Krefeld Pinguine "Die Torhüterentscheidung ist schwierig"

Krefeld · Der Coach der Krefeld Pinguine, Rick Adduono, bittet sein Team am Donnerstag zum ersten öffentlichen Eistraining. Im Interview erzählt er, wie er den Sommer verbracht hat, was er von den Zugängen hält und von den Zielen der neuen Eiszeit.

 Rick Adduono geht bereits in seine fünfte Saison als Cheftrainer der Krefeld Pinguine. Damit ist der 58 Jahre alte Kanadier der Coach in der Deutschen Eishockey-Liga, der am längsten beim gleichen Club unter Vertrag steht.

Rick Adduono geht bereits in seine fünfte Saison als Cheftrainer der Krefeld Pinguine. Damit ist der 58 Jahre alte Kanadier der Coach in der Deutschen Eishockey-Liga, der am längsten beim gleichen Club unter Vertrag steht.

Foto: Thomas Lammertz

Herr Adduono, Sie haben im April nach dem Halbfinalaus mit den Pinguinen gegen den späteren Deutschen Meister Eisbären Berlin Krefeld verlassen und sind in Ihre kanadische Heimat zurückgekehrt. Wie haben sie die vergangenen drei Monate verbracht?

Adduono Zunächst habe ich mal eine Woche gebraucht, um etwas Abstand von der Saison zu bekommen. Danach war ich auf Scoutingtour in der AHL und in anderen Ligen. Die Play-off-Spiele der NHL und die Spiele der Eishockeyweltmeisterschaft habe ich mir im Fernsehen angesehen. Danach stand ich in regelmäßigem Kontakt mit Rüdiger Noack, Reemt Pyka und "Mister" Schulz, um die neue Saison vorzubereiten. Im Juni habe ich dann noch mal eine Scoutingtour gemacht, was durch den verzögerten Start der Ligen in Übersee möglich war. Es kann immer mal sein, dass ein interessanter Spieler für die Pinguine dabei ist. In meiner Freizeit habe ich an meinem Haus gearbeitet. Dabei kann ich sehr gut entspannen

Am Sonntag sind Sie wieder nach Krefeld gekommen, was haben Sie in den vergangenen Monaten vermisst, und worauf freuen Sie sich jetzt am meisten?

Adduono Vermisst habe ich in den ersten Wochen meine Spieler und damit meinen Job als Trainer. Ich freue mich, wieder hier in Krefeld zu sein. Krefeld ist inzwischen meine zweite Heimat. Auch auf die vielen netten Leute hier in Krefeld und auf die Fans der Pinguine freue ich mich, und ich kann mit meiner Mannschaft endlich in die Vorbereitung auf die neue Saison einsteigen.

Sie haben im Dezember 2009 als Trainer bei den Pinguinen begonnen, gehen nun bereits in Ihre fünfte Saison bei den Krefeldern und sind damit in der DEL der dienstälteste Trainer bei einer Mannschaft. Wie schafft man es, so lange Trainer eines Teams zu bleiben — schließlich gab es ja nicht nur Erfolge, es wurde ja auch zweimal das Minimalziel "Play-offs" verpasst?

Adduono Das schafft man nur, wenn die Verantwortlichen und die gesamte Organisation einem viel Vertrauen — auch in Zeiten, wo man nicht so erfolgreich ist — entgegen bringen. Mein Ziel ist es, immer mit harter Arbeit das Beste aus einer Mannschaft herauszuholen, und ich glaube, das haben die Verantwortlichen der Krefeld Pinguine erkannt.

Im Kader der Pinguine gab es zahlenmäßig nicht viele Veränderungen, aber einige Führungsspieler und Publikumslieblinge wie Scott Langkow, Dusan Milo und Richard Pavlikovsky der vergangenen Jahre sind nicht mehr im Kader. Wer soll diese Lücken schließen?

Adduono Die Entscheidung, die Verträge mit diesen Spielern nicht mehr zu verlängern, haben wir mit der gesamten Organisation getroffen. Wir mussten dabei auch das zur Verfügung stehende Budget beachten. Es gibt sicher mehrere Spieler in unserem Kader, die diese Lücken schließen können. Wer das sein wird, zeigt sich vielleicht schon in der Vorbereitung.

Die Pinguine haben mit Lukas Lang, Nick St. Pierre, David Fischer, Istvan Sofron und Oliver Mebus fünf Neuzugänge verpflichtet. Was können sie bereits jetzt über diese Spieler sagen, und was können die Fans von Ihnen erwarten?

