Analyse Der Stolz ist größer als die Enttäuschung

Eishockey · Wie zu Eiszapfen erstarrt standen Spieler und Trainer der Pinguine am Mittwochabend nach der entscheidenden Niederlage im Play-off-Viertelfinale gegen den ERC Ingolstadt an der Bande und schauten mit entsetzten Blicken ins Leere. "Wie konnte das passieren?", werden sich die Protagonisten im Lager der Schwarz-Gelben gefragt haben.

 Das Entsetzen war nach dem Play-off-Aus bei den Spielern sehr groß. Ihre Blicke gingen vor der Verabschiedung von den Fans ins Leere. Von links im Bild: Andreas Driendl, Mitja Robar, Kevin Clark, Martin Schymainski, Joel Perrault, Oliver Mebus, Tomas Duba und Maskottchen Kevin.

Das Entsetzen war nach dem Play-off-Aus bei den Spielern sehr groß. Ihre Blicke gingen vor der Verabschiedung von den Fans ins Leere. Von links im Bild: Andreas Driendl, Mitja Robar, Kevin Clark, Martin Schymainski, Joel Perrault, Oliver Mebus, Tomas Duba und Maskottchen Kevin.

Foto: Thomas Lammertz

Nicht nur bei den KEV-Fans war die Erwartungshaltung nach der grandiosen Hauptrunde ins vielleicht Unermessliche gestiegen. Auch innerhalb des Teams herrschte große Zuversicht, dass die Meistersterne am Krefelder Eishockey-Himmel zum Greifen nahe sind.

Das alles war um 21.58 Uhr Geschichte. Der längste Pinguin, Maskottchen Kevin, knickte zusammen wie ein Sack Mehl und lag mit seinem Kopf regungslos auf dem Eis. Auf den Rängen flossen die Tränen, aber nicht lange. Ziemlich schnell erinnerten sich die Fans, dass sie trotzdem eine der schönsten DEL-Eiszeiten in Krefeld genießen durften. Entsprechend groß war hinterher auch der Applaus für Spieler und Trainer. Der Stolz war einfach größer als die Enttäuschung.

 Stürmer Collin Long von der DEG absolvierte auf der Himmelstreppe einen Leistungstest.

Stürmer Collin Long von der DEG absolvierte auf der Himmelstreppe einen Leistungstest.

Foto: Lammertz

Das Aus kam für die Pinguine nicht im fünften Duell. Das zweite Heimspiel gegen das wegen einer Durchfall-Welle stark dezimierte Panther-Team war aus Krefelder Sicht ein Reinfall. Und in Spiel drei ging Rick Adduonos Motto, Fluch oder Segen, mit dem Torwartwechsel nicht auf. Das alles steckte so tief in den Köpfen der Spieler, dass es trotz der 3:0-Führung nach dem ersten Gegentreffer nicht mehr verdrängt werden konnte. Dazu fehlte deutlich das Scheibenglück, das ein Team in solchen Spielen einfach benötigt. Wenn dann auch noch die Abwehr, die in der Regel für Titelgewinne verantwortlich ist, in den Play-offs nicht ihre beste Leistung abrufen kann, ist so eine starke Mannschaft wie Ingolstadt einfach nicht zu bezwingen.

Im König-Palast war eine Stunde nach dem Spiel fast kein Mensch mehr. Alle hatten nach dem Aus fast fluchtartig das Weite gesucht. In der Kabine hockten derweil noch einige Spieler und grübelten über das Geschehen in den Play-off-Duellen. Die Niedergeschlagenheit eines Teams, das auch nach dem Ausscheiden gewohnt großen Zusammenhalt ausstrahlte, stand deutlich in den Gesichtern der Spieler geschrieben. Daniel Pietta bedauert zwar, dass vor dem "Endspiel" von Leuten, die von der Mannschaft und deren Umfeld weiter entfernt sind als die Erde vom Mond, versucht wurde, nach drei Niederlagen in Folge einen Keil zwischen die Spieler zu treiben. Doch das habe dem Team nichts ausgemacht. Daher trafen sich alle Spieler noch zur späten Stunde zur Frustbewältigung in der Fankneipe "Karussell".

Gestern gingen die Pinguine ganz schnell zur Tagesordnung über. Anfang kommender Woche stehen für alle Akteure, die dem Team auch in der neuen Saison angehören werden, ein Medizincheck und ein Leistungstest auf dem Programm. Dazu verabschieden sich Spieler und Trainer bis Mittwoch im Rahmen einer Abschiedstour von den Fans. Die sportliche Leitung wird sich in verschiedenen Ligen Play-off-Spiel anschauen, darunter auch in Italien, Österreich und Finnland. Rüdiger Noack fliegt am 19. Mai zur Weltmeisterschaft nach Weißrussland, wo am 21. Mai in Minsk die Gruppenauslosung für die Champions-Hockey-League stattfindet. Am 26. Juli beginnt dann mit dem ersten Treffen in der Kabine die neue Eiszeit. Noack bastelt bereits seit einigen Wochen am Vorbereitungsplan. Vor den vier CHL-Spielen steht das traditionelle Duell bei den Füchsen in Duisburg (15.8.) auf dem Programm. Zwei Tage später ist in Braunlage ein Spiel gegen Wolfsburg geplant. Gegen die Grizzly Adams soll es auch bei der Saisoneröffnung in Krefeld gehen. Und auf das erste Punktspiel der neuen Eiszeit am 19. September können sich die Fans schon jetzt freuen. Sollte es beim vorläufigen Spielplan der DEL bleiben, sind die Kölner Haie zu Gast. Zwei Tage später besteht bereits die erste Möglichkeit zur Revanche für das Play-off-Aus. Dann geht es nach Ingolstadt.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort