Eishockey-WM Ehrhoff übernimmt im DEB-Team die Rolle als Anführer

Köln · Zu Beginn der Eishockey-WM in Köln und Paris musste Christian Ehrhoff verletzt passen. Nun führt der frühere NHL-Verteidiger die deutsche Auswahl als Kapitän an. Sein Schritt zurück in die DEL war schwierig.

 Christian Ehrhoff in der Partie gegen Russland.

Christian Ehrhoff in der Partie gegen Russland.

Foto: afp, PST

Zum Eishockey-Märchen 2010 kam Christian Ehrhoff als Nachzügler aus der NHL. Ihn plagten Zeitumstellung und Schlafmangel, schnell entwickelte er sich dennoch zum Erfolgsgaranten der Heim-WM. Am Ende wurde Ehrhoff gar ins All-Star-Team des Turniers gewählt. Sieben Jahre später fehlte der inzwischen 34 Jahre alte Verteidiger der Kölner Haie wieder zum Auftakt. Der Kapitän des Nationalteams kämpfte gegen Schmerzen, stieg erst im dritten Spiel ein und übernahm dennoch auf Anhieb seine Rolle als Anführer.

"Ich denke immer wieder gern an die WM von 2010 zurück. Das war ein Super-Erlebnis und ein Highlight in meiner Karriere", sagt er. "Die Hoffnung ist da, dass es wieder ein Highlight wird." Dafür scheint Ehrhoff wieder einer der deutschen Schlüsselspieler zu sein.

In den ersten Tagen hatte es ausgesehen, als würde der WM-Trubel für Ehrhoff in keinem Fall mit einem Halbfinaleinzug wie beim zuvor letzten Heim-Turnier enden, sondern mit einer persönlich sehr bitteren Enttäuschung. Schon vor dem Verletzungspech von NHL-Torjäger Tobias Rieder schien auch Ehrhoff das WM-Aus zu drohen. Eine Blessur am Oberkörper zwang ihn auf die Tribüne, ehe er beim 3:6 gegen Russland voranschritt und als bester deutscher Spieler gekürt wurde.

"Jede Sekunde im Spiel wünscht man ihn herbei. Seine Erfahrung und Ruhe könnten wir gut gebrauchen", hatte NHL-Verteidiger Dennis Seidenberg zuvor geklagt, obwohl Ehrhoff in den vergangenen Monaten seiner Topform hinterherlief und das Viertelfinal-Aus der Kölner Haie in den Playoffs nicht verhindern konnte. Doch mit seiner Einstellung hat er schon zu besten Zeiten stets Begeisterung beim DEB ausgelöst.

Keine Starallüren

862 Partien absolvierte Ehrhoff in der stärksten Liga der Welt und war einst kurzzeitig bestbezahlter NHL-Verteidiger. Er tritt aber nicht auf wie einer der prominentesten Spieler im deutschen Eishockey überhaupt. Starallüren sind dem Vater dreier Töchter fremd. "Abseits des Eises bin ich eher ein ruhigerer Typ", sagt er selbst. "Wenn etwas gesagt werden muss, dann sage ich das natürlich auch. Ansonsten versuche ich eher durch meine Taten zu führen."

Die Glanzzeiten seiner Laufbahn hat er inzwischen hinter sich. Und zum Ende seiner Nordamerika-Karriere erlebte Ehrhoff auch die Schattenseiten seines Sports. Die Los Angeles Kings schoben ihn in der Saison 2015/16 nach schwächeren Leistungen zu ihrem Farmteam in die zweitklassige AHL ab. Kurzfristig wechselte er nach Chicago. Doch auch dort schaute er überwiegend nur zu. Als er sich mit den Boston Bruins dann nicht auf einen Vertrag einigen konnte, kehrte er im vergangenen Oktober in die Deutsche Eishockey Liga (DEL) zurück.

Er vollzog einen Schritt, der nicht einfach war. Ein neues Kapitel begann. "Sicherlich war das etwas, was man mental schon verarbeiten musste", sagt Ehrhoff. "Vielleicht hatte ich auch erwartet, dass ich noch länger drüben spielen werde. Sicherlich hätte ich noch versuchen können, das ein oder andere Spiel herauszuquetschen." Für die Familie mit den Töchtern Leni, Milla und Olivia sei es aber der richtige Zeitpunkt für die Rückkehr in die Heimat gewesen. "Der Schritt war jetzt so richtig, und ich habe das bislang nicht bereut. Ich vermisse höchstens die Sonne Kaliforniens", sagt Ehrhoff.

(dpa)
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