Play-off-Aus droht DEG steht mit dem Rücken zur Wand
Düsseldorf · Nach der dritten Niederlage im vierten Spiel gegen Ingolstadt herrscht Frust bei den Düsseldorfern. Aufgeben will noch niemand, aber für weitere Siege muss die Offensive wieder in die Gänge kommen.
Das Gute für Düsseldorfer Sportvereine: Die Toten Hosen helfen nicht nur in der Not durch Konzerte oder Trikotsponsoring, sie haben auch für jede Situation das passende Lied. „An Tagen wie diesen“ nach großen Siegen, „Schönen Gruß, auf Wiederseh’n“, wenn der Derbygegner frustriert nach Hause fährt, oder „Steh auf, wenn du am Boden bist“ nach bitteren Niederlagen. Am Dienstag entschied sich die Hallenregie im Dome für Letzteres. Denn genau das ist nun geboten für die Düsseldorfer EG. Noch mal aufstehen. Sonst war es das mit der Eishockey-Saison 2022/23. Was die zwar nicht zu einer enttäuschenden machen würde, aber dieses bittere 1:2 gegen Ingolstadt im vierten Spiel der Play-off-Serie wäre ein irgendwie unwürdiger Abschied von den Fans. Das nächste Spiel steigt ja am Freitag in Bayern, da werden zwar Düsseldorfer dabei sein, aber wenn die Saison dann endet, ist das schon etwas anderes als eine letzte Ehrenrunde in der Heimat.
Geht es nach der DEG, kann die Saison aber ruhig noch etwas dauern. Zwar ließen die Gesichter von Trainern und Spielern etwas anderes vermuten, aber die Münder gaben pflichtbewusst zu Protokoll, dass sie trotz der dritten Niederlage weiter ans Halbfinale glauben. „Der Wille ist da und die Hoffnung auch“, sagte Roger Hansson – wohl wissend, dass es dafür nun drei Siege in Folge braucht. Aber warum nicht: Schaut man auf die Ergebnisse, hätte jedes Spiel anders ausgehen können. Dreimal wurde eine Führung kurz vor Schluss verspielt, einmal war es so eng, dass ein Team am Ende den Torhüter rausnahm. Am Dienstag waren es zwei Treffer in nur 35 Sekunden, die die Statik der ganzen Serie änderten. Mit einem 2:2 wäre die Stimmung nun eine ganz andere.
Ein genauerer Blick zeigt aber: Es geht schon in Ordnung, dass die Ingolstädter 3:1 führen. Sie wirken reifer, erfahrener, schlichtweg: besser. Folglich haben sie häufiger den Puck, mehr Schüsse und Großchancen. Es liegt wie die ganze Saison an Henrik Haukeland, dass die Ergebnisse trotzdem eng bleiben. Mehr als 92 Prozent der Schüsse hat der DEG-Torwart gegen den ERC gehalten und nur 2,2 Gegentore im Schnitt kassiert. Normalerweise keine Werte, mit denen du nur ein Viertel der Spiele gewinnst. Aber was bringt es, wenn du zwei Tore kassierst, aber selbst nur eins machst? Denn das Spiel am Dienstag war kein Einzelfall: Gerade mal vier Tore waren es in den jüngsten drei Spielen, gar nur zwei bei Fünf-gegen-Fünf. Da hat die erste Reihe mit Philip Gogulla, Stephen MacAulay und Daniel Fischbuch gar nicht getroffen. Tobias Eder, Victor Svensson und Alexander Barta sind im Viertelfinale komplett torlos. Die vierte Reihe ebenfalls. Verteidiger-Tore gab es auch erst eins.
Wer – wie die DEG am Dienstag – aber nur 13 Mal aufs Tor schießt, kann nicht mehr erwarten. Warum es so wenige sind: Die Düsseldorfer tun sich schwer, vors Tor zu kommen. Konter geben die pucksicheren und fast fehlerlosen Ingolstädter ohnehin kaum her, aber auch aus dem eigenen Aufbau klappt zu wenig. Hier ein ungenauer Pass, dort ein verlorener Zweikampf. Generell zeigt sich jetzt in den Play-offs, dass es dem DEG-Kader etwas an Körperlichkeit fehlt. Erst recht gegen Ingolstädter, die die Stärken der DEG – Struktur, Tempo, Technik – auch die eigenen nennen.
Das ist der DEG-Spielplan der Saison 2022/2023

DEG gegen Ingolstadt: die Statistiken zum Spiel
Trotzdem ist nichts verloren. Die DEG hat bereits bewiesen, dass sie beim ERC Tore schießen und siegen kann. Mit dem drohenden Aus vor Augen ist vielleicht noch mal mehr zu mobilisieren. Und es gab ja auch am Dienstag gute Phasen, im zweiten Drittel etwa. Die Überzahl findet langsam zu ihrem Spiel. Die Unterzahl ohnehin die ganze Saison. Und auch sonst steht die DEG gut. Die 22 Ingolstädter Schüsse waren jetzt auch nichts Besonderes. Aber es braucht halt mehr eigene. Am besten von den großen Namen: Barta, Gogulla, Fischbuch, MacAulay, Svensson, Eder, Ehl. Für gleich drei von denen könnte am Freitag ihre DEG-Zeit enden, weil sie wechseln oder wohl ihre Karriere beenden. Das soll nicht mit einer Niederlage in Ingolstadt geschehen. Und selbst wenn das Viertelfinale zur Endstation werden sollte, dann lieber am Sonntag vor den eigenen Fans. Ein passendes Lied dafür haben die Toten Hosen sicher im Angebot.