Leon Niederberger im ZDF-Fernsehgarten Dieser Eishockey-Spieler liebt die Musik

Düsseldorf/Kosice · Leon Niederberger singt im Fernsehen vor einem Millionenpublikum. Dabei ist er eigentlich Eishockey-Profi. Wie sein Bruder, der gerade bei der WM spielt.

 Leon Niederberger bei seinem Auftritt im ZDF-Fernsehgarten.

Leon Niederberger bei seinem Auftritt im ZDF-Fernsehgarten.

Foto: ZDF/Torsten Silz/Torsten Silz

Sonntagmittag, kurz vor 13 Uhr, ein Hotelzimmer im slowakischen Kosice. Mathias Niederberger ist gerade aus einem kurzen Mittagsschlaf erwacht. Es sind noch gute drei Stunden bis zum Spiel der deutschen Eishockey-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft, der Düsseldorfer wird gegen die Dänen das Tor hüten. Doch Niederberger hat zunächst andere Sorgen. Er klappt den Laptop auf, sucht den Livestream des ZDF.

Dort läuft der Fernsehgarten. Niederberger gehört mit 26 Jahren nicht unbedingt zur Zielgruppe dieser Sendung. Doch es gilt: Niederberger sieht Niederberger: Bruder Leon, 23 Jahre alt und ebenfalls Eishockeyspieler bei der Düsseldorfer EG, hat seinen ersten großen Fernsehauftritt. Als Sänger, nebenberuflich. Vor rund zwei Millionen Fernsehzuschauern gibt er „More than a Memory“ zum Besten, einen Song, der es in den iTunes-Charts nur eine Woche nach Erscheinen direkt auf Rang eins geschafft hat. „Ich bin wahnsinnig stolz auf ihn“, betont Mathias Niederberger. „Ich bewundere, dass er das neben dem Eishockey so durchzieht.“

Kurz nach dem Auftritt sind die Rollen dann vertauscht. Nun sitzt Leon, der sich das Gitarrespielen mit Internet-Videos selbst beigebracht hat, vor dem TV und drückt dem älteren Bruder die Daumen. Wie der Rest der Familie: Vater Andreas war selbst Eishockey-Profi und fünffacher Meister mit Düsseldorf. Da läuft der Familien-Chat mit zwei weiteren Geschwistern heiß. „Wir schreiben eigentlich jeden Tag miteinander“, sagt Niederberger.

Wie schon beim 3:1-Sieg gegen Großbritannien zeigt Mathias Niederberger gegen gallige Dänen eine starke Leistung, hält mit dem rechten Schoner am Ende sogar den knappen 2:1-Sieg fest. Zurecht wird er als bester Spieler der deutschen Mannschaft ausgezeichnet – mit einem edlen Stift von MontBlanc und einem Geldbeutel. „Aber die Wertschätzung, als bester Spieler ausgezeichnet zu werden, ist um so wichtiger für mich“, betont er. „Trotzdem ist das ein toller Stift.“

Mathias Niederberger ist dieser Tage ein glücklicher Mensch. Er sehe es als Belohnung seiner Leistung, in Kosice sein zu dürfen, sagt der Keeper. „Ich genieße jede Sekunde, auch im Training, ich stehe mit Leon Draisaitl auf dem Eis.“ Der ist Star in der nordamerikanischen NHL, schoss dort für Edmonton 50 Tore. Ein Traumwert. „Von ihm kann ich so viel lernen“, sagt Niederberger. „Sein Schuss ist kaum zu lesen, ich kann an seinem Schlägerblatt nicht sehen, wo er hinschießen will.“ Zum Glück gelang das bei den Briten und Dänen besser: Zwei Gegentore nur kassierte Niederberger in den ersten beiden Gruppenspielen, ein hervorragender Wert. „Die Mannschaft hat auch hervorragend verteidigt“, betont der Torhüter, für den es die dritte WM ist. Er durfte bislang jedoch erst einmal ran, im Vorjahr in Dänemark gegen Finnland. Jetzt endlich ist er Starttorhüter des deutschen Teams in der Slowakei.

Doch die Glanzparade gegen die Dänen könnte seine vorerst letzte Tat auf dem Eis gewesen sein – im dritten Gruppenspiel am Dienstag gegen Frankreich steht Philipp Grubauer, gerade erst mit den Colorado Avalanche aus den Play-offs in der NHL ausgeschieden, zur Verfügung. „Ich gehe davon aus, dass er spielen wird, wenn sie ihn schon einfliegen“, sagt Niederberger. Groll hegt Niederberger deswegen aber nicht. „Das wäre die falsche Einstellung. Er ist ein Top-Torhüter. Ich bin froh, mit ihm zu trainieren. Zu sehen, was er macht, was er vielleicht anders macht. Ich habe hier eine tolle Zeit und sammle großartige Erfahrungen, die mich weiterbringen.“

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