Schwache Führung, Fehleinkäufe, Verletzte Das sind die Gründe für den Abstieg der Krefeld Pinguine

Analyse | Krefeld · Nach über 31 Jahren in der höchsten Spielklasse sind die Krefeld Pinguine im Eishockey nur noch zweitklassig. Damit ein Neustart in der zweiten Liga gelingen und von Erfolg gekrönt sein kann, bedarf es zunächst der Fehlersuche, um daraus zu lernen.

 Das Verletzungspech schlug kräftig zu. Hier verlässt Torwart Oleg Shilin verletzt des Eis.

Das Verletzungspech schlug kräftig zu. Hier verlässt Torwart Oleg Shilin verletzt des Eis.

Foto: BRAUER-Fotoagentur/Stefan Brauer

Der Abstieg der Krefeld Pinguine aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) ist perfekt und nicht wenige fragen: Wie konnte es nur dazu kommen? Was sind die Gründe für den Abstieg? Wir nennen einige.

Die Führung Sergey Saveljev Ist Sportdirektor, Geschäftsführer und Torwarttrainer. Er ist jung und ehrgeizig, aber nicht unbedingt ein Teamplayer. Um einen DEL-Klub zu führen, bedarf es aber inzwischen eines professionellen Teams und nicht einer One-Man-Show. Eine Führungskraft trifft nicht einsame Entscheidungen und agiert alleine, sondern führt und leitet. Das das größte Defizit des 25 Jahre jungen Letten, was gepaart mit fehlender Erfahrung im deutschen und internationalen Eishockey erhebliche Konsequenzen hatte. Denn trotz eines respektablen Etats gelang es nicht, sportlich mitzuhalten. „Wenn ich in den Spiegel schaue“, räumte Saveljev gegenüber unserer Redaktion ein, „muss ich auch sagen: die Saisonvorbereitung ist nicht gut gelaufen.“

Die Trainer Clark Donatelli wurde im Februar 2021 als Trainer der Pinguine geholt und am 22. September entlassen, nachdem die Pinguine mit vier Niederlagen in die Saison gestartet waren. Wenige Wochen später musste er sich in den USA vor Gericht wegen sexueller Nötigung verantworten. Nachfolger des 56 Jahre alten Donatelli wurde der 64 Jahre alte Igor Zakharkin, ein ehemalige Trainer der russischen Nationalmannschaft. Wenngleich es ein unbestrittener Fachmann ist, so war sein Zugang zur Mannschaft mangelhaft. Co-Trainer Boris Blank konnte manches kompensieren. Doch am Saisonende machte in der Auszeit sogar Torjäger Jeremy Bracco die Ansagen.

Die Fehleinkäufe Um ein gutes Team aufzubauen, bedarf es Kenntnisse und eines Netzwerks. Fehlende Erfahrung und unzureichende Kontakte waren die Grund für mindestens vier Fehleinkäufe auf Ausländerpositionen. Der Finne Niclas Lucenius weist eine Plus-Minus-Bilanz von minus 20 auf, der Russe Anton Berylov von minus 17. Der Schwede Patrik Hersley war die größte Enttäuschung, erst schwach (minus zehn), dann ständig verletzt; und der Norweger Thomas Olson, dem im November die letzte Lizenz gegenen wurde, war dafür einfach zu schwach. Und weil die letzten beiden Kontingentspielerlizenzen zu früh vergeben wurden, konnte im Saisonendspurt nicht mehr auf die Ausfälle der Leistungsträger Jesper Jensen Aabo und Alexander Bergström reagiert werden.

Das Verletzungspech Es war der vielleicht entscheidende Grund für den Abstieg, denn das Verletzungspech schlug bei den Pinguinen ungewöhnlich hart zu. Jesper Jensen Aabo, der Top-Verteidiger mit Offensivstärke und wichtig in Überzahl, fiel nach den Olympischen Spielen verletzt aus. Mirko Sacher war nach 34 Spielen nicht mehr dabei. Er hatte mit plus fünf eine überragende Bilanz für einen Verteidiger. Torjäger Alexander Bergström verpasste schon wegen einer Armverletzung den Saisonstart und fehlte dann mit Schulterverletzung seit Mitte Januar. Dass er trotzdem drittbester Scorer der Pinguine ist, zeigt wie wichtig er auch am Saisonende gewesen wäre.

Keine klare Linie Der Torhüterposition kommt im Eishockey die Schlüsselrolle zu. Der Keeper ist der große Rückhalt und soll der gesamten Mannschaft die notwendige Sicherheit geben. Die Pinguine gingen ohne klare Hierarchie auf dieser Position in die Saison. Saveljev sprach vor der Saison von einem Zweikampf zwischen Nikita Quapp und Sergei Belov, die Mannschaft stabilisierte sich aber erst, als Oleg Sihlin nach dem Trainerwechsel zwischen den Pfosten stand. Das ist ein Beispiel für eine wenig gelungene personelle Planung.

Substanzverlust im Umfeld Es hatte möglicherweise keinen direkten Einfluss auf die Leistungen auf dem Eis und doch ist die Mannschaft nur Teil des Gesamtkonstrukts. Seit Mai 2020 wurde der Mitarbeiterstab der Geschäftsstelle komplett gewechselt. Anfang des Jahres verließ auch noch Sponsorenbetreuer Fabian Herzog den Klub, zuletzt erfolgte auch noch die Trennung von Geschäftsstellenleiter Roger Nicholas. Auch das Team hinter dem Team war kein Team.

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