Beinharter Eishockey-Verteidiger DEG-Legende Otto Schneitberger wird 80

Düsseldorf · Der „Botschafter der DEG“, wie ihn sein alter Klubkamerad Rainer Makatsch nennt, feiert am Sonntag runden Geburtstag. Als eisenharter Verteidiger prägte er den Eishockeyklub wie kaum ein anderer.

 Otto Schneitberger (2. v. re.) 1975 als Meister mit der DEG. Peter Hejma, Walter Stadler und Rainer Makatsch (vorn v. li.) feiern mit.

Otto Schneitberger (2. v. re.) 1975 als Meister mit der DEG. Peter Hejma, Walter Stadler und Rainer Makatsch (vorn v. li.) feiern mit.

Foto: Horstmueller/HORSTMUELLER GmbH

„Erst haben wir gedacht: Was der uns erzählt, ist doch alles nur Spinnerei!“ Otto Schneitberger erinnert sich noch gut an den ersten Kontakt, den er 1964 gemeinsam mit Sepp Reif, seinem Mannschaftskameraden beim EC Bad Tölz, mit Hans Ramroth hatte. Aber da kannten sie den starken Mann des damaligen Zweitligisten DEG noch nicht, der seine Ziele immer mit ungewöhnlicher Hartnäckigkeit verfolgte und damals auf Spielersuche in Bayern unterwegs war. „Als er uns tatsächlich zwei Flugtickets schickte, damit wir uns Düsseldorf mal ansehen sollten, grinsten wir nur und sagten uns: Dann machen wir uns eben zwei schöne Tage da oben.“

Aus diesen zwei Tagen wurden nach intensiven Gesprächen dort aber schnell vier vereinbarte Jahre. Danach wollte der Otto zurück zu seinem bisherigen Arbeitgeber am Tegernsee – mit der Aussicht, dessen Architekturbüro eines Tages zu übernehmen. Und doch ist er am Rhein alt geworden und den vielen Jahren zum Trotz jung geblieben. Davon kann sich jeder überzeugen, der ihm am Sonntag gratuliert. Die stolzen 80 erreicht er dann, frisch erholt und gebräunt von der griechischen Herbstsonne auf Rhodos.

Der Otto und die DEG – sie schrieben gemeinsam eine ganz außergewöhnliche Erfolgsgeschichte. Die Deutschen Meisterschaften 1967, 1972 und 1975 erlebte er als Spieler zusammen mit dem zwei Jahre älteren Sepp Reif. Der war in seiner internationalen Karriere schon als genialer Stoßstürmer aufgefallen. Schneitbergers Homeland auf dem Eis war dagegen dort, wo es gilt, eben solchen Angreifern das Handwerk zu legen. Mit allen erlaubten Mitteln. Oder auch schon mal anderen. Wolfgang Boos, sein späterer Teamkamerad, formuliert es so: „Otto war für einen Verteidiger ziemlich klein, aber ein echtes Raubein. Er hat auch schon mal gut dazwischengeschlagen.“ Walter Köberle attestiert ihm in bestem Sinn Kampf und Dynamik: „Das wollen die Leute doch sehen!“ Das weiß der „Köbi“ aus eigener Erfahrung – er selbst war ja genau so ein Typ.

Ein harter Hund sei der Otto gewesen, urteilt auch Peter Gregory, sein erster Mannschaftskapitän. Es war Schneitbergers spektakuläre Art, die ihn schnell und bis auf den heutigen Tag so beliebt machte. Wie es die Zuschauer begeisterte, wenn er sich den Angreifern mutig vor die Füße warf und damit blockierte! Nein, der Otto schonte sich selbst genau so wenig wie seine Gegner. Beinahe folgerichtig die spektakulärste Verletzung, die er sich im ersten Meisterjahr der DEG zuzog – Nasenbeinbruch! Dank einer für die damalige Zeit erstaunlich schnell funktionierenden Logistik wurde für ihn eine Torhütermaske hergestellt und geliefert. „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unser Otto nicht“ – Drafi Deutschers Hit erlebte seine Eishockey-Premiere vieltausendstimmig auf den Rängen an der Brehmstraße, als Schneitberger auf diese Weise die letzten Schritte zur ersten Meisterschaft mitgehen könnte.

 Jung geblieben: Otto Schneitberger (links) 2018 mit Andreas Preuß, Manager des Tischtennis-Rekordmeisters Borussia.

Jung geblieben: Otto Schneitberger (links) 2018 mit Andreas Preuß, Manager des Tischtennis-Rekordmeisters Borussia.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Weil er sich auch im Rampenlicht wohl fühlte, wurde er schnell zu einer Person des öffentlichen Interesses. Peter Gregory weiß noch: „Wenn wir mit einem ganzen Pulk zu Fortuna-Spielen ins alte Rheinstadion gingen, dann drehten sich die Leute nach uns um, aber nicht nach mir oder sonst wem, sondern natürlich nach Otto. Auch die Fußballfans wussten, wer er war.“

Trotz all der Lobeshymnen, die über ihn hereinbrachen, blieb Schneitberger ein Teamplayer. Peter Hejma, der tschechische Weltklassemann, der 1968 als „Republikflüchtling“ zur DEG kam, erzählt, dass der Otto ihm in der Kabine sofort kameradschaftlich den Platz neben sich frei räumte. Die gesunde Konkurrenz im Training habe nicht verhindert, dass sie beste Freunde geworden seien. „Otto ist auch Patenonkel unseres Sohnes Martin.“

Ein Phänomen ist Schneitberger auch in seinem Beruf. Wie Sepp Reif hat er sich beruflich weitergebildet und selbständig gemacht: Auch noch in seinem 81. Lebensjahr wird der Otto als Architekt tätig sein. „Meine letzten vier Projekte sind nächstes Jahr fertig, denn ist aber endgültig Schluss“, kündigt er an. Nur mit einer Winzigkeit hat er sich auf den reichlich späten Ruhestand vorbereitet. „Ich steh’ nicht mehr um sechs auf, sondern erst um sieben und bin eben eine Stunde später im Büro“, gesteht er lachend. Und warum hat er überhaupt so lange an seinem Beruf festgehalten? „Er hat mir einfach Spaß gemacht, denn es waren ganz wunderbare Objekte dabei – allein wenn ich an die vielen in Oberkassel denke!“

Schneitberger und die DEG – die Verbindung ist nach seiner Zeit als Spieler und Trainer nie abgerissen. Auch wenn er sich Spiele der Bequemlichkeit wegen schon mal im TV ansieht, so kommt er doch nach wie vor gern in den ISS Dome. Und als die Fans beim Abschied von der Brehmstraße den besten DEG-Spieler aller Zeiten küren sollten, fiel die Wahl auf Schneitberger. Dessen Bild in der Öffentlichkeit bestätigt Rainer Makatsch, sein Teamkamerad im Tor bei zwei Titelgewinnen, als passende Glückwunschadresse zum Geburtstag: „Der Otto war ein Botschafter der DEG überall in der Stadt.“

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