Ultimatum läuft ab Der Streit um die DEL II eskaliert

Am Freitagabend läuft das Ultimatum ab, danach droht im deutschen Eishockey wieder einmal der große Krach. Neun Zweitligisten, die sich der Deutschen Eishockey Liga als DEL II anschließen wollen, sollen unter das Dach des DEB zurückkehren - sonst werden sie quasi zur wilden Liga. "Da wird Angst geschürt, es ist ein Machtkampf", sagte Rene Rudorisch, Geschäftsführer der Eispiraten Crimmitschau, dem SID.

DEL 12/13: Eisbären Berlin - Kölner Haie, 4. Play-off-Finale
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Die Rebellen wollen nicht einlenken, sie sehen sich an der Seite der DEL künftig professioneller aufgestellt, hoffen auf Synergie-Effekte und größere wirtschaftliche Stabilität. "Wir haben in den letzten Jahren ein Vereinssterben erlebt. Wir können nicht so weitermachen. Der Zustand ist katastrophal", sagte Rudorisch. Es gebe "keinerlei Anzeichen, dass irgendwer einknickt".

Neben seinem Klub gehören Bietigheim, Heilbronn, Bremerhaven, Rosenheim, Ravensburg, Weißwasser, Dresden und Bad Nauheim zu den Abtrünnigen. Kaufbeuren und Riessersee haben sich schon beim DEB angemeldet, auch die Hannover Scorpions, die ihre DEL-Lizenz an Schwenningen verkauft haben, wollen unter Verbandshoheit spielen. Landshut hat sich noch nicht entschieden.

Seit Wochen fliegen die Giftpfeile hin und her. "Konzeptlosigkeit und unprofessionelle Arbeit" werfen Rudorisch und seine Mitstreiter dem DEB und vor allem dessen Präsidenten Uwe Harnos vor. Harnos konterte im SID-Gespräch, in 13 Jahren Selbstverwaltung der 2. Liga habe "sich nichts überdurchschnittlich Positives entwickelt". Man sei überzeugt, "dass dieses Konzept dem deutschen Eishockey Schaden zufügt, weil die breite Basis gefährdet wird".

Mittlerweile schalteten sich auch die Fans ein, schrieben einen offenen Brief an den DEB und richteten bei Facebook die Seite "Pro DEL 2" ein. Sie hoffen vor allem auf einen Auf- und Abstieg mit der DEL und professionellere Strukturen.

Die DEL würde die Zweitligisten mit offenen Armen empfangen. "Ein sich selbst organisierender Profisport arbeitet am effizientesten, wenn er rechtlich, wirtschaftlich und organisatorisch unabhängig von Verbänden agiert", sagte Daniel Hopp, Vize des DEL-Aufsichtsrates, dem SID: "Dadurch lassen sich vorhandene Synergien in Sachen Vermarktung und Medien auf direktem Weg und somit optimal nutzen."

Den Auf- und Abstieg zwischen DEL und DEL II soll es allerdings erst "perspektivisch" geben, "wir müssen uns zunächst wirtschaftlich annähern", sagte Rudorisch. Zwei Millionen Euro beträgt der durchschnittliche Zweitliga-Etat, die Budgets der DEL-Klubs bewegen sich zwischen vier und acht Millionen Euro.

Doch es geht nicht allein um die Finanzen. Das neue Konstrukt soll auch dem Eishockey-Nachwuchs und der Nationalmannschaft helfen. In den nächsten fünf Jahren wollen die Zweitliga-Klubs ihre Ausländerzahl von fünf auf drei senken und statt bislang fünf künftig zehn U23-Spieler einsetzen. "Wir müssen endlich aufwachen und etwas für unsere Sportart tun", sagte Rudorisch und verwies auf das Olympia-Aus der Nationalmannschaft: "Bei dem, was der DEB momentan fabriziert, sehe ich keinen Fortschritt."

Der Verband fürchtet vor allem, dass die drittklassigen Oberligen mit zahlreichen Traditionsstandorten leiden könnten. Denn Harnos vermisst "eine Verzahnung von oben nach unten", eine feste Zusage für einen Auf- und Abstieg zwischen 2. und 3. Liga gibt es nicht. "Wenn das Konzept eine sofortige Verzahnung zwischen der 1., 2. und 3. Liga vorsehen würde, hätten wir grundsätzlich nichts daran auszusetzen, dann könnte man sich darüber unterhalten."

(sid/are)
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