Exklusiv-Interview Haie-Chef: "Ohne Play-offs bist du nichts"

Düsseldorf (RP). Interview mit Thomas Eichin (43), Geschäftsführer der Kölner Haie, über die finanziellen Probleme, Lösungswege, die Rolle der Deutschen Eishockey Liga (DEL) und das heutige Derby gegen die DEG Metro Stars.

 Die Kölner Hai zittern um den Einzug in die Play-offs.

Die Kölner Hai zittern um den Einzug in die Play-offs.

Foto: Siegfried Wensierski

Am Freitag empfangen Sie die DEG zum 187. rheinischen Derby. Wird es auch ein 188. geben?

Eichin Momentan ist es schwierig für mich, Prognosen für Dinge abzugeben, die relativ weit weg sind. Wir als Kölner Haie haben Schwierigkeiten, das Niveau zu halten, das man von uns gewohnt ist und wir haben ein Liquiditätsloch, das zu stopfen ist. Wir arbeiten daran.

Warum ist es so schwierig, bei der DEL für Ihre Nöte Gehör zu finden?

Eichin Ich will das nicht auf die DEL schieben. Da gibt es Baustellen, die wir früher schon versucht haben zu lösen, auch zusammen mit der DEG. Weniger Spiele zum Beispiel. Aber das sind keine Dinge, die kurzfristig umgesetzt werden können und uns aktuell nicht helfen.

Wo liegen die Probleme?

Eichin Wir schleppen einen unheimlichen Kosten-Apparat mit uns herum. Wir haben eine eigene Trainingshalle, die 500.000 Euro kostet, plus Eismeister, die Nachwuchsförderung, und, und, und. Die Lanxess-Arena ist als größte Halle Europas ein erheblicher Kostenfaktor. Bei Spielen gegen die DEG kommen 15.000 Zuschauer, okay. Aber am Dienstag spielen wir gegen Ingolstadt. Da kommen nur 7000, aber wir haben die gleichen Kosten. Das ist natürlich tödlich.

Wussten Sie das alles nicht schon vor der Saison?

Eichin Sehen Sie, wir hatten in den Vorjahren immer ein Drittel des Merchandising-Umsatzes der gesamten Liga und die meisten Zuschauer. Das ist jetzt nicht mehr so. Man kann ketzerisch sagen: Die Haie haben ja auch nicht mehr die Mannschaft, die so spielt. Aber ich muss ab Januar eine Mannschaft basteln, und da weiß ich noch nicht, dass uns so viele Zuschauer wegbrechen. Das ist ein Mix aus allem. Einen Umsatzrückgang im siebenstelligen Bereich kannst du genauso wenig kalkulieren wie den Fakt, dass gegen Mannheim nur 7000 Fans kommen. Nur ­ was soll ich machen? Ich kann die Zuschauer schlecht zu den Spielen prügeln.

Wie können die Haie überleben?

Eichin Wir brauchen die Unterstützung der Stadt Köln, dass die sich mal ein bisserl mehr ums Eishockey kümmert. Denn wir haben keinen Mäzen Heinz-Hermann Göttsch mehr. Ich bin seit 1999 bei den Haien und seitdem haben wir es geschafft, seine Zuwendungen zu reduzieren. 2008 haben wir sogar einen Gewinn gemacht, weil wir Vizemeister geworden sind. Danach ist das aber zurück gegangen. Das können wir nur auffangen, wenn der ein oder andere weniger verdient.

Als Tabellenzehnter stehen sie auf dem letzten Platz, der zur Teilnahme an den Vor-Play-offs berechtigt. Wie wichtig ist das Erreichen der Play-offs für die Rettung?

Eichin Ohne Play-offs bist du nichts. Da kannst du siebenstellige Einnahmen erzielen. Das ist ein Riesenbatzen. Dazu kommen Aufbruchstimmung in der Stadt und dass man eher Sponsoren bekommt. Als großer Verein musst du in die Play-offs kommen, sonst kommen keine Zuschauer. Das geht aber nur, wenn du eine Mannschaft auf einem gewissen Niveau hast, und die kostet eben Geld. Das ist ja der Teufelskreis. Und aus dem raus zu kommen, ist innerhalb eines halben Jahres unmöglich.

Was muss sich ändern?

Eichin Einiges. Weil wir hier auf Erfolg getrimmt sind, ist das bei uns aber schwieriger als bei anderen Vereinen. Klar ist: Eine Mannschaft von diesem Budget darf nicht um die Play-offs kämpfen müssen.

Ist ein Standortwechsel denkbar?

Eichin Wir haben einen langfristigen Vertrag mit der Lanxess-Arena. Jeder muss überlegen, ob es für beide Beteiligten noch Sinn macht. Im Moment macht es keinen Sinn.

Wäre ein Verkauf der Namensrechte eine Option für die Haie?

Eichin Bis jetzt ist noch keiner gekommen und hat das angeboten. Durch unseren Markennamen haben wir ja auch Möglichkeiten, Einnahmen zu erzielen. Man muss aber über solche Sachen nachdenken. Wir können schließlich nicht in Schönheit sterben.

Ist der Rückzug in die Zweite Bundesliga ein Thema?

Eichin Wir wollen in der DEL bleiben. Über andere Sachen denke ich überhaupt nicht nach.

Auch nicht an einen Rücktritt als Geschäftsführer?

Eichin Die Schmerzgrenze ist natürlich irgendwann erreicht. Aber bis jetzt gilt meine Konzentration volle Möhre dem Thema, die Haie zu retten. Das ist der Auftrag, den ich von den Gesellschaftern habe, und den will ich auch erfüllen.

Die DEG sucht gerade einen Nachfolger für Geschäftsführer Elmar Schmellenkamp, der zum 30. April aus seinem Amt ausscheidet. Was halten Sie von einem Wechsel auf die andere Rheinseite?

Eichin Ich pflege ein sehr freundschaftliches Verhältnis zu den Verantwortlichen bei der DEG, aber dass ich da Geschäftsführer werde, ist im Moment kein Thema. Ich hatte auch Angebote aus dem Fußball, in dem ich mich natürlich zu Hause fühle, aber die habe ich abgelehnt, um bei den Haien zu arbeiten.

In den letzten Zeilen können Sie Werbung für Ihr Produkt machen. Die Haie bleiben in der DEL, weil?

Eichin Weil wir eine starke Marke sind und es vielleicht Leute in Köln gibt, die die Haie halten wollen.

Georg Amend und Gianni Costa führten das Gespräch.

(RP)
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