NHL-Star der DEB-Auswahl Ehrhoff kneift nicht: "Ich will mithelfen"
Eishockey · NHL-Star Christian Ehrhoff ist Hoffnungsträger der Eishockey-Nationalmannschaft bei der WM und wurde zum Kapitän des Teams bestimmt. Nach der verpassten Olympia-Quali spielt die DEB-Auswahl erst einmal darum, nicht abzusteigen.
Ein "Nein" kam für Christian Ehrhoff überhaupt nicht infrage. "Man kann nicht das deutsche Eishockey kritisieren und dann die WM-Teilnahme absagen. Das wäre falsch", sagt der NHL-Profi. Also ist der Verteidiger der Buffalo Sabres, der erneut die Play-offs um den Stanley Cup verpasste, bei der Weltmeisterschaft in Schweden und Finnland ab Freitag der große Hoffnungsträger der zuletzt arg gebeutelten Nationalmannschaft. "Nach der verpassten Olympia-Qualifikation ist es umso wichtiger, dass wir eine gute WM spielen. Dabei will ich mithelfen", sagt der 30-Jährige. Als erstes Dankeschön bestimmte ihn Bundestrainer Pat Cortina gestern Abend zum neuen Kapitän der Mannschaft.
Das historische Olympia-Aus im Februar, das er in den USA live auf dem Computer verfolgte, hat ihm besonders wehgetan. "Das war eine Riesenenttäuschung für mich persönlich. Aber auch das Image des deutschen Eishockeys hat enorm gelitten", meint Ehrhoff, der seine Olympia-Teilnahmen 2002, 2006 und 2010 als "absolute Highlights" bezeichnet.
Der sportliche Absturz nach den großen Erfolgen bei den Weltmeisterschaften 2010 und 2011 hat den ehemaligen Krefelder auch verärgert. Deshalb nimmt er kein Blatt vor den Mund. "Das alles hat mit dem Wechsel von Uwe zu tun", sagt er und meint den erzwungenen Abschied von Uwe Krupp als Bundestrainer vor zwei Jahren. DEB-Präsident Uwe Harnos verweigerte dem jetzigen Coach der Kölner Haie eine Doppelfunktion. Mit dessen Nachfolger Jakob Kölliker verspielte die Nationalmannschaft bei der WM 2012 das direkte Olympia-Ticket, mit dem neuen Bundestrainer Pat Cortina scheiterte sie endgültig beim Qualifikationsturnier - erstmals in der Geschichte. "Ich kann nur hoffen, dass mit Pat wieder Stabilität und Kontinuität reinkommen", sagt Ehrhoff, "er hat eine ähnliche Philosophie wie Uwe." Mit Cortina gesprochen hat der bestbezahlte NHL-Verteidiger schon im vergangenen Herbst, als er während des Lockouts bei seinem Heimatklub Krefeld Pinguine spielte.
Erstmal nicht absteigen
Ob die DEB-Auswahl mit dem Italo-Kanadier an alte Erfolge anknüpfen kann, weiß Ehrhoff aber nicht: "Unser Ziel ist es erst mal, nicht abzusteigen. Das steht ganz oben auf der Liste. Ob wir wieder unter die besten Acht der Welt kommen können, ist schwer zu beurteilen." Dass zuletzt nicht nur das Olympia-Aus für negative Schlagzeilen sorgte, hat Ehrhoff auch in den USA mitbekommen. Der Streit mit der Zweiten Liga sei "eine Katastrophe", weil junge, talentierte DEL-Spiele keine Möglichkeit hätten, im Unterhaus Spielpraxis zu sammeln, beklagte er vor einigen Wochen. Generell vermisst er "eine bessere Förderung des Nachwuchses" und befürchtet künftig eine weitere Verschlechterung: "Ohne Olympia gibt es finanzielle Probleme für den DEB, der ohnehin nicht in Geld badet."
Wenig Grund zur Freude bot ihm zuletzt auch sein aktueller Arbeitgeber Buffalo. Zum zweiten Mal verpassten die Sabres die Meisterrunde, zudem gaben sie unter anderem ihren Kapitän Jason Pominville ab. "Ich bin nach Buffalo gekommen, um um den Stanley Cup zu spielen", sagt Ehrhoff, "das hat sich anders herausgestellt." Dass das Management nun einen größeren personellen Umbruch begonnen habe, sei die "Konsequenz aus zwei Jahren Misserfolg". Er hofft, dass der Neuaufbau nicht zu lange dauert. "Ich will nicht meine besten Eishockey-Jahre im Tabellenkeller verbringen."
Seine Entscheidung, vor zwei Jahren vom Stanley-Cup-Finalisten Vancouver Canucks nach Buffalo zu wechseln und dort einen Zehnjahresvertrag über 40 Millionen Dollar zu unterschreiben, hat der gebürtige Moeser dennoch "nicht bereut". Mit der eigenen Leistung war er in der abgelaufenen Hauptrunde "eigentlich zufrieden". Im Schnitt stand er über 25 Minuten pro Spiel auf dem Eis, "so viel wie noch nie in meiner Karriere". In der letzten Partie waren es sogar 30:09 Minuten - ein Vorgeschmack auf seine wichtige Rolle bei der WM.