Neun Spiele, neun Niederlagen Wolfsburg verzweifelt an DEL-Finalfluch

Wolfsburg · Neunmal traten die Grizzlys Wolfsburg in der DEL bislang in einem Play-off-Finale an, neunmal verloren sie. Wieder droht dem Vizemeister eine Serie ohne einen einzigen Sieg. Coach Gross scheint daran zu verzweifeln.

Grizzlys Wolfsburg verzweifelen an DEL-Finalfluch
Foto: dpa, pst

Was es mit einem macht, neunmal im Kampf um die Meisterschaft anzutreten und neunmal zu verlieren, verdeutlichte der Coach der Grizzlys Wolfsburg eindrucksvoll. Pavel Gross verlor die Beherrschung. Bei der Frage nach dem unzureichenden Überzahlspiel seines Teams im zweiten Play-off-Finale um die deutsche Eishockey-Meisterschaft verlor der ehrgeizige Deutsch-Tscheche die zuvor noch mühsam bewahrte Contenance. "Die Frage brauchen Sie mir nicht zu stellen. Nächste Frage", zischte Gross nach dem 2:3 (1:0, 1:3, 0:0) gegen den EHC Red Bull München und brüllte fast hinterher: "Katastrophe!" Als sei seine Gemütslage nicht verständlich genug, wiederholte er noch einmal, diesmal mit übertriebener Betonung:
"Ka-tas-trophe!"

Keine Frage, Gross war angefressen, weil sein Team es erneut nicht verstand, ein Finalspiel trotz 2:0-Führung zu gewinnen. "Natürlich ist München ein Top-Team, aber auch ein Top-Team kann man schlagen", polterte Gross wenig später weiter. Die Angst nicht nur bei Gross ist groß, dass die Grizzlys schon wieder eine Finalserie ohne einen einzigen Sieg verlieren. Auch im vergangenen Jahr trat Wolfsburg als Außenseiter gegen den vom österreichischen Brause-Imperium aufgepäppelten EHC aus München an und war nach vier Niederlagen in vier Partien schnell geschlagen. Das erste Spiel verlor Wolfsburg in München nach Verlängerung und das zweite nach 2:0-Führung im eigenen Stadion. Beides wie in diesem Jahr.

"Die Parallelen sind erkennbar. Wenn es am Ende so ausgeht wie in der letzten Saison, dann habe ich nichts dagegen", sagte Münchens Kapitän Michael Wolf, der mit seinem 300. DEL-Tor im ersten Überzahlspiel seines Teams am Dienstag den Ausgleich erzielt hatte. Wolfsburg hatte sechs Powerplay-Situationen, nicht eine führte zum Erfolg. Selbst in doppelter Überzahl nicht. Schlimmer noch: Der Anschluss der Gäste durch Maximilian Kastner (25. Minute) fiel gar in Grizzly-Überzahl.

Dabei schien es so etwas wie Gross' Matchplan zu sein, möglichst viele Situationen mit mindestens einem Mann mehr auf dem Eis herbeizuführen. Wolfsburger Spieler provozierten Strafen, gingen dabei mitunter auch (zu) schnell zu Boden und lamentierten - aber der Plan ging nicht auf. Gross schien daran zu verzweifeln.

Seit 2011 führte er Wolfsburg stets in die Play-offs, fünfmal am Stück ins Halbfinale; er stand mit seinem Team dreimal im Finale und verlor dabei jedes Spiel. Vor sechs Jahren wurden die Grizzlys nach einem 0:3 gegen die Eisbären Berlin Vizemeister - die DEL-Play-offspiele wurden damals noch im Modus Best-of-five ausgetragen.

Psychologisch sieht es vor dem dritten Spiel am Donnerstag (19.30 Uhr) mau aus für Wolfsburg. "Wir müssen die mentale Stärke reinkriegen", forderte Gross. Doch sein Team spielt als nächstes wieder in München. Läuft alles tatsächlich so wie 2016, ist bereits am Karsamstag wieder alles vorbei. "Wir können jetzt nicht rumsitzen und weinen", sagte Grizzly-Kapitän Tyler Haskins. Es hörte sich schon verdächtig nach einer Durchhalteparole an.

(dpa)
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