DEL Zach führt Scorpions zur ersten Meisterschaft

Hannover (RPO). Als Tino Boos den Puck 71 Sekunden vor der Schlusssirene ins leere Tor beförderte, brach es auch aus dem Alpenvulkan heraus: Jubelnd riss Hans Zach auf der Bank die Arme in die Luft, der vierte Titelgewinn insgesamt und erste mit den Hannover Scorpions war perfekt.

 Vierter Meistertitel für Trainer Hans Zach.

Vierter Meistertitel für Trainer Hans Zach.

Foto: rpo, Mark Keppler

Der ehemalige Bundestrainer sicherte sich mit dem 4:2 (0:0, 2:0, 2:2) seiner Mannschaft im dritten Play-off-Endspiel gegen die Augsburger Panther erstmals seit 17 Jahren wieder die Krone - als erster deutscher Meistercoach in der Deutschen Eishockey Liga (DEL).

Zach will "abwarten"

Thomas Dolak in der 59. Minute im Überzahlspiel und Boos mit dem Empty-Net-Goal machten alles klaren Coach und Zuschauer in Hannover jubeln. "Unsere Jungs sind unglaublich. Es war unglaublich, wie die heute gespielt haben", sagte ein sichtlich zufriedener Coach, um den Hals die Meistermedaille. Zu seiner Zukunft sagte er: "Abwarten, was die Zukunft bringt. Bestimmt werde ich nichts überstürzen." Dann bekam Zach eine Bierdusche.

Der 61-Jährige Zach, der seinen Abschied als Trainer verkündet hat, krönte damit seine illustre Karriere. Allerdings ließ sich der "Alpenvulkan", dem zwischen 1991 und 1993 mit der Düsseldorfer EG den Titelhattrick gelungen war, ein Hintertürchen offen. Eine Rückkehr als "Feuerwehrmann" oder erneut als Bundestrainer wie von 1998 bis 2004 will er nicht ausschließen.

Ex-Nationalspieler Sascha Goc (27.) und Chris Herperger (33.) sorgten vor 10.496 Zuschauern für eine 2:0-Führung Hannovers, das die ersten beiden Spiele 3:1 und 3:2 nach Verlängerung gewonnen hatte. Für Augsburg glichen dann Thomas James Kemp (46.) und Daren Olver (52.) zwischenzeitlich aus und sorgten wieder für Spannung.

Zachs größter Coup

Der Titelgewinn mit den Niedersachsen ist Zachs größter Coup: Als Vorrundenvierter und krasser Außenseiter gingen die Scorpions in die Play-offs, nachdem vor Saisonbeginn noch der finanzielle Kollaps gedroht hatte. Die Spieler mussten einem teilweisen Gehaltsverzicht zustimmen. Einige Stars verabschiedeten sich, das Team stürzte zu Beginn der Spielzeit ans Tabellenende. Doch die Mannschaft wuchs zusammen.

Die unglaubliche Erfolgsgeschichte der Augsburger, die erstmals in ihrer 132-jährigen Vereinsgeschichte im Finale standen, fand dagegen kein Happy End. Das "Armenhaus der Liga" mit einem Mini-Etat von 3,3 Millionen Euro hatte auf dem Weg dorthin sensationell die Branchenführer Adler Mannheim und Eisbären Berlin ausgeschaltet.

Erstmals ausverkauft

In der erstmals in dieser Saison ausverkauften Arena begann Zachs Team aggressiv und offensiv und drängte auf eine schnelle Entscheidung. Mit minutenlangem Dauerdruck auf das Augsburger Tor widerlegte es eindrucksvoll den Vorwurf, nur destruktives Eishockey zu spielen. Am Freitag hatte sogar der Augsburger Stadionsprecher die Zachsche Defensivtaktik über das Mikrofon kritisiert.

Gästetorhüter Dennis Endras konnte bestätigen, dass Hannover keineswegs auf Abwarten und Konter setzte. Der Nationaltorwart musste Schwerstarbeit verrichten und bewahrte die Augsburger mit zahlreichen Paraden vor einem frühen Rückstand. So machte er auch die Großchancen von Tino Boos (12.) und Chris Herperger (14.) zunichte.

Hannover deutlich überlegen

Die Schwaben bekamen zunächst keinen Schlittschuh aufs Eis. Selbst in der ersten Überzahlsituation sprang nicht ein einziger Schuss aufs Tor heraus. Scorpions-Goalie Travis Scott musste nur selten eingreifen. 20:6 Torschüsse nach 20 Minuten sprachen eine deutliche Sprache.

Nach dem 1:0 durch Goc, der mit einem Schlagschuss von der blauen Linie traf, zogen sich die Gastgeber zurück und setzten auf Konter. Einen schloss Herperger nach mustergültigem Zuspiel von Matt Dzieduszycki zu seinem siebten Play-off-Tor ab. Allerdings hatte das Zach-Team Glück, dass zuvor Rhett Gordon nur den Pfosten getroffen hatte (31.). Dann kämpfte sich Augsburg zurück ins Spiel. Zunächst gelang Kemp in Überzahl der Anschlusstreffer, dann glich Olver mit seinem sechsten Play-off-Tor aus. Die Spannung stieg, das Spiel wogte hin und her.

(can)
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