Deutsche Eishockey Liga Das Augsburger Geheimnis ist der Trainer

Düsseldorf (RPO). Der Einzug der Augsburger Panther ins DEL-Finale ist die Eishockey-Sensation des Jahres. Als Vater des Erfolgs gilt Trainer Larry Mitchell. Mit bescheidenen Mitteln formte der Deutsch-Kanadier eine schlagkräftige Truppe, die den Favoriten das Fürchten lehrte. Nun soll im Endspiel auch noch Hannover besiegt werden.

 Der Augsburger Matt Ryan (r.) im Duell mit Berlins Florian Busch. Im Viertelfinale schmissen die Fuggerstädter sensationell die Eisbären aus dem Wettbewerb.

Der Augsburger Matt Ryan (r.) im Duell mit Berlins Florian Busch. Im Viertelfinale schmissen die Fuggerstädter sensationell die Eisbären aus dem Wettbewerb.

Foto: ddp, ddp

Wer auf die Augsburger Final-Teilnahme vor der Saison gewettet hat, ist jetzt vermutlich um einiges reicher. Die Schwaben galten zu Beginn der Spielzeit allenfalls als Kandidat für die Pre-Play-offs. Diese erreichten die Fuggerstädter auch - und hatten damit das Saisonziel bereits erfüllt.

Zufriedenheit kehrte bei den Panthern deshalb nicht ein. Im Gegenteil: In den Pre-Play-offs schickten die Augsburger den wieder einmal enttäuschenden Etatkrösus aus Mannheim in den Urlaub. Anschließend gelang im Viertelfinale gegen die Eisbären Berlin ein noch größerer Coup. Mit einem 6:2-Sieg im fünften und entscheidenden Spiel in der Bundeshauptstadt warf die Mannschaft von Larry Mitchell den Abo-Meister der vergangenen Jahre aus dem Wettbewerb.

Zum ersten Mal in der Geschichte erreichte Deutschlands ältester eissporttreibender Verein (Gründung 1878) das Halbfinale. Dort erweiterten die Mannen von Mitchell die Historienschreibung um ein weiteres Kapitel und besiegten den Vorrundendritten aus Wolfsburg in vier Partien. Nun soll in der Finale-Serie (Best-of-Five) gegen Hannover der ganz große Wurf folgen. Los geht es am Dienstag um 19.30 (LIVE-Ticker) in Hannover, wo die erste von maximal fünf Partien steigt.

Gutes Händchen bei Transfers

Der Vater des sensationellen Erfolges der Süddeutschen ist Trainer Larry Mitchell. Trotz bescheidender finanzieller Mittel formte der Deutsch-Kanadier ein Spitzenteam. Der 42-Jährige verfügt über exzellente Kontakte nach Nordamerika und ein Händchen bei Spielerverpflichtungen. In den vergangenen Jahren holte er in Deutschland unbekannte Spieler wie Brett Engelhardt, Chris Collins oder Jeff Likens für kleines Geld nach Augsburg. Inzwischen gelten diese Akteure als Topspieler der Liga.

Beim Scouting neuer Spieler in Nordamerika kommt Mitchell sein fotografisches Gedächtnis entgegen. "Wenn ich mir ein AHL-Spiel ansehe und man fragt mich am nächsten Tag, dann kann ich von allen 40 Spielern sagen, ob sie links oder rechts schießen und welche Position sie gespielt haben", sagte er einst dem Magazin "Eishockeynews".

Mitchell hat aber nicht nur ein Auge für nordamerikanische Spieler. Auch die deutschen kommen bei ihm nicht zu kurz. Das beste Beispiel dafür ist Torhüter Dennis Endras, der unter Mitchell schon vor einigen Jahren in der Oberliga für Landsberg spielte. Seit 2008 vertraut Mitchell dem heute 24 Jahre alten Goalie als Nummer eins. Dieser honoriert das Vertrauen mit Leistung. In den Play-offs war Endras einer der Garanten. Im entscheidenden fünften Spiel im Viertelfinale in Berlin entschärfte er 53 Schüsse. Zum Vergleich: Durchschnittlich bekommen Torhüter um die 30 Pucks pro Partie auf das Tor.

Taktikmeister Mitchell

Mitchell kann zudem seine Mannschaft perfekt auf die jeweils gegnerische Mannschaft einstellen. Im Viertelfinale gegen Berlin nutzten die Augsburger die Schwächen des gegnerischen Torhüters Rob Zepp, zielten häufig hoch auf dessen Fanghandseite und trafen dabei oft ins Tor. Ebenso hatte Mitchell ausgemacht, dass die Eisbären die Mannschaft in der Liga sind, die mit Abstand am wenigsten Schüsse blockt.

"Deshalb habe ich meinen Spielern gesagt, dass sie schießen sollen, was das Zeug hält", sagte Mitchell der "Eishockeynews". Außerdem achtete Mitchell bei der Kaderzusammenstellung auf die läuferischen Fähigkeiten seiner Spieler. Neben Wolfsburg gelten die Panther als schnellste Mannschaft der Liga.

Mitchell ist ein Teamplayer. Der Trainer wird nicht müde darauf zu verweisen, dass der Erfolg ein Produkt seiner gemeinsamen Arbeit mit Hauptgesellschafter Lothar Sigl, Manager Max Fedra sowie Co-Trainer Duanne Moeser sei. Zwar gilt er als autoritär, hat aber gleichzeitig einen guten Draht zur Mannschaft. "Ich spreche die Sprache der Spieler. Aber es kann nur einen Chef geben", betont Mitchell.

Die Stimmung im Team stimmt jedenfalls: Nach dem wegweisenden Auftaktsieg (3:2) im Halbfinale in Wolfsburg feierte die Mannschaft den dreifachen Torschützen Chris Collins in der Kabine mit Standing Ovations. Dass ein Großteil der Spieler schon bei anderen Klubs für die nächste Saison unterschrieben hat, hemmt weder die Stimmung noch die Leistung auf dem Eis. "Jeder Spieler will als Meister zu seinem neuen Verein gehen", erklärt Mitchell.

Die Augsburger Panther erinnern in diesen Tag an das Team der Krefeld Pinguine aus dem Jahr 2003. Als krasser Außenseiter ritten die Seidenstädter damals in den Play-offs auf einer Welle der Euphorie bis zum überraschenden Gewinn der Meisterschaft. Die Augsburger haben gute Chancen, das Kunststück der Krefelder zu wiederholen.

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