Ehrhoff in Köln vorgestellt "Ich kann die Enttäuschung in Krefeld verstehen"

Köln · Die Kölner Haie haben das Tauziehen um Starverteidiger Christian Ehrhoff gewonnen. Die Kölner freuen sich über den Transfercoup, Ehrhoffs Ex-Klub Krefeld ist dagegen verstimmt.

Christian Ehrhoff — Moerser, Ex-NHL-Profi, Olympia-Held
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Das ist Christian Ehrhoff

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Foto: DEB

Christian Ehrhoff hatte sich rausgeputzt für seinen ersten Auftritt als Profi der Kölner Haie. Im edlen grauen Anzug und mit schwarzer Hornbrille machte der Eishockey-Nationalspieler den Fans bei seiner Vorstellung im Haie-Zentrum Hoffnungen auf den lang ersehnten neunten Meistertitel. Der Starverteidiger warnte allerdings auch: "Ich bin nicht der Messias, der die Haie alleine zur Meisterschaft führt."

Nicht nur wegen der enormen Erwartungshaltung wirkte Ehrhoff nicht so ganz glücklich. Zwar habe ihm auch Bundestrainer Marco Sturm zu den Kölner Haien geraten ("Er meinte, da kann man keinen Fehler machen"), doch die Entscheidung gegen die Krefeld Pinguine und vor allem die darauf folgenden Anschuldigungen seines Herzensklubs gehen dem 34-Jährigen sichtlich nahe.

"Habe die Pinguine nicht veräppelt"

"Es war eine sehr nervenaufreibende Zeit mit vielen schlaflosen Nächten. Am Ende habe ich mich für ein sportliches Topteam entschieden, um weiter auf höchstem Niveau zu spielen und vielleicht nochmal eine deutsche Meisterschaft zu gewinnen", sagte der 862-malige NHL-Spieler: "Ich kann die Enttäuschung in Krefeld verstehen, aber nicht den Vorwurf, dass ich die Pinguine veräppelt habe."

Die Krefeld Pinguine, die Ehrhoff ausgebildet hatten und mit denen er 2003 deutscher Meister geworden war, buhlten wie andere deutsche und europäische Top-Teams um den Nationalspieler, als dieser nach 13 Jahren in der NHL auf der Suche nach einer neuen sportlichen Heimat war. Und bis Sonntag wähnten sich die Rheinländer auch klar in der Pole Position.

"Nach eigentlich sehr positiven Anzeichen im Vorfeld waren wir von der endgültigen Entscheidung, nicht für Krefeld aufzulaufen, sehr überrascht", sagte Krefelds Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz: "Letztendlich konnten wir beim Wettbieten der Großen nicht mithalten."

Besonders bitter stieß es bei den Pinguinen auf, dass Ehrhoff seinen Wechsel nach Köln auch damit begründet hatte, sich dort optimal auf die Heim-WM 2017 in Köln und Olympia 2018 vorbereiten zu können. In den Sommermonaten hatte sich Ehrhoff stets in Krefeld die Fitness für eine neue Saison in der NHL geholt.

Ehrhoff aber schloss sich nun Köln an, die Vertragslaufzeit ist weiter ein Geheimnis. Sein Debüt im Haie-Trikot wird er am Freitag bei den Schwenninger Wild Wings feiern. Dreieinhalb Wochen später kommt es dann zum brisanten Aufeinandertreffen mit Krefeld.

Ehrhoffs Familie wird weiter in Krefeld wohnen, seine Konzentration gilt ab sofort aber den Haien. "Die Mannschaft ist sehr stark, wir wollen natürlich Meister werden", sagte Ehrhoff. Persönlich kenne er einige Mitspieler aus der Nationalmannschaft, "und mit Alexander Sulzer habe ich in Buffalo schon zusammengespielt".

Das Kapitel NHL ist für Ehrhoff mit dem Wechsel nach Köln endgültig Geschichte. 2003 war er nach Nordamerika gewechselt, sein größter Erfolg war 2011 der Einzug ins Stanley-Cup-Finale mit den Vancouver Canucks. Danach unterschrieb er bei den Buffalo Sabres einen 40-Millionen-Dollar-Vertrag über zehn Jahre und war zu diesem Zeitpunkt der bestbezahlte Verteidiger der NHL. Drei Jahre später trennte sich Buffalo von Ehrhoff und zahlte ihm insgesamt 34 Millionen Dollar aus. Zuletzt hatte Ehrhoff bei den Boston Bruins ein Probetraining absolviert, zu einem Vertragsabschluss war es aber nicht gekommen.

(sid)
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