Adduono Lukas Lang ist eine gute Sache für Krefeld. Sein Vater war hier ein Publikumsliebling, das ist eine große Chance für Lukas. Ich habe Lukas mal in einem Spiel der Adler Mannheim gegen das NHL-Team aus St. Jose gesehen, da hat er überragend gehalten. David Fischer ist ein junger Verteidiger mit guten Anlagen, der im Jahr 2006 von den Montreal Canadiens gedraftet wurde. In Heilbronn hat er eine starke Saison gespielt, und für uns ist er mit seinem guten Schuss auch eine Option in Überzahl. Nick St. Pierre ist ein Spieler, den mir sein damaliger Trainer am College empfohlen hat. Seine Entwicklung ging in den vergangenen Jahren immer nach oben. Er hat sich in den Jahren in der starken tschechischen Extraliga noch weiter verbessert und hörte im dortigen Meisterteam zu den beiden besten Verteidigern. Istvan Sofron haben wir zwei Jahre in der Österreichischen Liga beobachtet. Er war dort einer der Top-Scorer. Im November des vergangenen Jahres habe ich mir mit Rüdiger Noack und Herrn Schulz Istvan angesehen, und wir waren uns alle einig, ihn nach Krefeld holen zu wollen, was dann ja auch geklappt hat. Auch mein ehemaliger DEL-Trainerkollege und heutiger Ungarischer Nationaltrainer Rick Chernomaz ist von Istans großem Potenzial überzeugt. Er hat die Anlagen, ein Top-Spieler in der DEL zu werden. Oliver Mebus ist ein Verteidiger mit guten Anlagen, den wir besser machen wollen.

Mit Scott Langkow hatten die Pinguine einen Torhüter, der fünf Jahre die unumstrittene Nummer eins im Kasten war und auch fast immer gespielt hat. Nach Ablauf der vergangenen Saison ging Langkow, und Sie haben sich für Tomas Duba und Lukas Lang entschieden. Wird es in der kommenden Saison wieder eine klare Nummer eins geben, oder beabsichtigen Sie, häufiger einen Wechsel im Gehäuse der Pinguine vorzunehmen?

Adduono Die Torhüterentscheidung ist immer eine der Schwierigsten. Beide Keeper haben bewiesen, dass Sie in der DEL spielen können, sie sollen sich gegenseitig unterstützen. Ob es wieder eine klare Nummer eins geben wird, könnte sich vielleicht in der Saisonvorbereitung zeigen. Wenn Tomas Duba die Leistung aus den Play-off-Spielen gegen Ingolstadt und Berlin bestätigen kann, dann hat er das Zeug dazu, die Nummer Eins zu werden.

Sie wurden früher häufig kritisiert, weil junge Spieler bei Ihnen zu wenig Eiszeit bekommen würden. Im vergangenen Jahr haben Sie Spieler wie Steve Hanusch, Kevin Orendorz, Patrick Klöpper und Christian Kretschmann regelmäßig aufs Eis geschickt. Was erwarten Sie in der kommenden Saison von den Jungs, und was glauben Sie: Welcher dieser Spieler hat die besten Chancen, noch mehr in den Blickpunkt zu rücken?

Adduono Ich glaube, das ist ein Missverständnis. Meine Philosophie ist es immer, junge Spieler auszubilden und besser zu machen. Gerade hier in Krefeld, wo wir auch auf das Budget achten müssen, ist es wichtig, junge Spieler zu fördern. Die Spieler müssen aber auch jeden Tag hart arbeiten und um ihren Platz kämpfen. Wenn Kevin Orendorz sich am Ende der vergangenen Saison nicht verletzt hätte, wäre er vielleicht sogar bereits in diesem Sommer von einem NHL-Verein gedraftet worden. Er kann genau wie einige Andere in dieser Saison einen weiteren Schritt nach vorne machen.

Was dürfen die Fans in dieser Saison von Ihrem Team erwarten, und wie lautet Ihr persönliches Ziel zunächst für die 52 Spiele in der Hauptrunde?

Adduono Wenn Du eine Mannschaft auf die Saison vorbereitest, willst Du immer Meister werden. Unser erstes Ziel ist, die Play-offs zu erreichen — und das mit einer möglichst guten Platzierung. Viele Faktoren spielen natürlich eine Rolle, die Du vorher nicht immer beeinflussen kannst, wie etwa Verletzungspech oder ob die Neuzugänge auch wirklich zum Team passen. Wir werden aber in jedem Spiel immer alles geben, um als Sieger das Eis zu verlassen.

Welches Team in der DEL hat sich am besten verstärkt, und wer sind für Sie die Meisterschaftsfavoriten?

Adduono Ich glaube München hat sich am besten verstärkt. Mannheim und Berlin, die fast mit dem gleichen Team der vergangenen Saison antreten, zählen für mich genau wie Köln und Hamburg zum Favoritenkreis. Positiv überraschen könnte auch die Nürnberg Tigers, die sicher besser abschneiden werden als im vergangenen Jahr.

Mit Schwenningen gibt es erstmals seit vielen Jahren wieder ein neues Gesicht in der DEL wo die Pinguine ja bereits am zweiten Spieltag gastieren. Wie schätzen Sie den Neuling ein?

Adduono Schwenningen hat sich inzwischen mit DEL-erfahrenen Spielern verstärkt und wird vor allem im heimischen Stadion mit den fanatischen Fans im Rücken schwer zu besiegen sein. Ich habe das selber schon erlebt, als ich in Iserlohn Trainer war und wir dort verloren haben.

(RP)
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