Klassiker oder Coup? Favoriten Berlin und Mannheim vor DEL-Finale und vor Aus

Mannheim/Berlin · Erst der EHC Red Bull München, jetzt die Adler Mannheim und die Eisbären Berlin? Den Favoriten in der Deutschen Eishockey Liga droht das Aus. Es ist der ungewohnte Modus, der für Playoffs im Eiltempo und einen besonderen Nervenkitzel sorgt.

 Der Wolfsburger Anthony Rech (2.v.l.) jubelt nach dem entscheidenden Treffer zum 2:1 im zweiten Halbfinale gegen Adler Mannheim mit seinen Teamkollegen.

Der Wolfsburger Anthony Rech (2.v.l.) jubelt nach dem entscheidenden Treffer zum 2:1 im zweiten Halbfinale gegen Adler Mannheim mit seinen Teamkollegen.

Foto: dpa/Ronny Hartmann

Im deutschen Eishockey ist in dieser so ungewöhnlichen Saison ein Klassiker-Finale greifbar - zugleich droht allerdings das Scheitern aller drei Topteams vor dem Titelkampf. Den früheren Serienchampion Eisbären Berlin trennt ebenso wie 2019-Meister Adler Mannheim nur ein Sieg am Freitagabend vom Einzug in das Playoff-Finale der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Eine Niederlage für Berlin gegen den ERC Ingolstadt (18.30 Uhr) oder für Mannheim gegen die Grizzlys Wolfsburg (20.30 Uhr/jeweils MagentaSport) bedeutet hingegen das Aus. Es ist ein starker Nervenkitzel, den die corona-geprägte Saison mit dem Modus „Best of Three“ mit sich bringt.

Was Mannheims Erfolgstrainer Pavel Gross von diesem Format hält, ist in der Eishockey-Szene schon länger bekannt. Als besonders scharfer Kritiker hatte sich der gebürtige Tscheche hervorgetan - und heftig geschimpft. „Das ist ein Foul am Eishockey, ein Rückfall in die 80er Jahre, eine Lachnummer in ganz Europa“, pöbelte Gross, der Mannheim 2019 zum Titel geführt hatte.

2020 war die Meister-Kür wegen der Coronavirus-Pandemie ausgefallen. Diese Saison war lange fraglich, ehe sich die Erkenntnis durchsetzte, dass ein Jahr ohne Ligabetrieb geschäftsschädigender sei als eine Spielzeit ohne Zuschauer. Erst im Dezember startete die DEL doch noch in die ungewöhnlich kurze Saison mit fast täglichen Spielen - und einem engen Zeitplan auch für die Playoffs.

An dem im November gefassten Beschluss, die Serien anders als sonst in maximal drei statt sieben Partien auszutragen, hielt die Liga fest. Der Terminkalender gibt auch nicht mehr her, am 21. Mai beginnt in Riga die WM. Der Druck in diesen Playoffs steigt mit dem verkürzten Modus. Nach nur einer Niederlage stehen die Teams vor dem Scheitern. Außenseiter wie Wolfsburg können sich größere Hoffnung machen.

Gross hatte schon mal bessere Laune als am Mittwochabend, als er das 1:2 nach Verlängerung des besten Hauptrundenteams bei seinem Ex-Club Grizzlys Wolfsburg erklären musste. Wie schon im Viertelfinale schaffte der Topfavorit keinen souveränen Durchmarsch. Mannheim bleibt zwar der klare Favorit. Für die Adler sprechen die Erfahrung, die Qualität des Luxuskaders, der direkte Vergleich in dieser Saison mit drei Siegen in bisher vier Duellen. Aber: Verlieren die Adler nun das entscheidende dritte Halbfinale, sind sie raus. Dass sie monatelang das erfolgreichste DEL-Team waren, würde nichts mehr zählen. „Wir dürfen aber nicht negativ sein, sondern müssen positiv bleiben“, forderte Gross, der mit den Grizzlys 2011, 2016 und 2017 im Finale gestanden hatte.

Wie schnell alle Hoffnungen vorbei sein können, hatte Mitfavorit EHC Red Bull München im Viertelfinale nach zwei Niederlagen gegen den ERC Ingolstadt erfahren. Ein ebenso schnelles Aus vermieden die Eisbären Berlin am Mittwochabend mit einem 3:2-Erfolg beim Meister von 2014. Der verkürzte Modus bringt auch mit sich, dass ein Spieler, der einen Lauf hat, den Unterschied machen kann. So wie Berlins Verteidiger Ryan McKiernan, dem 63 Sekunden vor dem Ende der Siegtreffer gelang und der bereits fünf Tore in den Playoffs erzielte.

Ingolstadts Trainer Doug Shedden nahm seine Leistungsträger vor Spiel drei in die Pflicht: „Wir sind in den Halbfinals. Sie müssen auch die Zeit genießen.“ Am Freitagabend gehen die Halbfinal-Serien in jedem Fall zu Ende. Nur fünf Tage später könnte bereits der Meister feststehen. Die Playoffs, die beliebteste Zeit der DEL-Saison, dauern diesmal keine drei Wochen. „Alles kann passieren“, sagte Shedden.

(ako/dpa)
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