Eishockey-WM Deutschland verliert nach tollem Kampf

Köln (RPO). Trotz einer beeindruckenden Leistung hat die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft die Siegesserie des Rekordweltmeisters nicht beenden können. Das Team von Bundestrainer Uwe Krupp unterlag zum Auftakt der WM-Zwischenrunde nach großem Kampf dem Titelverteidiger Russland um Superstar Alexander Owetschkin knapp mit 2:3 (0:1, 1:1, 1:1).

Eishockey-WM 2010: Deutschland - Russland
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Tore des 48 Stunden zuvor eingeflogenen NHL-Profis Christian Ehrhoff und von Alexander Barta konnten den 23. WM-Sieg des Topfavoriten in Folge nicht verhindern. "Wir haben uns im wahrsten Sinne des Wortes den Hintern aufgerissen. Wir können stolz auf uns sein. Wir dürfen jetzt nicht abheben und müssen das Positive mitnehmen", sagte Barta.

Dank einer starken Vorstellung war vor 18.343 Zuschauern in Köln lange sogar der erste WM-Erfolg im 36. Duell mit der Sbornaja möglich. Doch trotz zahlreicher hochkarätiger Chancen trafen nur Ehrhoff (40.), der nach dem Play-off-Aus in der NHL mit den Vancouver Canucks sofort nach Deutschland geflogen und erst am Donnerstagabend angekommen war, und Barta (54.). Ilja Kowaltschuk (15.), Nikolaj Kulemin (27.) und Owetschkin (50.) sicherten den effektiven Russen den 30. Sieg im 31. WM-Spiel unter Trainer Wjatscheslaw Bykow.

Deutschland braucht einen Sieg

Zum Einzug ins Viertelfinale benötigt die Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) aus den weiteren beiden Spielen am Sonntag (20.15 Uhr) gegen Weißrussland und am Dienstag (16.15 Uhr) gegen die Slowakei zumindest einen Sieg. Der 25-malige Weltmeister Russland, der in Deutschland nach den Triumphen 2008 und 2009 den Titel-Hattrick perfekt machen will, kann dagegen schon für die K.o. -Runde planen.

Erstmals bei dieser WM hatte die deutsche Mannschaft keinen Heimvorteil. Beide Fanlager hielten sich in der nicht ganz ausverkauften Kölner Arena die Waage. Mal waren die "Scheibu"-Rufe der Russen lauter, mal die "Deutschland"-Gesänge.

Die DEB-Auswahl begann wie von Krupp mit viel Aggressivität und Zweikampfhärte. Die Stars der "Sbornaja" kamen damit zunächst nicht zurecht und kassierten in den ersten Minuten gleich zwei Strafzeiten wegen Nachschlagens. Im Powerplay suchte das deutsche Team vor allem Ehrhoff.

Die Schlagschüsse des derzeit besten deutschen Verteidigers verschafften Torhüter Semjon Warlamow zwar viel Arbeit, blieben aber erfolglos. Nach einem dieser Ehrhoff-Schüsse schnappte sich Marcel Müller den Abpraller, scheiterte aber an Warlamow (4.). Genauso ging es Robert Dietrich (17.).

Auch der deutsche Goalie Dimitrij Kotschnew konnte sich über zu wenig Arbeit nicht beklagen. Gegen Artjom Anisimow (2.) rettete er ebenos glänzend wie gegen Kowaltschuk (12.). Gegen den russischen Kapitän war der Torhüter von Spartak Moskau drei Minuten später aber machtlos, als nach einer angezeigten Strafe gegen Nikolai Goc der Weltmeister einen sechsten Feldspieler aufs Eis geschickt hatte.

Fehlende Effektivität

Im zweiten Drittel war die DEB-Auswahl sogar die bessere Mannschaft und entwickelte enormen Druck auf das russische Tor. Allerdings fehlte die Effektivität im Abschluss. Die bewies der Weltmeister: Nachdem Patrick Hager (22.) und Sven Felski (24.) hochkarätige Chancen ausgelassen hatten, stand plötzlich Kulemin allein vor Kotschnew und lenkte den Puck nach einem maßgenauen Pass von Maxim Afinogenow ins Netz.

Doch das Krupp-Team ließ sich nicht entmutigen und stürmte weiter. Felski (32.) und Felix Schütz (33.), der die Siegtore gegen die USA (2:1) und Dänemark (3:1) erzielt hatte, scheiterten aber an Warlamow. Erst Ehrhoff brach den Bann. Nach schöner Vorarbeit von Michael Wolf schaufelte der 27-Jährige den Puck in den Winkel - genau in dem Moment, als die Schlusssirene des zweiten Drittels erklang. Nach Ansicht der Zeitlupe entschied der Videorichter auf Tor.

Lange überhaupt nicht zum Zug kam Superstar Owetschkin. Erst beim 3:1 zeigte er seine Klasse. Pawel Dazjuk, den die Russen nach dem NHL-Aus der Detroit Red Wings hatten einfliegen lassen, wirkte noch wie ein Fremdkörper. Noch auf der Tribüne saßen Jewgeni Malkin und Sergej Gontschar vom ausgeschiedenen Stanley-Cup-Sieger Pittsburgh Penguins, die den Weltmeister in den nächsten Spielen verstärken sollen.

Statistik

Russland: Warlamow - Kornejew, Grebeschkow; Atjuschow, Kulikow; Nikulin, Jemelin; Kalinin - Owetschkin, Semin, Fedorow; Dazjuk, Frolow, Kowaltschuk; Mosjakin, Suschinskij, Anisimow; Kulemin, Koslow, Afinogenow; Tereschtschenko

Deutschland: Kotschnew (Spartak Moskau/61 Länderspiele) - Ehrhoff (Vancouver Canucks/72), Dietrich (Milwaukee Admirals/18); Krueger (Cornell University/10), Sulzer (Nashville Predators/57); Holzer (Düsseldorfer EG/19), Braun (Eisbären Berlin/13); Butenschön (Adler Mannheim/29), Nikolai Goc (Hannover Scorpions/13) - Schütz (Portland Pirates/20), Marcel Goc (Nashville Predators/66), Rankel (Eisbären Berlin/44); Wolf (Iserlohn Roosters/83), Ullmann (Kölner Haie/97), Müller (Kölner Haie/28); Hospelt (EHC Wolfsburg/30), Hager (Krefeld Pinguine/32), Tripp (Hamburg Freezers/65); Kreutzer (Düsseldorfer EG/188), Barta (Hamburg Freezers/90), Felski (Eisbären Berlin/154)

Tore: 1:0 Kowaltschuk (14:20), 2:0 Kulemin (26:10), 2:1 Ehrhoff (39:59), 3:1 Owetschkin (49:46), 3:2 Barta (53:39)

Schiedsrichter: Minar, Sindler (beide Tschechien)

Zuschauer: 18.343

Strafminuten: Russland 8 - Deutschland 8

(SID/chk)
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