Fan-Hearing bei den Pinguinen Schulz nimmt Keusch aufs Korn

Krefeld · Der Aufsichtsratsvorsitzende der Pinguine garantiert nur noch eine Saison DEL-Eishockey in Krefeld. Unter dem Diktat der Seidenweberhaus GmbH werde es nicht weitergehen. Die Fans jubeln: Caron verlängert, Pietta bleibt.

 Daniel Pietta (links) bleibt in Krefeld.

Daniel Pietta (links) bleibt in Krefeld.

Foto: samla

Die Mitgliederversammlungen des FC Schalke 04 sind legendär. In den 80er und 90er Jahren ging es dort so manches Mal hoch her. Je mehr es auf Mitternacht zuging und je mehr der Frust mit Bier heruntergespült wurde, desto intensiver wurden die Debatten - mal hitzig, mal amüsant. Umso bemerkenswerter ist, dass ein Krisenklub wie die Krefeld Pinguine zu einem ein Fan-Hearing eingeladen hatten. Eine heikle Angelegenheit. Rund 400 Anhänger kamen und sie verhielten sich trotz Bierausschank vorbildlich. Das lag sicher auch daran, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Schulz keine klaren Worte scheute. "Tabellenplatz 13 und 14 ist nicht unser Anspruch", sagte er. "Was die letzten drei Jahre war, ist nicht akzeptabel, es ist zum Kotzen."

Das Problem seien aber nicht die Leistungen der Spieler, sondern ein strukturelles. Der Klub verfüge nicht über die wirtschaftlich notwendige Basis, um in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zu spielen. Das wiederum liege an der Seidenweberhaus GmbH, der Betreiberin des KönigPalast, und ihrem Chef Paul Keusch. Nach langem Hin und Her war der Mietvertrag um ein Jahr verlängert worden, was Schulz jedoch nicht zufrieden stellt. Im Gegenteil, er sagte in aller Deutlichkeit, dass es durchaus die letzte Saison in der DEL sein kann. "Wir haben über Jahre nicht unerhebliche Beträge in den Verein gesteckt", sagte er. "Dass es dann Leute gibt, die äußern, es wäre besser, wenn kein Eishockey im KönigPalast gespielt würde, dann frage ich mich: warum unterstützen wir den Klub? Ich werde dieses Jahr noch einmal alles geben, um die Karre aus dem Dreck zu ziehen und den Standort zu sichern. Aber ich bin kein Alleinunterhalter, sondern da müssen alle mitziehen: die Stadt, die Wirtschaft, die Fans. Wenn das nicht der Fall ist, wird die Lizenz verkauft. Es darf nicht auf die Knochen eines einzelnen gehen."

Die Bedingungen für die Pinguine im KönigPalast seien einzigartig in Deutschland. Es gebe keinen anderen DEL-Klub ohne Biersponsor und Beteiligung am Catering. "Uns fehlt im Vergleich zu Iserlohn und Schwenningen aus diesem Bereich eine Million Euro", rechnete Geschäftsführer Matthias Roos vor. Auch an diesem Punkt fand Schulz klare Worte. Der Vertrag mit König Pilsener ende 2019. "Wenn ich höre, dass da verhandelt wird und wir wieder nicht einbezogen werden, dann bedeutet das das Ende des Krefelder Eishockeys auf diesem Niveau. Dann stecke ich keinen Cent mehr rein. Wenn der Vertrag anders gestaltet wird, bin ich dabei." Groß ist auch Schulz' Enttäuschung bezüglich des Deutschland-Cup. Auch da sei der Klub in die Planungen nicht einbezogen worden, was gegen alle Gepflogenheiten verstößt.

Doch den Fans wird zumindest für die kommende Saison noch einmal Mut gemacht. So wurde der Vertrag mit Jordan Caron verlängert, wofür es viel Applaus gab. "Und Pietta bleibt natürlich auch, er hat einen Vertrag und will hier spielen", sagte Schulz. Rüdiger Noack, Berater des Aufsichtsrates, machte derweil klar, dass die Tür für Christian Ehrhoff nicht nur offen steht: "Wir müssen um ihn werben - nicht als Trainer oder Sportdirektor. Er muss nur da sein." Schulz stimmte zu: "Wir brauchen ihn."

(ths)
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