Eishockey-Krimi gegen Lettland Teufelskerl Grubauer rettet Deutschland das Viertelfinal-Ticket

Köln · NHL-Torhüter Philipp Grubauer war der überragende Akteur beim dramatischen 4:3-Sieg nach Penaltyschießen der Eishockey-Nationalmannschaft gegen Lettland. Das DEB-Team steht im Viertelfinale.

Um 22.52 Uhr verwandeln 18.797 Zuschauer die ausverkaufte Lanxess-Arena in ein Tollhaus. Die deutschen Spieler fallen übereinader her und feiern ausgelassen. Mit 4:3 (0:0, 2:1, 1:2, 0:0) nach Penaltyschießen hat die Eishockey-Nationalmannschaft das entscheidende Spiel gegen Lettland gewonnen. Damit hat das Team von Bundestrainer Marco Sturm sein großes Ziel bei der Weltmeisterschaft erreicht. Am Donnerstag trifft Deutschland nun im Viertelfinale auf Titelverteidiger Kanada. Für die Letten hingegen ist das Turnier nach der Vorrunde beendet.

David Wolf und Dennis Seidenberg hatten mit einem Doppelschlag innerhalb von nur 27 Sekunden im Mitteldrittel die Weichen zum Sieg gestellt. Doch die Letten drehten die Partie und gingen vier Minuten vor Schluss sogar in Führung. 33 Sekunden vor dem Ende gelang Felix Schütz noch der Ausgleich. Im Penaltyschießen traf nur Frederik Tiffels. Torhüter Philipp Grubauer, dieser Teufelskerl, hielt den Sieg fest. Sturm und die Mannschaft wussten, dass auf Grubauer Verlass ist. Er hatte auch Anfang September in Riga zwischen den Pfosten gestanden, als Deutschland mit einem 3:2-Sieg im entscheidenden Spiel beim Gastgeber Lettland das Olympia-Ticket löste.

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Foto: dpa, mb gfh

"Den Sieg nehmen wir mit, auch wenn es noch einmal sehr, sehr eng geworden ist. Hut ab, vor der Leistung. Die Mannschaft hat nie aufgeben", lobte Bundestrainer Marco Sturm bei Sport1. Der entscheidende Torschütze Tiffels konnte es noch nicht ganz glauben, was kurz zuvor passiert war: "Das war wunderschön. Ein geiler Moment. Den habe ich genossen. So ganz ist das noch nicht eingesickert", sagte der gebürtige Kölner. "Das war überragend von ihm. Ich freue mich für ihn", meinte auch Superstar Leon Draisaitl.

Dass Grubauer auch bei der Weltmeisterschaft zwischen den Pfosten stehen würde, konnte aber noch vor einer Woche niemand ahnen. Sturm hatte NHL-Torhüter Thomas Greiss als klare Nummer eins nominiert, Danny aus den Birken vom Meister München als zweiten Keeper. Doch nach einer überragenden Leistung von Greiss, der gegen die USA den 2:1-Sieg festhielt, wendete sich das Blatt. Nach dem siebten Gegentor gegen Schweden (2:7) verließ Greiss entnervt den Kasten, und gegen die Slowakei (3:2 n.P.) wurde er dann nach seinem Patzer in der zehnten Minute ausgewechselt. Er sei angeschlagen heißt es seitdem - möglicherweise hat ihn aber auch der Wirbel um seine Entgleisung im Internet aus der Spur geworfen. Der NHL-Keeper hatte im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf Donald Trumps absurden Vergleich von Hillary Clinton mit Adolf Hitler Hitler geliked, wofür er sich inzwischen entschuldigt hat.

Doch auch Danny aus den Birken patzte in der Folge bei seinen Einsätzen, sodass es für Marco Sturm ein Glück ist, dass Philipp Grubauer nach seinem Ausscheiden mit Washington Capitals in der NHL gegen Titelverteidiger Pittsburgh Penguins, wo er aber nur die Nummer zwei hinter dem Kanadier Braden Holtby war, sofort nach Köln gekommen ist. Sein Vertrag dort ist ausgelaufen. "Es weiß keiner, was passieren wird", sagt er und sieht die Chance, sich bei der WM in aller Welt zu empfehlen.

Einen besonderen Druck verspürte er vor dem Spiel nicht: "Es ist immer noch ein Mannschaftssport. Es hängt nicht nur von mir oder den anderen NHL-Spielern ab. Wir müssen als Mannschaft die Leistung bringen." Mehr noch, der Keeper forderte einen selbstbewussten Auftritt: "Man muss Repsekt vor dem Gegner haben, aber nicht zu viel. Wenn man sich einredet, dass man keine Fehler machen darf und ängstlich spielt, dann hat man schon verloren."

Trotz des Konkurrenzkampfes ist die Stimmung unter den drei Torhütern übrigens gut. Nach dem 4:1 gegen Italien hatte aus den Birken die kurze Kabinenansprache gehalten. "Ihr ward super. Ihr habt im ersten Drittel nur zwei Schüsse aufs Tor zugelassen, einen hab' ich sogar gehalten", sagte er, nachdem ihm die Scheibe zum Ausgleich durch die Schoner gerutscht war. "Das war der Brüller", berichtet Grubauer. "Die ganze Kabine hat geschrien vor Lachen."

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