Krefeld Pinguine Viele Sommer-Baustellen für die Pinguine

Krefeld · Beim Fan-Hearing wurde erneut deutlich, dass die Verantwortlichen des DEL-Klubs vor großen Problemen stehen. Daher ist der Rat von Rüdiger Noack mehr denn je gefragt. Ein Unternehmer meldete sich bei Facebook zu Wort.

 Rüdiger Noack (re.) wirkte beim Fan-Hearing sehr nachdenklich. Ihm war deutlich anzumerken, wie schwer ihm der Abschied vom Tagesgeschäft der Pinguine fallen wird. Wolfgang Schulz würdigte die Leistung des sportlichen Beraters.

Rüdiger Noack (re.) wirkte beim Fan-Hearing sehr nachdenklich. Ihm war deutlich anzumerken, wie schwer ihm der Abschied vom Tagesgeschäft der Pinguine fallen wird. Wolfgang Schulz würdigte die Leistung des sportlichen Beraters.

Foto: samla

Als die KEV-Fans am Montagabend nach dem Fan-Hearing der Pinguine den Business-Club des KöPa verließen, herrschte die einhellige Meinung: "Alles wie immer". Viel Neues erfuhren die treuen Anhänger der Schwarz-Gelben nicht. Besonders der erste Teil war eine Zusammenfassung von dem, was in den vergangenen Wochen zu lesen und zu hören war. Dennoch blieb am Ende das Fazit, dass es für die Verantwortlichen noch mehr Sommer-Baustellen gibt als in den vergangenen Jahren. Die sportliche Talfahrt sorgte in fast allen Bereichen für einen Scherbenhaufen, der jetzt so schnell wie möglich aufgekehrt werden muss.

 Matthias Roos will als neuer Sportlicher Leiter mit dafür sorgen, dass die Mannschaft ein neues und erfolgreiches Gesicht erhält.

Matthias Roos will als neuer Sportlicher Leiter mit dafür sorgen, dass die Mannschaft ein neues und erfolgreiches Gesicht erhält.

Foto: hgs

Besonders die wirtschaftliche Lage ist äußerst prekär. Zusätzliche Unterstützung aus der Krefelder Wirtschaft ist derzeit nicht in Sicht. Im Internet nahm der Unternehmer Gerald Wagener den KEV-Fans noch während des Fan-Hearings per Facebook-Gruppe "Nur der KEV Ole" die Hoffnung auf einen Einstieg bei den Pinguinen: "Leute, da Herr Toellers und mein Name immer wieder genannt wird: wir sind Fans, gehen zum Spiel, trinken ein paar Alt, haben Spaß und machen beide ein kleines Sponsoring. Das ist es, das wird so bleiben und vor allem war es nie anders. Ich kann Herrn Schulz verstehen, dass er genervt ist."

Rüdiger Noack wirkte ziemlich nachdenklich, als er das Geschehen beim Fan-Hearing verfolgte. Der sportliche Berater wird wohl zum letzten Mal auf dem Podium gesessen haben. Dafür fasste er sich bei seinen Statements ungewöhnlich kurz. In der jüngeren Vergangenheit war sein Rat nicht mehr so intensiv gefragt wie in den erfolgreichen Zeiten. Besonders viele personelle Entscheidungen konnte er nicht nachvollziehen. Auch die Entwicklung im Umfeld der Mannschaft betrachtete er zuletzt mit großer Sorge.

Denn als das jahrelanges "Mädchen für alles" schaute der heute 72-Jährige stets über den sportlichen Tellerrand hinaus. Für ihn stand immer das Gesamtpaket "Krefelder Eishockey" im Vordergrund. "Diese Stadt hat Eishockey verdient. Krefeld kann ohne Eishockey im sportlichen Bereich nicht existieren", sagte Noack. Beim Rückblick auf seine lange Zeit bei den Schwarz-Gelben sagte er: "Es ist hier immer schwierig. Nachdem Großsponsoren weggebrochen sind, haben wir seit vielen Jahren einen Aufsichtsrat, der es über viele Jahre ermöglicht, dass wir die Lizenz einreichen können." Auf die Frage nach seiner Gesundheit sagte er: "Es geht mir in den vergangenen Wochen von Tag zu Tag besser. Aber mir würde es noch besser gehen, wenn ich jetzt nicht hier sitzen müsste, sondern hinter mir auf der Tribüne und ein Play-off-Spiel sehen könnte."

