Lust auf Eishockey Warum Topspieler in die 2. Liga gehen

Landshut · Noch immer ist unklar, wann die Deutsche Eishockey Liga in die Saison startet. Topspieler der Liga suchen deswegen einen Weg, um Spielpraxis zu sammeln, und entschieden sich für einen ungewöhnlichen Schritt.

 Moritz Müller.

Moritz Müller.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Einer ist WM-Kapitän des Eishockey-Nationalteams, einer Rekordtorschütze der DEL, der nächste hoffte einst auf den Sprung in die NHL. Alle drei feierten 2018 den Silber-Coup bei den Winterspielen in Pyeongchang. Und jetzt ging einer nach dem anderen in die zweite Deutsche Eishockey Liga (DEL2). Moritz Müller und Patrick Reimer, die beide verliehen wurden, und Felix Schütz folgten einem außergewöhnlichen Trend, der sich mit der ungeklärten Situation in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) begründen lässt.

Weil der DEL-Start wegen der Coronavirus-Pandemie unsicher bleibt, stehen in den Aufstellungen der Zweitliga-Teams momentan Spieler, die dort normalerweise nicht zu finden sind. „Ich bin mir sicher, keiner ist runtergegangen, um viel Geld zu verdienen. Sie wollen Eishockey spielen, die zweite Liga ist eine tolle Sache“, sagte Schütz.

Die höchste deutsche Liga steht noch still, teilweise wird in den Clubs nicht regulär trainiert, Spieler sind in Kurzarbeit. Moritz Müller ließ sich deswegen von den Kölner Haien an seinen Jugendverein Kassel Huskies ausleihen. Reimer ging von Nürnberg in seine alte Heimat Kaufbeuren. Der vertraglose Schütz, zuvor in Straubing, unterschrieb in Landshut. Am 6. November soll die DEL2 starten.

„Ein Jahr Pause komplett, dann wird es ganz, ganz schwierig zurückzukommen. Für die DEL2 ist das eine Win-Win-Situation“, sagte Schütz. Seit März, seit dem Saisonabbruch, ruht der Spielbetrieb in der DEL. Zwar hofft die Liga auf einen Start in der zweiten Dezemberhälfte. Die Bekanntgabe des Vorbereitungsturniers ab dem 11. November ist ein positiver Schritt. Es nehmen aber nur 8 der 14 DEL-Clubs teil und eine klare Perspektive für die Saison fehlt noch. Die Kölner, bei denen ein Gehaltsverzicht von „bis zu 60 Prozent“ ausgehandelt wurde, verzichten aufgrund der wirtschaftlichen Not auf das Testturnier. Ebenso wie Nürnberg oder Straubing.

Schütz kritisierte die DEL-Verantwortlichen. Er wisse zwar, dass Kritik üben leicht sei und die DEL nicht einfach spielen könne, sagte der Nationalstürmer, meinte aber auch: „Man hat gesehen, dass die Kompetenz nicht da ist. Es waren viel zu wenig Lösungsvorschläge da. Man hätte es ernster nehmen müssen von Anfang an.“ DEL-Chef Gernot Tripcke hatte sich gegen Kritik gewehrt und gesagt, die Liga werde weiterhin alles für einen Saisonstart tun.

Schütz' Vertrag bei Landshut enthält eine Ausstiegsklausel für den Fall eines Angebots aus einer höheren Liga. Haie-Kapitän Müller soll mit Beginn des offiziellen Trainingsbetriebs in Köln zurückkehren. Reimer wurde bis zum 30. November verliehen. „Die DEL2 kann das finanziell besser stemmen als die DEL. Die DEL2 hat einen wesentlich kleineren Etat, weniger Spielergehälter, es sind geringere Summen“, erklärte Schütz. Der Grund für seinen freiwilligen Schritt in die DEL sei „hauptsächlich die Lust“ auf Eishockey, sagte auch Reimer.

Auch etliche andere Spieler hatten sich zuletzt Vereinen in anderen Ligen im In- und Ausland angeschlossen. Nationalmannschaftskandidat Marcel Brandt ging sogar von Straubing in seine Heimat Dingolfing, in die fünfte Liga. Die NHL-Talente Moritz Seider und Dominik Bokk wurden erst nach Deutschland und dann nach Schweden weitergereicht. Die angedachte Leihe des Berliner Nationalstürmers Marcel Noebels in die Schweiz fällt aufgrund des MagentaSport Cups nun doch aus. „Ich hoffe natürlich extrem auf einen Start der DEL, weil es wichtig ist fürs Eishockey“, sagte Reimer. „Es wäre natürlich traurig, wenn die höchste deutsche Eishockey Liga als einzige nicht spielen würde.“

(dpa/old)
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