Urgestein Daniel Pietta muss gehen Fans der Krefeld Pinguine gehen auf die Barrikaden

Krefeld · Viele Anhänger der Pinguine können nicht nachvollziehen, dass die neue Klubführung das Gesicht des Krefelder Eishockeys aussortieren will. Eine offizielle Stellungnahme des Vereins gab es bis Sonntagabend nicht.

 Für den Fanclub „Power-Play-Pinguine“ wird der Slogan „Familie, Heimat, Nähe“ von der neuen Führung mit Füßen getreten. Daniel Pietta soll bleiben.

Für den Fanclub „Power-Play-Pinguine“ wird der Slogan „Familie, Heimat, Nähe“ von der neuen Führung mit Füßen getreten. Daniel Pietta soll bleiben.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Als am Freitagabend kurz nach 22 Uhr bei RP-Online die Exklusiv-Nachricht erschien, dass sich die Pinguine von ihrem Aushängeschild und Urgestein Daniel Pietta trennen wollen, sorgte das in der Krefelder Eishockey-Welt für ein mittleres Erdbeben. In Windeseile überschlugen sich in den Sozialen Netzwerken die Kommentare. Das Entsetzen war riesengroß. Eine riesige Protestwelle setzte sich in Bewegung. Die KEV-Fans gingen auf die Barrikaden und kritisierten die neue Führung der KEV Pinguine Eishockey GmbH.

Am Donnerstag waren der neue Geschäftsführer und Sportdirektor Roger Nicholas und dessen Assistent Sergej Saveljevs in der Kabine von Matthias Roos allen Spielern, die sich derzeit in Zweiergruppen im Kraftraum fithalten, vorgestellt worden. Gleichzeitig informierte Roos die Spieler, dass er seinen Vertrag nicht verlängern werde. Anschließend wurde Daniel Pietta von Nicholas und Saveljevs in die Trainerkabine gebeten und machten ihm klar, dass man nicht mehr mit ihm plane und ihm helfen wolle, einen anderen Klub zu finden. Als die Spieler dann am Freitag auf dem Parkplatz der Yayla-Arena Skaterhockey spielten und dort Personen aus dem Umfeld der Spieler erfuhren, dass Pietta die Pinguine verlassen soll, verbreitete sich diese Nachricht recht schnell. Dass Ex-Aufsichtsratsmitglied Hugo Hendricks mit dieser Information an die Presse gegangen sein soll, stimmt nicht. Unsere Zeitung hat am Freitag bei ihm nachgefragt, was er zu diesem Thema sagt.

Neben Hendricks und den vielen Fans sorgte die Nachricht auch bei anderen Insidern für einen Schock. Unternehmer Gerald Wagener, der sich für die Rettung des DEL-Standortes stark gemacht hat, schrieb bei Facebook: „Aufgestanden, RP gelesen. Corona-Hysterie überblättert. Bericht über Daniel gelesen. 2x gelesen. Zeitung wieder zu. Wieder ins Bett. Muss ein schlechter Traum gewesen sein. Versuche es gleich nochmals.“ Mit-Gesellschafter Dirk Wellen postete unter #pactasuntservanda (Verträge sind einzuhalten): „Das ist es nicht, wofür einige Mitstreiter und ich mehrere Monate gearbeitet haben. Aber natürlich hat der neue Hauptgesellschafter das Recht, seine Entscheidungen durch- und umzusetzen. Wir werden beobachten, was daraus wird.“ Ex-Manager Rüdiger Noack, eine Art Ziehvater für Pietta, war derart geschockt, dass er kein Wort mehr herausbrachte. Martin Schymainski sagte: „Ich war völlig überrascht. Seit meinem 12. Lebensjahr kenne ich Daniel und habe lange mit ihm zusammen gespielt. Ich war nur mal kurz weg, spiele aber jetzt seit acht Jahren wieder mit ihm in einem Team. Für ihn tut es mir sehr leid.

Der Fanclub „Party-Pinguine“, dessen Mitglieder bei Auswärtsspielen häufig an den gelben Lockenperücken zu erkennen sind, will sich aus der aktiven Fanszene bis auf Weiteres zurückziehen und keine Spiele der Pinguine mehr besuchen. Viele Fans wollen sich keine Dauerkarte mehr kaufen. Der Fanclub „Power-Play-Pinguine, brachte am Samstag an einen Zaun vor der Yayla-Arena ein Transparent an (siehe Foto). Am späten Abend kam an der Arena-Wand neben dem Fanshop ein weiteres Transparent mit der Aufschrift „Die GmbH gerettet - die Werte begraben“ dazu. Davor brannten viele rote Grablichter.

Es gibt natürlich auch Fans, die schon lange den uneingeschränkten Umbruch fordern und sich mit der Entscheidung der neuen Klubführung anfreunden können. Aber auch sie kritisieren die Art und Weise, wie man mit dem aktuellen Gesicht der Krefeld Pinguine umgeht und sich damit unnötig den Zorn der Fans zuzieht. Als Pietta im Januar 2015 einen für das deutsche Eishockey einmaligen Zehnjahresvertrag unterschrieb, kannte die Begeisterung weit über die Stadtgrenzen hinaus keine Grenzen. Schließlich widerstand er damals dem Lockruf des Geldes, als ihm lukrative Angebote, unter anderen aus München, vorlagen. Seitdem ist der 33-jährige Stürmer die Werbeikone der Pinguine und einiger ihrer Sponsoren. Sportlich zählte er in den vergangenen Jahren in der DEL zu den besten deutschen Centern und Scorern. Spieler wie Clark, Courchaine, Müller und Berglund erzielten nach ihrem Abschied von Krefeld nie mehr so viele Tore wie an der Seite von Pietta. Zuletzt profitierte Chad Costello von ihm.

Eine offizielle Stellungnahme der Pinguine gab es bis Sonntagabend nicht. Nicholas war auch telefonisch nicht zu erreichen. Piettas Berater Stefan Metz soll sich bereits mit den Verantwortlichen in Verbindung gesetzt haben. Schließlich läuft der Vertrag seines Spielers noch fünf Jahre. Mit einem Rückzieher der neuen Führung ist wohl nicht zu rechnen. Für Pietta, der am Sonntag mit seiner Familie den Krefelder Zoo besuchte, dürfte das Tischtuch zerschnitten sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort