Ohne Klimaschutz keine Lizenz DEL wagt sich auf „unbekanntes Terrain“

Köln · Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) will bis 2040 klimaneutral werden. Ab 2024 bekommen die Klubs nur noch eine Lizenz, wenn sie Nachhaltigkeitskriterien erfüllen. Wie die ersten Klubs mit dem Thema umgehen.

Die Eisbären Berlin betreiben auf dem Dach ihrer Arena (m.) ein Blockheizkraftwerk.

Die Eisbären Berlin betreiben auf dem Dach ihrer Arena (m.) ein Blockheizkraftwerk.

Foto: dpa/Wolfgang Kumm

Dünnes Eis, niedrige Hallentemperaturen, Zug statt Flug: Die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) will bis 2040 klimaneutral werden und hat erste Schritte unternommen. Künftig sind die Klubs in der Pflicht: Bei der Lizenzprüfung wird ab 2024 auch der Klimaschutz abgefragt. Eine Nachhaltigkeitsstrategie und ein hauptamtlicher Beauftragter sind dann ebenso vorgeschrieben wie der aktuelle CO2-Fußabdruck, sonst gibt es keine Spielgenehmigung.

„Man darf sich nicht freikaufen, sondern muss die Anforderungen umsetzen“, sagte Jörg von Ameln, Leiter Spielbetrieb der DEL, dem Sport-Informations-Dienst (SID): „Es ist für viele noch unbekanntes Terrain, wir wollen alle an Bord bekommen. Alle sind sich bewusst: Wenn man nichts ändert, wird das Geschäftsmodell in fünf Jahren nicht mehr funktionieren.“

In ihrer „DEL4 Zielmatrix“ hatte die Eishockey-Profiliga im vergangenen Herbst festgelegt, dass ihre Treibhausgas-Emissionen bis 2030 halbiert werden sollen. Zehn Jahre später will sie klimaneutral sein. Jetzt legten die Gesellschafter einstimmig fest, dass ab der übernächsten Saison Nachhaltigkeitskriterien über die Zulassung mitentscheiden und die Klubs darlegen müssen, wie sie diese Ziele erreichen wollen. Damit nimmt die DEL im deutschen Sport nach der Deutschen Fußball-Liga (DFL) eine Vorreiterrolle ein.

Als erster Klub hat Rekordmeister Eisbären Berlin seine Klimabilanz messen lassen. Erste Maßnahmen zur Verringerung des CO2-Ausstoßes umfassten die Anreise zu Auswärtsspielen mit der Bahn, der Tausch von Verbrennern gegen Hybrid-Fahrzeuge im Fuhrpark, die Umstellung auf LED-Beleuchtung und der Verzicht auf die Produktion der Stadionzeitung. Zudem betreibt der Klub auf dem Dach seiner Arena ein Blockheizkraftwerk und bezieht zu 100 Prozent zertifizierten Ökostrom aus erneuerbaren Energien.

Die Adler Mannheim haben die Temperatur in ihrer Halle verringert. Die Liga gab erstmals eine Eisdicke von 3,5 Zentimetern vor, zuvor war die Spielfläche häufig fast doppelt so dick. Doch hier liegt gar nicht das größte Einsparpotenzial. „Die Eisfläche ist nicht so wesentlich, das bekommt man in den Griff“, erläuterte von Ameln, „den höchsten C02-Ausstoß verursachen die Zuschauer mit An- und Abreise.“

So hat die finnische Liga ermittelt, dass 64 Prozent der Emissionen auf diesen Bereich entfallen, nur 17 Prozent auf den Strom in der Arena, elf Prozent auf die Heizung und acht Prozent auf die Reisen der Teams. „Das dürfte bei uns ähnlich sein“, meinte von Ameln.

Genaue Zahlen sollen in einem Jahr vorliegen, damit die Klubs sehen, wo sie den Ausstoß reduzieren können. Dann werden alle zwei Jahre aktuelle Werte abgefragt. Welche Konsequenzen es hat, wenn die vorgegebenen Ziele nicht erreicht werden, ist allerdings noch offen. „Wir wollen aber sehen, dass sich was bewegt“, betonte von Ameln.

Ein Problem ist, dass die große Mehrzahl der Eishallen nicht den Klubs oder ihnen verbundenen Unternehmen gehört. Mit Ausnahme der großen Multifunktionsarenen in Mannheim, Berlin oder Köln sind die Spielstätten in städtischer Trägerschaft – direkt oder über Tochterunternehmen. Mit den Betreibern sei man „in guten Gesprächen“, berichtete von Ameln.

(lonn/SID)
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