"Kein Rechtsextremist" Fragwürdige Likes haben keine Konsequenzen für Greiss

Köln · Eishockey-Nationaltorhüter Greiss sorgt mit fragwürdigen Ansichten im Internet für Aufregung. Der Deutsche Eishockey-Bund bestätigt den Vorfall. Konsequenzen hat dies für den deutschen WM-Torhüter aber nicht.

 Thomas Greiss im deutschen Trikot.

Thomas Greiss im deutschen Trikot.

Foto: dpa, skm hpl hak

Der Deutsche Olympische Sportbund kritisiert Eishockey-Nationaltorhüter Thomas Greiss scharf für seine im Internet geäußerte Zustimmung zu rechtsgerichteten Inhalten, vom Deutschen Eishockey-Bund hat Greiss aber keine Konsequenzen zu befürchten. Der DEB nahm seinen WM-Keeper am Freitagabend vor dem Vorrundenspiel gegen Dänemark noch einmal in Schutz. "Thomas Greiss ist kein Rechtsextremist und auch kein Rechtspopulist", sagte Vizepräsident Marc Hindelang unmittelbar vor dem Spiel in Köln.

Der NHL-Keeper der New York Islanders bleibt bei der Weltmeisterschaft in Köln und Paris im deutschen Team. "Rein sportlich wird es keine Konsequenzen haben. Er wird weiter im Kader bleiben", sagte Hindelang und kritisierte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der zuvor gedroht hatte, Greiss im Wiederholungsfall nicht mit zu Olympia 2018 mitnehmen zu wollen. "Wir haben noch nicht miteinander gesprochen. Vielleicht wäre manches im Vorfeld auch schon zu klären gewesen", sagte Hindelang.

Hörmann hatte scharfe Kritik an Greiss geäußert. "Alle Sportler haben eine wichtige Vorbildfunktion in der Öffentlichkeit. Politischer Extremismus hat im Sport schlichtweg nichts zu suchen", sagte Hörmann. "Deshalb wäre ein Beibehalten dieser Kommunikation ein klares Ausschlusskriterium für diesen oder andere Spieler. Wer so agiert oder kommuniziert, kann nicht Teammitglied in Pyeongchang sein." Allerdings dürfte Greiss bei den Winterspielen 2018 ohnehin nicht dabei sein. Die nordamerikanische Profiliga NHL hatte entschieden, für Olympia nicht die Saison unterbrechen zu wollen.
"Ich glaube auch nicht, dass es wieder vorkommt. Wie gesagt, er ist kein Rechtsextremist", sagte Hindelang.

Der Deutschlandfunk hatte berichtet, Greiss habe sich im sozialen Netzwerk Instagram als Anhänger von US-Präsident Donald Trump und Gegner der früheren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton zu erkennen gegeben. Dabei hatte Greiss offenbar unter anderem auch einen Vergleich von Clinton mit Adolf Hitler mit dem 'Gefällt-Mir'-Button markiert. "Grundsätzlich ist Hitler ein No-Go, das ist ganz klar. Es gibt Dinge, die gehen in Deutschland nicht", sagte Hindelang. "Aber alles andere, wen er wählt, wen er gut findet, ist seine Sache. Wir können niemandem vorwerfen, für oder gegen Trump oder Clinton zu sein. Die Art und Weise ist natürlich etwas anderes."

Bundestrainer Marco Sturm erklärte am Freitag in Köln, davon nichts gewusst zu haben. "Ich habe von absolut nichts eine Ahnung. Alles, was nichts mit Eishockey zu tun hat, kann ich nicht kontrollieren."

Greiss sollte am Abend im WM-Spiel gegen Dänemark nicht zum Einsatz kommen. Dies liegt laut Sturm jedoch an einer Verletzung. Bezüglich der Instagram-Aktivitäten des 31-Jährigen sagte Sturm weiter: "Ich stelle auch keine Fragen. Das interessiert mich auch nicht. Was außerhalb des Eises passiert, ist jedem Spieler selbst überlassen."

Hindelang hingegen erklärte: "Das ist ein schmaler Grat zwischen Geschmacklosigkeit und intolerablen Dingen. Das ist eine Grauzone." Der DEB-Vizepräsident bestätigte außerdem, dass auch in der Mannschaft über den Vorfall diskutiert worden ist. "Ja, das ist ein Thema. Da sind die Meinungen auch geteilt", sagte Hindelang.

(dpa)
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