Open-Air-Spektakel Wintergame ist Werbung fürs Eishockey

Köln · Vor 47.011 Zuschauern im Fußballstadion des 1. FC Köln gewinnt Düsseldorf gegen den rheinischen Rivalen mit 3:2 nach Verlängerung.

 Eishockey in einem Fußballstadion: Ein Blick auf die Dimensionen des Winter Games der DEL in Köln.

Eishockey in einem Fußballstadion: Ein Blick auf die Dimensionen des Winter Games der DEL in Köln.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

 Philipp Gogulla gilt nicht gerade als extrovertiert. Der Eishockeyspieler der Düsseldorfer EG ist nüchtern, kein Mann vieler Worte. Zumindest bis Samstag. Da schrie der 31-Jährige seine Freude in das weite Rund des Rheinergie-Stadions zu Köln heraus. Gerade hatte Gogulla zum 1:0 für die DEG getroffen – ausgerechnet im Wintergame, ausgerechnet gegen die Haie, gegen seinen alten Verein, für den er 14 Jahre die Schlittschuhe schnürte. Die Kölner Fans hatten ihn, der im Sommer rheinabwärts gewechselt war, bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung leidenschaftlich ausgepfiffen. Nun lachte Gogulla. Zwei Tore erzielte er für die DEG, die den rheinischen Rivalen am Ende zwar glücklich, aber hochverdient 3:2 nach Verlängerung schlug.

Gogullas Geschichte ist eine der vielen an diesem Abend, die das alle zwei Jahre stattfindende Freiluftspiel der Deutschen Eishockey Liga zu einem Erfolg machten. 47.011 Zuschauer wollten das rheinische Derby zwischen Köln und Düsseldorf sehen – und dafür wurde großer Aufwand betrieben. 85.000 Meter Rohre wurden verlegt, aus 180.000 Litern Wasser wurde eine Eisfläche, mitten auf dem Rasen des 1. FC Köln. Das Spiel stand unter dem Motto der alten Römer: „Gloria Victori sit“ – Ehre dem Sieger. 25.000 Euro kostete die große Choreographie der Haie-Fans, sogar der in Köln unvermeidliche Lukas Podolski wurde aufgefahren, um das Eröffnungsbully durchzuführen. Die Frage nach der Ökobilanz eines solchen Spektakels sollte man besser nicht stellen – emotional und wirtschaftlich war das Ganze für beide Teams und das Deutsche Eishockey jedoch ein Erfolg.

„Wir haben über ein Jahr für das Wintergame gearbeitet“, sagte KEC-Geschäftsführer Philipp Walter. „Der Gesamtetat der Veranstaltung war siebenstellig. Um so glücklicher sind wir, dass alles so gut geklappt hat.“ Selbst das Wetter, das vorab Sorgen bereitete, spielte weitgehend mit: Nach einem verregneten ersten Drittel trocknete es merklich ab – und dann wurde es auch ein richtiges Eishockeyspiel.

Eines, das die Düsseldorfer lange Zeit dominierten. Nach 40 Minuten stand es 2:0, Gogulla hatte beide Male getroffen. Beim 3:2-Erfolg der Düsseldorfer vor vier Jahren im Wintergame hatte er ebenfalls zwei Treffer erzielt – damals aber für Köln. Diesmal stand Gogulla auf der Seite der Sieger. „Natürlich bin ich glücklich“, betonte der gebürtige Düsseldorfer, der als Jugendlicher nach Köln auszog. „Die Pfiffe haben mich motiviert“, betont er. „Wenn die Fans allerdings gar nicht auf mich reagiert hätten, hätte ich in den letzten 14 Jahren in Köln auch etwas falsch gemacht.“

Nach nur 46 Sekunden traf Gogulla zum 1:0, ansonsten plätscherte der erste Abschnitt im strömenden Regen im wahrsten Sinne des Wortes vor sich hin. Ständig waren die Fensterputzer im Einsatz. „Ich weiß gar nicht, wie viele Küchenrollen wir verbraucht haben, um die Visiere der Spieler sauber zu kriegen“, sagte DEG-Coach Harold Kreis. Die gute Sicht half: Die Gäste dominierten den Gegner lange Zeit nach Belieben, trafen jedoch zu selten. Erst Gogulla verdoppelte die Führung (34.). Es reichte nicht. Im Schlussdrittel fanden die Haie neuen Mut, kamen zum Anschlusstreffer durch Colby Genoway. Und als Trainer Peter Draisaitl alles auf eine Karte setzte und Torhüter Gustav Wesslau vom Eis nahm, erzielte Schütz sogar den Ausgleich. So geschah das dramaturgisch Bestmögliche für das Wintergame: Es kam zur Verlängerung. In dieser traf John Henrion zum Düsseldorfer Sieg.

Gernot Tripcke, Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga, konnte sich nach dem großen Abschlussfeuerwerk ein breites Grinsen nicht verkneifen. „Das war ein tolles Event in toller Atmosphäre“, betonte er. Doch wie geht es weiter? Die DEG und Köln, die bereits zwei von vier Partien bestritten, können nicht ewig Zugpferde des Freiluftspektakels sein. „Ab rund 30.000 Zuschauern macht ein Wintergame wirtschaftlich Sinn“, betonte Tripcke. „Es gibt noch genug Stadien in Deutschland, in denen ein solches Spiel ausgetragen werden könnte, man denke an Augsburg oder Berlin. Es wird daher sicherlich auch 2021 ein Wintergame geben.“

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