Nach Absage der NHL-Profis Vor der Eishockey-WM begeistern Rieder und Draisaitl

Mannheim · Nach den Absagen der NHL-Profis und zahlreicher anderer Leistungsträger machen in der deutschen Nationalmannschaft kurz vor der WM vor allem die Jungen Mut: Tobias Rieder (21) und Leon Daisaitl (18) begeisterten beim 2:0 gegen die Schweiz im vorletzten Test.

Deutschland gewinnt WM-Test gegen die Schweiz
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Die Absagenflut vor der Eishockey-WM ärgert nicht jeden. "Ich kann mich nicht beschweren, alles super", sagte Nationalmannschaftsneuling Tobias Rieder und grinste. Der 21-Jährige hat allen Grund zur Freude. Nicht zuletzt deshalb, weil viele Leistungsträger fehlen, bekam er eine Chance und nutzte sie. Nach seiner Gala beim 2:0 gegen Vizeweltmeister Schweiz kann der AHL-Stürmer die Reise nach Weißrussland planen.

Bundestrainer Pat Cortina machte quasi aus der Not eine Jugend. Die großen Lücken, die die NHL-Profis und Leistungsträger aus der DEL mit ihren Absagen rissen, füllte der 49-Jährige mit hoffnungsvollen Talenten. Vor allem Rieder, der in seinem dritten Länderspiel mit der Vorlage zum Führungstor durch Daniel Pietta (28.) und seinem ersten Treffer zum entscheidenden 2:0 (35.) glänzte, und der in Kanada schon als "deutscher Gretzky" gehandelte Leon Draisaitl (18), der das zweite Tor vorbereitete, begeisterten.

Dass die beiden Youngster am kommenden Mittwoch in den Flieger nach Minsk steigen, ist sicher. "Nein", antwortete Cortina nach dem vorletzten WM-Test auf die Frage, ob irgendetwas dagegen spreche.
"Aber vielleicht fällt mir ja noch was ein", fügte er lachend hinzu.

Auch wenn bei der WM-Generalprobe am Dienstag (20.00 Uhr/Sport1) in Nürnberg gegen die USA die Nationalspieler der DEL-Finalisten ERC Ingolstadt und Kölner Haie hinzukommen - an Rieder und Draisaitl führt kein Weg vorbei. "Taktisch sehr, sehr stark", lobte der Bundestrainer den gebürtigen Landshuter Rieder, der seit drei Jahren in Nordamerika spielt, "zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Er kann bei der WM viel bewirken."

Und von Ausnahmetalent Draisaitl, der beim NHL-Draft im Juni ganz vorne erwartet wird, ist der Italo-Kanadier ohnehin begeistert. "In der Kabine verhält er sich wie einer der Jungen im Team, auf dem Eis spielt er wie einer der Alten", sagte Cortina dem SID. Seine außergewöhnliche Spielintelligenz zeigte Draisaitl beim 2:0: Der Mittelstürmer der Prince Albert Raiders (WHL) spielte den Puck einem Verteidiger durch die Beine genau auf Rieders Schläger.

"Ganz okay für einen 18-Jährigen", fand der Hochgelobte seine Leistung in seiner ersten sieben Länderspielen in gut drei Wochen: "Ich weiß, dass ich noch viel besser spielen kann." Die Teilnahme an der WM (9. bis 25. Mai) wäre für den Sohn des ehemaligen Nationalspielers Peter Draisaitl "das Größte".

Auch Rieder, der am 24. April sein Debüt gab, beeindruckte innerhalb kürzester Zeit. "Es hat alles super funktioniert", sagte der Stürmer der Portland Pirates, der in der nächsten Saison auf den Sprung zu den Phoenix Coyotes in die NHL hofft. Die WM wäre die beste Bühne, um Werbung in eigener Sache zu machen - schließlich betreut Coyotes-Cheftrainer Dave Tippett das kanadische Team. "Da kann ich gleich mal vorspielen", meinte Rieder.

Gute WM-Chancen haben auch die anderen Youngster: Die Stürmer Dominik Kahun (Sudbury/OHL/18), Marcel Noebels (Adirondack Phantoms/AHL/22) und Torhüter Philipp Grubauer (Hershey Bears/AHL/22) trugen ihren Teil dazu bei, dass die Lücken im DEB-Team viel kleiner geworden sind.

Nach den Siegen gegen Rekordweltmeister Russland (3:0) und die Schweiz ist Cortinas Mannschaft seit 166:42 Minuten ohne Gegentor. "Ich bin glücklich, aber noch nicht zufrieden", sagte der Bundestrainer. Von den vielen Ausfällen redet in der Kabine niemand mehr. "Da wird nicht rumgemeckert, weil Spieler abgesagt haben", berichtete Rieder: "Das macht uns nichts aus."

(sid)
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