Krefeld Pinguine Fans verteidigen „Sea-Watch“-Bande

Krefeld · Die Debatte um das Engagement der Krefeld Pinguine für die „Sea-Watch“ geht weiter: Die Fans verteidigen die Initiative, manche Sponsoren sind verärgert.

 Der Stein des Anstoßes: Mit diesem Plakat werben die Krefeld Pinguine im Königpalast für die Flüchtlingsrettungsaktion Sea-Watch.

Der Stein des Anstoßes: Mit diesem Plakat werben die Krefeld Pinguine im Königpalast für die Flüchtlingsrettungsaktion Sea-Watch.

Foto: Samla Fotoagentur/samla.de

Die Debatte um das Engagement des Eishockeyvereins Krefeld Pinguine für die Flüchtlingsrettungsinitiative „Sea-Watch“ hat ethische Tiefe und Differenziertheit erlangt. In einem bewegenden Text hat die Fanorganisation „Pinguine Supporters“ die Bande, auf der für „Sea-Watch“ geworben wird, verteidigt und die Werteunion kritisiert. Hintergrund: Werteunion-Sprecher Gerald Wagener hatte seine Sponsoring-Verträge für die Pinguine aus Unmut über die Werbung für „Sea-Watch“gekündigt; der Unternehmer hatte dem Pinguine-Management Inkompetenz vorgeworfen, weil es in einem kontrovers diskutierten Thema eine umstrittene Position einnehme. Dem halten die Supporters  entgegen: Das Engagement sei nicht politisch motiviert, sondern rein menschlich. „Viele sind persönlich weder christlich, noch parteipolitisch unterwegs. Viele haben auch eine durchaus kritische Haltung, was die Flüchtlingsproblematik angeht. Aber ertrinkende Menschen sind weder eine Lösung für das Problem, noch eine Abschreckung.“

Angeblich erwägen mehr Sponsoren den Absprung wegen Sea-Watch. Die Supporters werben dafür, das „Sea-Watch“-Engagement nicht zu verdammen. Dass es Kündigungen gegeben habe, „ist soweit o.k., für tolerante Mitbürger auch kein Problem, denn wir haben Meinungsfreiheit in diesem Land. Genau so muss man oder sollte man akzeptieren, dass auch viele Menschen Mitleid mit ertrinkenden Flüchtlingen haben.“ Die Aktion der Pinguine sei auch deshalb gut, weil sie die Diskussion anrege.

Die Supporters appellieren auch für mehr Demut und Dankbarkeit für die Lebensumstände in Europa: „Wir leben hier in Deutschland im Paradies. Das haben wir uns nicht verdient, das war ein Zufall der Natur. Man sollte da etwas demütiger sein und danken, wem auch immer, dass wir uns, oder zumindest die meisten, in einer sehr guten Position befinden.“ Sicher auch in Anspielung auf Wagener heißt es: „Gerade Menschen, die in hervorragenden finanziellen Verhältnissen leben, sollten täglich darüber nachdenken, und manchmal etwas weniger laut auftreten.“ An die Adresse von kündigungswilligen  Sponsoren appellieren die Supporters, auch „die vielen Krefelder Fans, die noch den letzten Euro für ihren Verein ausgeben“ im Blick zu halten. „Letztendlich seid ihr auch Fans und Krefelder. Und Krefeld ist tolerant, weltoffen, schon aus Tradition.“

„Sea-Watch“ ist eine 2015 gegründete Initiative zur Rettung von Flüchtlingen aus Seenot. Die Organisation rettet mit drei Schiffen zum einen konkret Flüchtlinge aus Seenot. Zum anderen kritisiert sie die Politik der Abschottung Europas gegen Flüchtlinge und setzt sich für „legale Fluchtwege“ und sichere Passagen von Flüchtlingen übers Mittelmeer nach Europa ein. Nach eigenen Angaben war Sea-Watch bisher an der Rettung von mehr als 35.000 Menschen beteiligt.

Kritiker werfen Sea-Watch vor, mindestens indirekt Schleppern in die Hände zu arbeiten, da Flüchtlinge darauf hoffen könnten, von Rettungsschiffen aufgenommen zu werden. Flüchtlinge würden so zu der riskanten Überfahrt übers Mittelmeer ermutigt. Kritiker machen daher Sea Watch für das Flüchtlingssterben im Mittelmeer mitverantwortlich. Eine Parole der Werteunion heißt daher auch: „Leben retten! Sea-Watch stoppen!“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort