Pinguine müssen nach vorne schauen Die Zeit heilt alle Wunden
Krefeld · Nach dem Ende des Gesellschafterstreits steigt die Spannung, wie es im Profi-Eishockey weiter gehen wird. Die Auseinandersetzung hatte dafür gesorgt, dass das sportliche Geschehen bei den Pinguinen sehr weit in den Hintergrund gedrängt wurde.
Es ist seit Dienstag ruhig geworden im Krefeld Eishockey. Das liegt nicht an der Länderspielpause, die den Spielern der Pinguine die Gelegenheit bietet, durchzuatmen und Wehwehchen auszukurieren. Vielmehr sorgte das Ende des Streits innerhalb der KEV Pinguine GmbH für die dringend notwendige Ruhe. Die Auseinandersetzung sorgte in den vergangenen vier Monaten dafür, dass ein Nebenkriegsschauplatz das sportliche Geschehen sehr weit in den Hintergrund drängte und wahrscheinlich sogar die Teilnahme an den Pre-Play-offs kostete.
Warum es letztendlich dazu kam, wird wahrscheinlich ewig ein Geheimnis bleiben. Die Hoffnung auf sportliche und wirtschaftlich bessere Zeiten war im Spätsommer 2018 groß, als Wolfgang Schulz den russischen Unternehmer Mikhail Ponomarev mit ins Boot holte. Schließlich ist der KFC-Chef ein Eishockey-Fan und verfügt offensichtlich auch über die notwendigen finanziellen Mittel, einen Verein nach oben zu bringen. Das sorgte während des Streits dafür, dass sich das Lager der KEV-Fans spaltete. Die einen sehnten sich nach einem radikalen Neustart unter Ponomarevs Regie, der ja einst schon bei der DEG dafür sorgte, dass der Club so erfolgreich war wie bis heute nicht mehr. Die anderen trauten dem russischen Braten wegen des undurchsichtigen Geschäftsmodells nicht so recht. Sie bauten bei der Suche nach einer neuen Gesellschafterstruktur ohne die Energy Consulting Europe auf Persönlichkeiten aus dem Krefelder Umfeld der Pinguine mit Dirk Wellen an der Spitze. Der Unternehmer und Vorsitzende des Crefelder HTC bewies sein großes Herz für den Sport allgemein und sorgte zusammen mit seinem Retter-Kreis dafür, dass es letztendlich zu einer Lösung kam. Dabei verlor er aber auch nicht den Blick für die Zukunft. Er selbst führt mit Erfolg einen Club, der im deutschen Feldhockey großes Ansehen genießt. Er weiß, an welchen Stellschrauben gedreht werden muss, um sportlich erfolgreich sein zu können.
Die kommenden Wochen und Monate werden im Krefelder Eishockey zwar ruhiger, aber nicht minder spannend. Dirk Wellen und seine Mitstreiter wollen den DEL-Standort auf wirtschaftlich gesunde Beine stellen, die gleichzeitig einen sportlich erfolgreicheren Weg gehen können. Bisher lag die Verantwortung in beiden Bereichen hauptsächlich auf den Schultern von Wolfgang Schulz, dessen Verdienste ins Unermessliche gehen. Nur dem Aufsichtsratschef ist es zu verdanken, dass die Pinguine als Gründungsmitglied immer noch der DEL angehören. Zuletzt spielte er auch beim Ende des Streits mit Ponomarev eine entscheidende Rolle. Sein Name wird in der Krefelder Eishockey-Geschichte einen wichtigen Platz einnehmen. „Ich bin froh, dass in Krefeld eine Einigung erzielt wurde. Der DEL tut es gut, dass der monatelange Machtkampf beendet ist. Das Schlimmste was der Liga passieren konnte, wäre eine Insolvenz gewesen. Als Aufsichtsrat haben wir aber keinen Einfluss auf diese Dinge“, erklärte DEL-Aufsichtsratschef Jürgen Arnold gegenüber unserer Zeitung.
Wolfgang Schulz will jetzt das Zepter als Hauptgesellschafter ohne Wenn und Aber aus der Hand geben. Somit ist der Weg frei für Unterstützer, die schon immer einsteigen wollten, wenn Schulz das Feld geräumt hat. Drei Investoren stehen laut Geschäftsführer Matthias Roos bereit, die das sinkende Schiff wieder flott machen wollen. Die Namen, die in gut informierten Insiderkreisen immer wieder genannt werden, klingen vielversprechend. Wer sich davon in der neuen Gesellschafter-Struktur wiederfindet oder als Mäzen oder Sponsor einbringt, wird spätestens nach dem nächsten Notartermin feststehen.
Neue Gesellschafter müssen nicht unbedingt mit mehr Erfahrungen im Profi-Eishockey verbunden sein. Mehr Geld bedeutet nicht gleich mehr Erfolg, das zeigt gerade das Beispiel Kölner Haie. Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen machen Matthias Roos und sein Geschäftsstellen-Team einen sehr guten Job. Die Aufgaben müssen auf mehr Schultern verteilt werden, besonders im sportlichen Bereich. Geschäftsführung und sportliche Leitung dürfen nicht mehr in einer Hand liegen. In den vergangenen Jahren wurde versäumt, ehemalige Spieler mit viel Stallgeruch einzubinden. Davon profitieren viele Clubs, auch in anderen Sportarten.
Je schneller und vielversprechender es wieder aufwärts geht, je schneller wird die Zeit die Wunden heilen, die durch die Auseinandersetzung mit Ponomarev entstandenen sind. Das war in Krefeld auch nach dem Ärzte-Skandal oder dem Streit um einen neuen Mietvertrag für die Nutzung der Yayla-Arena schon so.