Spiel fünf in Ingolstadt Warum die Abwehrreihe der DEG besonders im Fokus steht

Analyse | Düsseldorf · Am Freitag könnte die Play-off-Reise der Düsseldorfer EG in Ingolstadt ein Ende finden. Nur ein Sieg verhindert das vorzeitige Aus. Dafür muss ein Mannschaftsteil offensiv abliefern, der eigentlich fürs Toreverhindern zuständig ist.

Eine Szene aus dem Hauptrundenspiel Anfang Oktober 2022: Mikko Kousa (l.) im Zweikampf mit Ingolstadts Charles Bertrand.  Foto: Ralph-Derek Schröder

Eine Szene aus dem Hauptrundenspiel Anfang Oktober 2022: Mikko Kousa (l.) im Zweikampf mit Ingolstadts Charles Bertrand. Foto: Ralph-Derek Schröder

Foto: RP/Ralph-Derek Schröder

Der Profisport hat schon so manche Weisheiten hervorgebracht. „Der Sturm gewinnt Spiele, die Abwehr Meisterschaften“ ist eine davon. Sie gibt es in fast allen Sportarten und meint im übertragenen Sinne, dass nur eine stabile Defensive der Garant dafür ist, dass am Saisonende Titel auf dem Vereinsbriefkopf verewigt werden dürfen.

Betrachtet man die bisherigen Play-off-Spiele in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) zwischen der Düsseldorfer EG und dem ERC Ingolstadt wird auch hier deutlich, dass der Defensive bisher eine bedeutende Rolle zukommt. Zwar entscheidet sich am Freitag (19.30 Uhr, Magentasport) in der Ingolstädter Arena noch nicht die Meisterschaft, gleichwohl können die jeweiligen Abwehrreihen das Zünglein an der Waage sein, ob die Viertelfinalserie weitergeht oder der ERC den entscheidenden vierten Sieg für den Einzug ins Halbfinale holt und die DEG ausscheidet.

Immerhin stehen beide Teams für ein schwer überwindendes Defensivspiel inklusive zweier starker Goalies – aber nicht nur. Denn auch im Spiel nach vorne wissen die Defensivspezialisten auf beiden Seiten Akzente zu setzen. Nicht umsonst wurden fünf der bisherigen 19 Tore direkt durch Abwehrspieler erzielt. Was zunächst nicht spektakulär klingen mag, erhält eine andere Gewichtung, wenn man die Torbeteiligungen mit heranzieht – und die liegt bei satten 15 Assists. Bedeutet im Umkehrschluss: Im Schnitt war an jedem Treffer mindestens ein Abwehrspieler beteiligt.

DEL: Das sind die torgefährlichsten  Abwehrreihen der Play-offs 2023
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Die torgefährlichsten Abwehrreihen der DEL-Play-offs 2023

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Auffällig und letztlich mitentscheidend: Bei den Ingolstädtern sind die Verteidiger offensiv erfolgreicher. Mit Leon Hüttl (vier Scorerpunkte), Maury Edwards und Kapitän Fabio Wagner (beide drei) haben bereits drei Abwehrspieler getroffen. Und so ist es kein Zufall, dass gerade dieses Trio an spielentscheidenden beziehungsweise spielbeeinflussenden Situationen beteiligt war. So erzielte Wagner etwa im ersten Spiel der Serie das entscheidende 5:4 in der Verlängerung, während Hüttl in der Partie danach beim 3:1 in Düsseldorf den wichtigen Führungstreffer erzielte, der für einen mächtigen Dämpfer bei der DEG sorgte. Beim 1:2 am Dienstag leitete Edwards mit dem 1:1 die Wende ein.

Und die DEG? Auch sie verfügt über Abwehrspieler mit ordentlich Vorwärtsdrang. Zwar ist Kyle Cumiskey seit Monaten verletzt, aber es gibt noch Mikko Kousa, der gegen den ERC bislang drei Scorerpunkte (ein Tor, zwei Assists) für sich verbuchte. Oder Bernhard Ebner, der dank seiner Spielintelligenz und Passqualität insgesamt drei Vorlagen beisteuerte. Die Krux dabei: Trotz dieser Zahlen steht es in der Serie 3:1 für die Ingolstädter und ihre torgefährlichen Verteidiger. Was zum einen natürlich am schnellen, dominanten und variablen Spiel der Oberbayern im Fünf-gegen-Fünf liegt. Zum anderen aber auch am teilweise zu statischen Offensivspiel der Düsseldorfer. Da wird in der Angriffszone zu oft auf Scheibenbesitz und Querpässe gesetzt, statt konsequent vors Tor zu ziehen oder öfter aus der Ferne zu schießen, damit ein Mitspieler die Scheibe abfälschen kann beziehungsweise ein Rebound durch den Goalie provoziert wird.

Dabei verfügen die Rot-Gelben mit Kousa oder Alec McCrea durchaus über schussgewaltige Spezialisten aus der hinteren Reihe. Ehrlicherweise muss man aber auch konstatieren, dass es der ERC zuletzt in der Verteidigung sehr gut gemacht und kaum Fehler produziert hat. Zudem stellen sich vor Goalie Michael Garteig immer bis zu drei Akteure auf, die den Weg versperren und den Slot dichtmachen.

DEL: Das sind die torgefährlichsten Sturmreihen der Play-offs 2023
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Wo also liegt die Chance der DEG, damit am Freitag die Play-off-Reise nicht vorzeitig endet? Ein Blick auf die Entstehung der bisher erzielten Tore verrät zweierlei: Mutiges Forechecking und Powerplay. Gerade letzteres ist in dieser Saison nicht gerade die Paradedisziplin der DEG, doch gegen Ingolstadt wurden drei Treffer auf diese Weise erzielt, in denen Kousa aus der Ferne aufs Tor zielte oder Ebner mit einem öffnenden Pass die ERC-Abwehr auseinanderzog. Hier könnte die Abwehr tatsächlich zum Zünglein an der Waage werden – auch wenn es zunächst nur um den Verbleib im Viertelfinale geht.

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