Nach jetzt schon 60 Jahre im Eishockey als Spieler, Trainer und Funktionär falle es ihm sehr schwer, ganz los zu lassen: "Aber wie heißt es so schön, so ganz geht man nie." Zu seinem Nachfolger sagte er: "Ich kenne Matthias nun schon seit vielen Jahren. Wir haben uns insbesondere während seiner Zeit beim Kooperationspartner in Duisburg bestens ausgetauscht. In den letzten vier Monaten konnte er sich gut einarbeiten und hat bereits viele Aufgaben im sportlichen Bereich übernommen. Ich bin überzeugt, dass er der richtige Mann für die anstehenden Aufgaben ist".

Wolfgang Schulz würdigte die Leistung des scheidenden sportlichen Beraters in höchsten Tönen: "Rüdiger Noack ist das Krefelder Eishockey und hat es in einer Art und Weise bestimmt, die unbeschreiblich ist. Und wenn man dann noch auf seine Historie blickt, seine Leistungen auf dem Eis vorher. Ich weiß nicht, ob es jemanden gibt, der so eine Karriere und so eine Treue zu einem Verein vorweisen kann." Der Aufsichtsratschef stellte das stets vertrauenswürdige und enge Verhältnis zu Noack heraus: " Wir kennen uns jetzt schon 22 Jahre. Wir hatten keine Geheimnisse vor einander. Man kann nicht fehlerfrei sein. Vor allen Dingen wenn es um Menschen geht, um Spieler. Aber unsere oder Rüdiger Noacks Erfolgsrate ist sehr groß, selbst wenn der Erfolg in den vergangenen beiden Saisons nicht da war."

Nun wird Matthias Roos die Baustelle "sportlicher Bereich" leiten. Er stammt aus Ravensburg, wo er im Eishockey sämtliche Nachwuchsteams durchlief. Nach einem Jahr College-Hockey in den USA und einer weiteren Spielzeit bei den Jungpanthern Augsburg beendete er seine aktive Zeit 2002 und konzentrierte sich auf sein Studium. Von 2007 bis 2011 war er Geschäftsführer beim Herner EV und auch für den sportlichen Bereich mitverantwortlich. Danach blieb Roos zwar im Ruhrgebiet, wechselte aber zum Ligakonkurrenten nach Duisburg. Bei den Füchsen ist er von 2011 - 2015 Sportdirektor und Co-Trainer gewesen. Über Bad Nauheim, wo er von Mai 2015 bis Oktober 2016 als Geschäftsstellenleiter und Teammanager, tätig gewesen ist, war Roos letzten November schließlich nach Krefeld gekommen.

"Hinter uns liegt eine schwierige Saison, in der insbesondere die Heimniederlagen schmerzhaft gewesen sind. Nun gilt es die abgelaufene Spielzeit konsequent zu analysieren, entsprechende Entscheidungen zu treffen und uns für die nächste Spielzeit in eine bestmögliche Ausgangsposition zu bringen. Rick Adduono und ich werden in den nächsten Wochen viele Spiele sehen und geeignete Spieler in Europa und Nordamerika scouten", sagte Roos. Auch wenn seine Vita nicht unbedingt vielversprechend für eine so heikle Aufgabe für einen DEL-Standort wie Krefeld klingt, kann sein Netzwerk gerade für die Etat-Reduzierung wertvoll sein. Denn es gibt in unteren Ligen oder in Nordamerika sicher Spieler, die in der DEL bestehen können.

Ob Diego Hofland vom EC Bad Nauheim (DEL 2) dazu gehört, glauben viele Experten nicht. Roos bestätigte nach dem Fan-Hearing einem KEV-Fan, dass der Stürmer bereits verpflichtet sei (die RP berichtete). Auf die Frage zum Gesicht der neuen Mannschaft antwortete er: "Im Endeffekt ist uns das allen egal, welches Gesicht sie hat, Hauptsache, sie spielt erfolgreiches Eishockey."

(RP)
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