4:2-Sieg gegen Finnland Draisaitl-Gala sorgt für viel Selbstvertrauen beim DEB-Team

Kosice/Bratislava · Mit dem 4:2-Erfolg gegen Finnland kann Deutschland mit Selbstvertrauen ins Viertelfinale der Eishockey-WM gehen. Leon Draisaitl reagierte auf Kritik des Bundestrainers mit einem starken Auftritt. In der Runde der letzten Acht wartet nun Tschechien.

Leon Draisaitl (2.v.r.) erzielt das 3:2 für die deutsche Mannschaft – und jubelt mit Patrick Hager (r.).

Leon Draisaitl (2.v.r.) erzielt das 3:2 für die deutsche Mannschaft – und jubelt mit Patrick Hager (r.).

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Es war nur ein Satz, den Toni Söderholm von sich gelassen hatte: "Er kann auf alle Fälle besser in der Defensive arbeiten, ich glaube nicht, dass das ein Geheimnis ist", sagte der Bundestrainer der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft nach dem Wochenende mit zwei Niederlagen gegen Kanada (1:8) und die USA (1:3) bei der Eishockey-WM – ausgerechnet über den Superstar der Mannschaft, Leon Draisaitl von den Edmonton Oilers.

Vor dieser Aussage hatte der Finne seinen Schützling noch gelobt. Hängen blieb jedoch dieser Satz, der für viel Wirbel sorgte. „Bundestrainer kritisiert Draisaitl“ hieß es plötzlich – und das vor dem letzten Gruppenspiel der Deutschen gegen Finnland. Der Angesprochene reagierte auf die Kritik so, wie es ein Superstar tun sollte: Mit einer ganz starken Leistung gegen die Finnen. Beim 4:2 (1:1, 1:1, 2:0)-Erfolg legte der 23-Jährige zuerst einen Treffer auf und erzielte die Tore drei und vier gleich selbst.

Zuvor hatte ihn Bundestrainer Söderholm mit einem taktischen Kniff „unterstützt“ – er hatte die Reihe der beiden NHL-Spieler Draisaitl und Dominik Kahun gesprengt. Mit Yasin Ehliz und Patrick Hager an Draisaitls Seite klappte es mit dem Defensivverhalten deutlich besser. Und in einem der kurzen Momente, in denen der NHL-Star doch mit Kahun auf dem Eis stand, legte er ihm prompt einen Treffer zum 2:2 auf.

„Ich denke, dass wir ein solides, sehr, sehr gutes Spiel gespielt haben. Alle haben den Job gemacht, den man machen muss, um so eine finnische Mannschaft zu schlagen“, sagte Draisaitl nach der Partie.

Bis es so weit war, hatte die deutsche Mannschaft beachtliche Stehauf-Qualitäten gezeigt. Denn der erste Abschnitt war schon wieder einer zum Vergessen. Die Finnen bestimmten Spiel und Tempo und schnürten die DEB-Auswahl in ihrem eigenen Drittel ein. Torhüter Philipp Grubauer, der nach seiner Verletzung wieder den Vorzug vor dem starken Mathias Niederberger erhielt, hatte alle Hände voll zu tun – musste aber nur einmal hinter sich greifen. Der deutschen Mannschaft fehlte durch die Umstellungen die Abstimmung. Dennoch erzielte Marc Michaelis in der 18. Minute mit dem allerersten (!) Torschuss der Deutschen nach einer schönen Kombination den Ausgleich.

Die DEB-Auswahl vollbrachte plötzlich das Kunststück, sich auf Augenhöhe zu den Finnen zu manövrieren, mehr noch, Drittel zwei und drei waren das Beste, was die deutsche Mannschaft bislang bei dieser Weltmeisterschaft ablieferte. „Wir haben in der Pause mehr Schlittschuhlaufen und ein schnelleres Spiel gefordert, um mehr Druck aufbauen zu können“, sagte Söderholm über das Duell gegen sein Heimatland.

Seine Mannschaft setzte die Kritik in starke Leistungen um – wie auch Superstar Draisaitl: Im Schlussabschnitt veredelte der 23-Jährige seine starke Leistung mit zwei Toren: Eins im Powerplay, das zweite ins leere Gehäuse. Vater Peter, der in der kommenden Saison den HC Kosice als Trainer übernehmen wird und sein neues Heimstadion bereits inspizieren konnte, schaute verzückt zu.

Mit fünf Siegen aus sieben Spielen absolvierte die DEB-Auswahl die erfolgreichste Vorrunde der Geschichte. „Sechs Top-Leistungen und 15 Punkte sind eine herausragende Leistung“, sagte Franz Reindl, Präsident des DEB. Und doch werden die Aufgaben nun naturgemäß schwerer: Im Viertelfinale trifft Deutschland am Donnerstag auf Tschechien – ein Schwergewicht des Welt-Eishockeys.

Immerhin dürfte der Sieg gegen die Finnen, ein weiteres Team aus den „Top six“ der Welt, für Auftrieb sorgen. Das sieht auch Reindl so: „Die Mannschaft darf mit großem Stolz und gesundem Selbstvertrauen in das Viertelfinale nach Bratislava einziehen!“

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