Eishockey Köln macht das West-Desaster komplett

Köln · Für Düsseldorfer EG, Krefeld Pinguine und Iserlohn Roosters war ohnehin schon vor den Pre-Play-offs Schluss. Das Ausscheiden der Kölner Haie macht das Desaster der Westklubs komplett.

DEL: Kölner Haie - Grizzlys Wolfsburg
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Kölner Haie beißen sich an Wolfsburg die Zähne aus

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Foto: dpa, cas

Aus den Lautsprechern der Lanxess-Arena kommt der Balsam für die geschundenen Seelen der Kölner Fans. "Ejal, wat och passeet", singen die Bläck Fööss und beschwören den Zusammenhalt im Veedel. Ein Großteil der rheinischen Anhänger ist in der Lage, den Stimmungshebel schnell umzulegen, und stimmt ein. Nicht so die Spieler, für die gerade der Traum vom Titelgewinn geplatzt ist. Haie-Kapitän Moritz Müller stapft mit Tränen in den Augen in die Kabine, seine Mitspieler mit hängenden Köpfen. Die 0:1-Niederlage im siebten und entscheidenden Viertelfinale gegen Wolfsburg bedeutet das Aus für die Haie, die mit dem Ziel in die Saison gestartet waren, erstmals seit 2002 wieder Deutscher Meister zu werden. Entsprechend groß ist die Enttäuschung in der Domstadt, in der das Desaster der West-Klubs komplettiert wurde. Die Düsseldorfer EG, Krefeld Pinguine und Iserlohn Roosters hatten nicht einmal die Pre-Play-offs erreicht.

Die Kölner sind allerdings der Krösus im Westen. Mit einem Etat von rund zwölf Millionen Euro gehören sie zur Spitzengruppe der Deutschen Eishockey Liga (DEL). "Es ist eine Zwei-Klassen-Gesellschaft", sagte Wolfsburgs Trainer Pavel Gross. "Hinter München, Mannheim, Köln, Nürnberg und Ingolstadt klafft eine große Lücke."

Den Haien haben größte finanzielle Anstrengungen allerdings nicht geholfen, das Saisonziel zu erreichen. Ende Oktober hatten sie noch den NHL-Verteidiger Christian Ehrhoff verpflichtet, der seinem Heimatverein Krefeld einen Korb gab, weil er einmal Deutscher Meister werden wollte. Die Abwehr war das Prunkstück der Haie, doch der Sturm nicht mal ein laues Lüftchen. In den sieben Viertelfinalspielen gegen Wolfsburg schossen die Kölner nur acht Tore, nur ein einziges wurde von einem Stürmer erzielt. "Wir hatten die nötigen Chancen, um das Spiel zu gewinnen", sagte Trainer Cory Clouston. "Doch die Schwierigkeiten im Abschluss zogen sich wie ein roter Faden durch die Saison. Man braucht mehr Tore, um Spiele zu gewinnen."

Ähnlich groß wie beim Vorrunden-Vierten in Köln ist die Enttäuschung beim Zweiten in Mannheim. Auch die Adler verloren das siebte Spiel gegen den Zehnten Berlin - und Trainer Sean Simpson die Beherrschung. Nach der 1:2-Niederlage nach Verlängerung war er zwar bereit, ein Interview zu geben, drohte dem Reporter allerdings: "Eine dumme Frage, und ich schlage dich K.o., dann liegst du am Boden. Okay? Respekt!" Gestern entschuldigte er sich dafür.

Clouston ließ sich derweil die unangenehme Frage stellen, ob es sinnvoll war, Torjäger Patrick Hager aus vereinsinternen Gründen nicht spielen zu lassen. Eine schlüssige Antwort blieb er freilich schuldig.

Im Halbfinale treffen nun Titelverteidiger München und Rekordmeister Berlin sowie Nürnberg und Wolfsburg aufeinander. Beim Vorrundensieger München soll es innerhalb der Mannschaft Spannungen geben. Die dürften Trainer Don Jackson mehr Kopfzerbrechen bereiten als die Qualität seines Teams. Die Eisbären hingegen sind nach extrem großem Verletzungspech nicht nur rechtzeitig vollzählig, sondern fit. Derweil schreibt Wolfsburg an seiner Erfolgsgeschichte weiter. Die Grizzlys stehen zum fünften Mal in Folge im Halbfinale - als einziger DEL-Klub. "Stimmt das?", fragte Coach Gross verdutzt. Es stimmt.

(ths)
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