieben.

Beide Finalisten werden bei der WM 2013, die ebenfalls in Schweden und Finnland ausgetragen wird, Gruppengegner der deutschen Mannschaft sein. Außerdem muss sich die DEB-Auswahl in Helsinki mit den USA, Finnland, Lettland, Frankreich und Aufsteiger Österreich messen.

Die Slowaken spielten im Finale auch für ihren im September vergangenen Jahres bei einem Flugzeugabsturz tödlich verunglückten Ex-Kapitän Pavol Demitra. "Ich bin mir sicher, er schaut von oben auf uns herab", hatte Stürmer Tomas Kopecky vor dem Spiel gesagt. Dem Flugzeugabsturz des russischen Teams Lokomotive Jaroslawl war auch der deutsche Nationalspieler Robert Dietrich zum Opfer gefallen.

(sid)
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