Finanziell angeschlagener Klub Rettungsangebot abgelehnt - Pinguinen droht endgültig die Insolvenz

Krefeld · Das Theater bei den Krefeld Pinguinen hat einen weiteren Tiefpunkt erreicht. Der klamme Eishockey-Klub lehnte das Rettungsangebot eines ungeliebten Gesellschafters ab und fordert diesen stattdessen öffentlich zum Rückzug auf. Die Zeit drängt.

 Pinguine-Geschäftsführer Matthias Roos.

Pinguine-Geschäftsführer Matthias Roos.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Die finanziell angeschlagenen Krefeld Pinguine aus der Deutschen Eishockey Liga nehmen einem Insolvenzantrag in Kauf. Ein Rettungsangebot des Gesellschafters Energy Consulting lehnte der Club am Montag ab und attackierte stattdessen diesen scharf. „Im Grunde möchte niemand mit der Energy Consulting Europe GmbH zusammenarbeiten“, schrieb Geschäftsführer Matthias Roos in einer Stellungnahme mit Bezug auf einen der zwei Haupt-Anteilseignern.

Obwohl Energy Consulting am vergangenen Freitag einem von zwei Lösungsvorschlägen der Gesellschafterversammlung zugestimmt hatte, sei dieser nun keine Option mehr, meinte Roos. Angeblich seien die Investoren nur zu einer rettenden Kapitalerhöhung bereit, wenn Roos im Amt bleibe. Er habe jedoch kein Interesse daran, „über die aktuelle Spielzeit hinaus bei den Krefeld Pinguinen zu arbeiten, wenn die Energy Consulting Europe GmbH Gesellschafterin bleibt“. Demnach hätten auch Sponsoren für diesen Fall ihren Ausstieg erklärt.

Die einzige Möglichkeit, einen Antrag auf Insolvenz noch zu verhindern, sei eine „schnellstmögliche“ Anteilsübertragung der Firma auf einen anderen Gesellschafter. Dies hatte der Anwalt der Energy Consulting, Wolfgang Peters, in der vergangenen Woche abgelehnt, obwohl er laut Roos dazu zuvor bereit gewesen sei. Peters kündigte am Montag nun eine kurzfristige Reaktion in dieser Frage an und zeigte sich zudem über die Stellungnahme der Pinguine verwundert.

Die Pinguine benötigen aktuell rund 400 000 Euro, um Sozialversicherungsbeiträge und andere Abgaben bezahlen zu können. Insgesamt fehlt dem Club mehr als eine Million Euro für die laufende Saison. Bis zum 15. Februar müsste zudem die Lizenz für die kommende DEL-Spielzeit beantragt werden.

Obwohl die Pinguine seit Jahren finanzielle Probleme haben und der andere Haupt-Gesellschafter Wolfgang Scholz Etat-Unterdeckungen oft ausgeglichen hatte, schrieb Roos am Montag erneut, die aktuelle finanzielle Schieflage sei erst durch Energy Consulting entstanden, da angeblich zugesicherte Zahlungen nicht geleistet wurden. Michail Ponomarew, Präsident des Krefelder Fußball-Drittligisten KFC Uerdingen und bis Herbst Geschäftsführer der Energy Consulting, hatte dies stets bestritten.

Die Stellungnahme der Krefeld Pinguine in Wortlaut

Statement zur aktuellen Lage von Matthias Roos

„Die Energy Consulting Europe GmbH hat ihre Hinhaltetaktik auch in dieser Woche fortgesetzt und am Freitag vier Stunden vor Spielbeginn eine eigene Presserklärungen ohne Abstimmung mit den Gesellschaftern bzw. der Geschäftsführung der KEV Pinguine Eishockey GmbH abgegeben. Von Journalisten durften wir von „der Rettung der Pinguine“ erfahren, um das sogleich auch wieder dementieren zu müssen: Weder stand oder steht im Raum, dass allein Herr Ponomarev der Retter sei, erst recht nicht allein, noch ist bisher klar, ob alle Beteiligten seinem Vorschlag zustimmen. Die Bedingungen, welche Herr Dr. Peters an die Zustimmung zur Stammkapitalerhöhung stellt, sind die gleichen wie im Dezember. Hier wird es, wie die von mir geführten Gespräche gezeigt haben, jedoch auch weiterhin keine Einigung geben. Das einzige was sich geändert hat, ist der Wille 300.000 € zur Verfügung zu stellen. Dies ist in Anbetracht der Tatsachen, dass die Energy Consulting Europe GmbH bis heute noch überhaupt kein Geld in die KEV Pinguine Eishockey GmbH investiert hat, dadurch erst die finanzielle Schieflage entstanden ist und auch die Anteile der Energy Consulting Europe GmbH im Insolvenzfalle wertlos wären, eine wirtschaftliche Notwendigkeit, die im eigenen Interesse der Energy Consulting Europe GmbH liegt. Damit zeigt Herr Ponomarev sicherlich nicht „Herz für Eishockey in Krefeld“. Vielmehr bestätigt er damit, dass finanzielle Verpflichtungen bestehen. Seit Wochen verhindert die Energy Consulting Europe GmbH Lösungen zum Erhalt des Krefelder DEL-Standorts, ohne dass sie verbindliche Gegenvorschläge gemacht oder auch nur offen ihre Interessen mitgeteilt hätte. Sobald sich eine Einigung abzeichnet, schiebt die Energy Consulting Europe GmbH Konditionen nach, die nicht erfüllbar sind. Insbesondere auch der respektlose Umgang der Energy Consulting Europe GmbH mit den übrigen Gesellschaftern und dem KEV über die letzten Tage, indem sie Fristen nicht eingehalten und nicht abgestimmte Presseerklärungen veröffentlicht hat, hat das letzte Fünkchen Hoffnung auf eine zukünftige Zusammenarbeit zerstört. Da ich kein Interesse daran habe, über die aktuelle Spielzeit hinaus bei den Krefeld Pinguinen zu arbeiten, wenn die Energy Consulting Europe GmbH Gesellschafterin bleibt, und die Investoren für die Stammkapitalerhöhung um 750.000 € nur zur Verfügung stehen, wenn ich bleibe, scheidet diese Option aus. Deshalb sehe ich zur Vermeidung einer Insolvenz und einem Neustart in der Oberliga, nur eine Alternative: Die Energy Consulting Europe GmbH überträgt ihre Anteile schnellstmöglich an einen Mitgesellschafter. Genau diesen von allen favorisierten Vorschlag hat Herr Dr. Peters am Dienstag auch selbst unterbreitet und an dessen Umsetzung wurde bis zur einseitigen Pressemitteilung der Energy Consulting Europe GmbH vier Stunden vor Spielbeginn gegen Ingolstadt auch gearbeitet. Zwei mögliche Notartermine ließ Herr Dr. Peters platzen. Im Grunde möchte niemand mit der Energy Consulting Europe GmbH zusammenarbeiten. Insbesondere haben auch Werbepartner erklärt ihr Engagement nicht fortzusetzen, falls Mikhail Ponomarev und die Energy Consulting Europe GmbH auch zukünftig noch eine Rolle bei den Krefeld Pinguinen spielen werden. Daher lege ich Ihnen, Herr Ponomarev, nahe, ihre Blockadehaltung aufzugeben und dem Erhalt des DEL-Standorts Krefeld nicht länger im Wege zu stehen.“

(ako/dpa)
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