Der Titel, der nach Altbier schmeckt Ex-Düsseldorfer jubeln mit den Scorpions

Düsseldorf (RPO). Grenzenloser Jubel in Niedersachsen: Hannover hat vom Favoritensterben in der DEL profitiert, nach dem 4:2 im dritten Play-off-Finale gegen Favoritenschreck Augsburger Panther stehen die Scorpions erstmals auf dem deutschen Eishockey-Gipfel. Einige Hannoveraner Meisterfiguren haben eine Düsseldorfer Vergangenheit.

Hans Zach - ein "Alpen-Vulkan" wird 60
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Hans Zach - ein "Alpen-Vulkan" wird 60

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Foto: ddp

Im Laufe der letzten Spielzeiten hat sich an der Leine eine kleine DEG-Filiale entwickelt. Bei den frischgebackenen Champions stehen drei gebürtige Düsseldorfer unter Vertrag, zwei Leistungsträger und Publikumslieblinge der vergangenen Jahre sowie in Hans Zach der Trainer, der von 1991 bis 1993 die Meistertrophäen fünf bis sieben an die Brehmstraße holte.

Der Alpenvulkan ist weiser geworden. Vielleicht auch nur vorsichtiger, hat er doch in der Vergangenheit viel erlebt. Als seine Scorpions mit dem Überzahltor zum zwischenzeitlichen 3:2 durch Thomas Dolak knapp zwei Minuten vor Spielende auf die Meisterstraße bogen, mimte Zach den gewohnt grantigen Tölzer, forderte energisch Konzentration ein und ließ keine verfrühte Euphorie aufkommen. Wenige Sekunden vor Ende ließ er sich dann doch Jubelgesten entlocken, herzte erst sein Funktionsteam, drückte anschließend auf dem Eis jeden einzelnen seiner Spieler ans Herz.

Zach, der als erster deutscher Meistertrainer seit 17 Jahren in seine eigenen Fußstapfen trat, genoss seinen Triumph aber insgesamt gefasst. Vorbei sind die Zeiten als Zach 1993 mit Schlittschuhen aufs Eis lief und vor Freude Tore umwarf. "Das war eine ganz andere Geschichte damals", verteidigte Zach auf Bezahlsender "Sky" sein scheinbar ruhigeres Gemüt.

"Es war das erste Mal, dass eine Mannschaft den Titel in der Overtime des fünften Spiels gewann. Ich konnte hier in Hannover alles alleine aufbauen, alles lief so wie ich es wollte — nämlich im Team", sagte Zach, der hinter der Bande erst einmal kürzer treten will und in Hannover den Weg für Wolfsburgs Coach Toni Krinner freimacht. Eine Rückkehr in die Eishockeywelt schloss der 61-Jährige nicht aus. "Mal abwarten, was die Zukunft bringt", sagte Zach, bevor ihm sein langjähriger Schüler Tino Boos eine Weißbierdusche verpasste.

Zachs Musterschüler: Tino Boos

Boos, der in der DEL unter Zach bereits für Kassel und Köln die Schlittschuhe schnürte, hatte mit seinem Schuss ins leere Tor zum 4:2 seinen zweiten persönlichen Meistertitel nach 2002 endgültig unter Dach und Fach gebracht. Der mittlerweile 35 Jahre alte Scorpions-Kapitän erblickte in Düsseldorf das Licht der Welt, spielte bis 1994 im DEG-Nachwuchs und durfte 15-mal unter Zach in die erste Mannschaft reinschnuppern, bevor er über den Umweg Nordhessen zum Erzrivalen auf der anderen Rheinseite überlief.

In der letzten Saison noch der "Depp", als er beim Aus gegen die DEG im fünften Halbfinale mit einem dicken Fehler mitverschuldete, ist Tino Boos in dieser Saison obenauf. "Wir hatten viel Pech die letzten Jahre, dieses Jahr hat alles zusammengepasst", sagt Boos, der den Titel auch als Genugtuung empfindet. "Ich muss gestehen, es war schon mein Traum, den Pokal als Kapitän entgegenzunehmen."

Niki Mondt war schon 1996 mit seiner Geburtsstadt Düsseldorf deutscher Meister, konnte den Triumph aber damals nicht vollends auskosten. "Für mich ist es gefühlt das erste Mal. Auf dem Papier bin ich es schon einmal geworden, aber da hatte ich in den Play-offs keinen Einsatz gehabt", sagte der 31-Jährige im Interview auf "Sky". Mondt lief von 1995 bis 1998 für die Rot-Gelben auf, kehrte nach dem Wiederaufstieg 2000 bis 2002 an die Brehmstraße zurück. In Hannover ist der Linksschütze Leitwolf in der vierten Reihe und in eigener Unterzahl fürs Grobe zuständig.

Titel für "K-V"

Auch Klaus Kathan und Tore Vikingstad genießen in der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt einen mehr als guten Ruf und haben nun in Niedersachsen das geschafft, was ihnen bei der DEG versagt blieb. Als Glieder der kongenialen "K-V-K"-Reihe lehrten Vikingstad seit 2001 und Kathan seit 2004 zusammen mit Daniel Kreutzer den gegnerischen Abwehrreihen das Fürchten. Kathan schoss die DEG 2006 mit seinem Tor in der Verlängerung gegen Mannheim zum Pokalsieg, Vikingstad wurde Topscorer der Hauptrunde und zum DEL-Spieler des Jahres gekührt. Im gleichen Jahr sprang die Vize-Meisterschaft heraus.

Als im Jahr 2008 die auslaufenden Verträge bei den Metro Stars nicht verlängert wurden, griff Hannover zu, mit denen nun gefeiert wird. "Wir lassen es erst einmal ruhig angehen. Wir wollen schließlich nach zwei Stunden noch etwas von der Feier mitbekommen", sagte der 31 Jahre alte Kathan kurz nach der Siegerehrung scherzhaft. "Es war ein langer Weg. 13 Jahre lang habe ich immer höflich den anderen gratuliert, nun gratuliert man endlich einmal mir."

Wie der Vater, so der Sohn

Was vielleicht die wenigsten wissen: Auch Scorpions-Nesthäkchen David Wolf hat eine Bindung zu Düsseldorf, ohne jemals für die DEG aufs Eis gegangen zu sein. Der 20 Jahre alte Angreifer ist Sohn des Deutsch-Kanadiers Manfred Wolf, der 1990 für die DEG zu Meisterehren kam. In eben jener Saison erblickte David in der Landeshauptstadt das Licht der Welt, begann das Eishockeyspielen bei den Jungadlern in Mannheim und hat nun in seiner ersten DEL-Saison das Kunststück des Vaters wiederholt. "Für einen jungen Spieler ist es natürlich immer schwer reinzukommen, doch wir haben einen tollen Teamgeist", sagte der Youngster. "Wir haben hart für den Titel gearbeitet. Jetzt wird gefeiert." Vielleicht sogar mit dem ein oder anderen Glas Altbier...

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