„Alle Horrorszenarien in der Schublade“ DEL hofft trotz neuer Probleme auf „Normalität“

Düsseldorf · Die DEL startet am Donnerstag in ihre 29. Saison. Corona scheint überwunden, die Rückkehr zur Normalität ist möglich. Es drohen jedoch schon andere Krisen, auf die sich die Liga vorbereitet.

Carl Neill von Kölner Haie kämpft gegen Berlins Dominik Bokk um den Puck.

Carl Neill von Kölner Haie kämpft gegen Berlins Dominik Bokk um den Puck.

Foto: dpa/Andreas Gora

Volle Hallen, namhafte Neuzugänge, komplette Play-offs: Nach zweieinhalb Jahren mit massiven Einschränkungen ist im deutschen Eishockey die Sehnsucht nach Vor-Corona-Verhältnissen groß. „Wir hoffen natürlich auf Normalität“, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke vor dem Saisonstart im Gespräch mit dem Sport-Informations-Dienst (SID).

Geisterspiele und Zuschauergrenzen gehören wohl der Vergangenheit an, doch schon bereiten neue Krisen den Klubs der Deutschen Eishockey Liga (DEL) Sorgen - vor allem die Inflation und Energieknappheit. Steigende Kosten, aber auch sinkende Einnahmen drohen. „Wir haben die Klubs vorsichtig planen lassen“, betont Tripcke.

Dennoch ist die Liga wirtschaftlich wieder da, wo sie vor Corona war: Nach dem Absturz auf 84 Millionen Euro setzte die DEL in der vergangenen Saison wieder 133 Millionen um. Jetzt soll es „Richtung 150 Millionen“ gehen, so Tripcke - wenn nichts dazwischen kommt.

Die Corona-Pandemie, die der Liga insgesamt rund 100 Millionen Euro Einnahmeverlust bescherte, soll möglichst keine Rolle mehr spielen. „Diesmal sind alle Horrorszenarien durchgespielt und liegen in der Schublade“, sagt Tripcke und hofft, „dass es keine Einschränkungen beim Spielbetrieb geben wird“.

Die allgemein rasant steigenden Preise könnten aber dazu führen, dass weniger Fans den Weg ins Stadion finden. Der Dauerkartenverkauf ging bereits vielerorts zurück. Tripcke hofft auf „drei Viertel der normalen Zuschauerzahlen“. Auch Sponsoren, die in finanzielle Bedrängnis geraten, könnten abspringen. Die Energiekrise „wird auch auf den Profisport zukommen“, meint der DEL-Geschäftsführer, aber daran werde „der Spielbetrieb nicht scheitern“, häufig gelten noch langfristige Hallenverträge.

Positiv verbuchen konnte die DEL in der Sommerpause die Verlängerung der Verträge mit dem TV-Partner Telekom und dem Namenssponsor Penny, die nach SID-Informationen ligaweit künftig verdoppelte Einnahmen von 14 Millionen Euro jährlich bringen werden - allerdings erst ab 2024.

Normalität herrscht wieder im Spielplan: Nach drei Jahren ohne oder mit verkürzten Play-offs wird wieder nach dem Modus „best of seven“ um den Titel gespielt. Das Winter Game, am 3. Dezember im Kölner Fußballstadion zwischen den Haien und Adler Mannheim, kehrt zurück.

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Auch auf dem Transfermarkt war alles wieder beim Alten: München schnappte sich den Berliner Meistergoalie Mathias Niederberger, Mannheim den aus Schweden zurückgekehrten Nationalspieler Stefan Loibl, Titelverteidiger Berlin holte gleich zwölf Neue, Köln drei prominente Kanadier aus der russischen KHL, und selbst Aufsteiger Frankfurt gönnte sich den ehemaligen Stanley-Cup-Sieger Carter Rowney. Von Zurückhaltung keine Spur mehr.

Nur in Nürnberg war es anders, dort hatten die Ice Tigers noch mit Corona-Spätfolgen zu kämpfen. Sie hatten als Kompensation für den Wegfall von vier Millionen Euro Ticketeinnahmen zwei Millionen Coronahilfe vom Staat erhalten - mussten in diesem Sommer aber „eine mittlere sechsstellige Summe“ zurückzahlen, wie Geschäftsführer Wolfgang Gastner dem SID bestätigte. Die Begründung: Die Schlussrechnung für das Jahr 2020 sei „positiver als gedacht“ ausgefallen.

Das vermeintliche Plus ergab sich etwa aus dem Gehaltsverzicht der Spieler oder dem Einstieg neuer Sponsoren und wurde längst für die zweite Corona-Saison 2021/22 ausgegeben. Eine „Riesensauerei“ und eine „Farce“ nennt Gastner die Rückzahlung.

Die neue Spielzeit ist laut Gastner „gesichert“ - auch in Sachen Energiekosten, weil der laufende Hallenvertrag von Preissteigerungen noch nicht betroffen sei. Sollte sich danach Strom allerdings, wie befürchtet, um das Fünf- oder Sechsfache verteuern, „kann das nicht mehr bezahlt werden“.

(sid/stja)
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