Krefeld Pinguine Ehrhoff: "Ich bin nervös vor dem ersten Spiel"

Krefeld · Christian Ehrhoff, Verteidiger der Buffalo Sabres in der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL, spricht mit unserer Redaktion über sein Gastspiel bei den Krefeld Pinguinen, den Arbeitskampf in den USA, Diskussionen über hohes Gehalt, und was er an seiner Heimat schätzt.

Christian Ehrhoff ist zurück in Krefeld
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Herr Ehrhoff, in der nordamerikanischen Eishockey-Profiliga NHL wird gestreikt. Wann haben Sie sich dazu entschieden, bis zu einem Ergebnis für die Krefeld Pinguine in der DEL zu spielen?

Ehrhoff Der Gedanke war immer da. Ich wollte unbedingt so schnell wie möglich zurück aufs Eis. Bei mir stand nur Krefeld auf dem Zettel. Das ist meine Heimat, dem Verein habe ich alles zu verdanken.

Sie sind morgens um 6 Uhr aus Buffalo eingeflogen. Welchen Film haben Sie an Bord gesehen um sich die Zeit zu vertreiben?

Ehrhoff (lacht) Ich hätte gerne einen gesehen. Aber mir sind kurz nach dem Start schon die Augen zugefallen. Ich habe von sechseinhalb Stunden Flug wirklich sechs Stunden geschlafen.

In Krefeld werden Sie als Superstar gefeiert und auch so vermarktet. Es gibt demnächst Schals, Kappen und T-Shirts mit Ihrem Namen drauf. Wie gefällt Ihnen der ganze Rummel?

Ehrhoff Besser so als wenn die Leute schlecht über mich reden würden. Es ist aber schon ein wenig komisch für mich. Ich freue mich tierisch über den Respekt und die Anerkennung, die mir entgegengebracht wird. Der Rummel um mich macht mir ein wenig Angst. Deshalb bin ich ganz froh, wenn ich endlich wieder auf das Eis kann. Da fühle ich mich am sichersten.

Haben Sie Angst, dass die Anhänger von Ihnen zu viel erwarten?

Ehrhoff Nein, weil ich weiß, dass ich alles gebe. Ich stelle mir immer vor, wie da ein kleiner Junge im Stadion steht, von seinem Taschengeld den Eintritt bezahlt hat, um mich zu sehen. Ich will diesen Jungen einfach nicht enttäuschen. Es ist doch ganz einfach: Es wird hier keine Christian-Ehrhoff-Show geben. Wenn wir als Mannschaft erfolgreich sein wollen, dann muss jeder alles geben. Nicht nur ich.

Sie verdienen im Jahr umgerechnet rund siebeneinhalb Millionen Euro. Das ist mehr als der gesamte Krefelder Etat. Kommt da schnell Neid auf?

Ehrhoff . Sehen Sie, das mit dem Neid ist leider in Deutschland sehr ausgeprägt. In den USA freut man sich für einen Spieler, wenn er einen höheren Vertrag abschließen konnte. Man sieht es als Anerkennung für geleistete Arbeit. Man wird über seine Leistung definiert. In Deutschland dagegen steht sehr oft in den Artikeln, wie viel ich verdiene und nicht, ob ich gut oder schlecht gespielt habe.

Erlauben Sie uns dennoch eine Frage zu diesem Thema. Kriegen Sie während des Arbeitskampfs in den USA Ihr Gehalt weiterbezahlt?

Ehrhoff Nein. Das Geld ist futsch. In der NHL wird das Gehalt für die Spiele innerhalb der regulären Saison gezahlt. Wenn nicht gespielt wird, dann gibt es eben auch kein Geld.

Muss man sich um Sie Sorgen machen?

Ehrhoff Weniger. Ich bin da in einer sehr privilegierten Situation, das ist mir auch bewusst. Es geht bei diesem Arbeitskampf vor allem um die Zukunft und die Rechte der jungen Spieler. Wir konnten nicht einfach so weitermachen wie bisher.

Um Sie nach Krefeld zu holen, musste sichergestellt werden, dass eine Versicherung von monatlich 20 000 Euro für Sie abgeschlossen wird. Bekommen Sie darüber hinaus noch ein Gehalt?

Ehrhoff Nein, mir war nur wichtig, dass die Pinguine die Versicherungsprämie zahlen.

Haben Sie sich auf ein längeres Gastspiel in Krefeld eingerichtet oder glauben Sie an eine schnelle Einigung in der NHL?

Ehrhoff Ich fürchte, das kann sich noch eine ganze Weile hinziehen. Für den Stellenwert der Sportart in den USA ist das Ganze aber eine Katastrophe. Für mich ist es eine Chance, meinem alten Verein zu helfen.

Wie beurteilen Sie die Qualität der Deutschen Eishockey-Liga?

Ehrhoff Es hat sich viel getan. Die DEL hat sich weiterentwickelt. Man darf nicht zu viel erwarten. Fußball erdrückt mit seiner Präsenz in Deutschland viele andere Sportarten. Es ist da schwer, sich eine Nische zu suchen. Aber es tut sich einiges. Ich denke, die Liga ist auf einem guten Weg.

Sind Sie aufgeregt vor der ersten Partie am Freitag gegen Hamburg?

Ehrhoff Normalerweise gibt es für einen Spieler mit meiner Erfahrung wenig, was ihn nervös macht, aber am Freitag werde ich ganz bestimmt nervös sein.

Wo verbringen Sie Freizeit in Krefeld?

Ehrhoff Der Stadtwald ist ein guter Ort, um zu entspannen. Ich bin da öfters mit meiner Frau und den Kindern. Ansonsten sind wir bei meinen Eltern in Moers oder meinen Schwiegereltern in St. Tönis.

Was schätzen Sie an Ihrer Heimat?

Ehrhoff Das Unaufgeregte. Ich bin hier geboren und aufgewachsen. Ich liebe deutsches Brot und vor allem die deutsche Autobahn. In den USA kann man ja nicht wirklich schnell durch die Gegend fahren.

Gianni Costa, Oliver Schaulandt und H.G. Schoofs führten das Gespräch.

(RP/can)
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