DEG trifft auf die Pinguine Rheinisches Eishockey in der Krise

Düsseldorf/Krefeld · Am Freitagabend trifft die Düsseldorfer EG auf die Krefeld Pinguine. Bei beiden Klubs läuft es alles andere als rund. Die Ursachen dafür sind aber unterschiedlich.

 Die Pre-Play-off-Teilnahme ist für die DEG weiter möglich — wenn auch sehr unwahrscheinlich.

Die Pre-Play-off-Teilnahme ist für die DEG weiter möglich — wenn auch sehr unwahrscheinlich.

Foto: dpa, a jai

Verfehlte Personalpolitik Hauptgrund für das schwache Abschneiden

Die Erleichterung bei der Stadt und den Fans war gleichermaßen groß, als die Düsseldorfer EG im Mai verkünden konnte, dass sie in den kommenden drei Jahren auf einem wirtschaftlich stabilen Fundament steht. Die Gesellschafter Peter und Stephan Hoberg sowie Peter Völkel hatten eine entsprechende Vereinbarung mit dem Klub getroffen. Wenige Tage später wurde Stefan Adam als neuer Geschäftsführer präsentiert. Zuletzt saß er mit Sorgenfalten bei einem Fan-Treffen, wo er Rede und Antwort stand. Im Februar 2017 sind nämlich nicht die Finanzen das große Problem, sondern das schwache sportliche Abschneiden. "Ich sollte mich um das Marketing und Sponsoren kümmern, und jetzt haben wir diese Baustelle", sagte er.

Zwei Jahre lang war die DEG nach dem Ausstieg der Metro Tabellenletzter, weil sie kein Geld und keine wettbewerbsfähige Mannschaft hatte. Mit einem angehobenen Etat schloss sie dann zwei Spielzeiten unter dem Trainer-Novizen Christof Kreutzer, der zugleich als Manager fungiert, überraschend als Tabellenfünfter ab.

In dieser Saison muss der Klub einen sportlichen Rückschlag verkraften, mit dem er nicht gerechnet hat und der ihn umso härter trifft. Die Mannschaft sollte einen Play-off-Platz erreichen, jetzt bangt sie gar um den Einzug in die Pre-Play-offs. Nur zwei Heimsiege gegen Krefeld heute und Augsburg am Sonntag - bei gleichzeitigen Patzern der Konkurrenz - könnten diesen Umstand noch ändern. Die Gründe liegen in einer verfehlten Personalpolitik.

Nachdem die DEG in den Jahren knapper Kassen ganz auf junge deutsche Spieler gesetzt hatte, sollte die zuvor fehlende Erfahrung hinzu kommen. Dabei schoss der Klub weit über das Ziel hinaus. Die DEG hat die älteste Mannschaft der Liga, was nicht folgenlos blieb. Es fehlte in ihrem Spiel an Lauffreude und Spritzigkeit. Mangelndes Tempo hatte manch unnötiges Foul zur Folge. Hinzu kommt, dass die Ausländer, die eigentlich zu den Leistungsträgern gehören sollen, schwach sind.

All das ist schädlich für das Betriebsklima innerhalb der Mannschaft. Denn wenn junge Spieler wie Maximilian Kammerer plötzlich Top-Torjäger der Mannschaft sind, aber ältere, die keine Leistung bringen, das Drei- oder gar Vierfache verdienen, führt das unweigerlich zu Spannungen im Team. Wenn dann auch noch Routiniers langfristige Rentenverträge erhalten haben, die den Klub belasten, wird es sogar für die Klubführung schwierig.

Die Kritik an Christof Kreutzer muss allerdings richtig eingeordnet werden. Dass er Fehler in der Kaderplanung gemacht hat, weiß er. Den "Trainer des Jahres 2016" aber in Frage zu stellen, geht über das Ziel hinaus. Vielmehr muss die DEG dafür sorgen, dass künftig sportlich kundige Experten gehört werden und nicht nur Spielerberater, die ihre Schützlinge anpreisen. Die Saison 2016/17 muss vernünftig aufgearbeitet werden, ganz gleich wie sie für die DEG endet.

Piguine können Erwartungshaltung nicht erfüllen

Wenn am Tulpensonntag im König-Palast nach dem Heimspiel der Pinguine gegen Wolfsburg die Lichter ausgehen, ist für die KEV-Fans bereits Aschermittwoch. Sie blicken mit reichlich Frust auf die Hauptrunde zurück, in der die Mannschaft wohl erstmals in ihrer DEL-Geschichte als Tabellenletzter in den Urlaub gehen muss. Diese Bilanz ist gleichermaßen enttäuschend und überraschend. Denn die Erwartungshaltung war zu Recht deutlich positiver.

Die Pinguine gingen mit ihrem teuersten DEL-Team aller Zeiten ins Rennen, das gleich zu Saisonbeginn für Begeisterung sorgte. In der Champions-Hockey-League verkauften sich die Krefelder erstaunlich gut und sorgten gleich in ihrem ersten DEL-Heimspiel mit einem Sieg über Titelanwärter Mannheim für einen Paukenschlag. Danach gerieten die Schwarz-Gelben in eine unaufhaltsame Abwärtsspirale. Es stellte sich heraus, dass die Chemie zwischen Trainer Franz Fritzmeier und seinem Team nicht stimmte sowie einige seiner Zugänge nicht die erhofften Verstärkungen waren. Von Niederlage zu Niederlage wurde deutlicher, dass der Youngster hinter der Bande im Umgang mit erfahrenen Akteuren besonders im menschlichen Bereich überfordert war. Die Verantwortlichen der KEV Pinguine GmbH hatten dem jüngsten Coach der Liga bei der Zusammenstellung des Teams in dem vorhandenen finanziellen Spielraum freie Hand gelassen und verlängerten seinen Vertrag bereits am 27. August bis zum Ende der Saison 2017/18. Fritzmeier hatte sich im Sommer von Spielern wie Duba, Eriksson, Hurtubise oder Valentine getrennt, mit denen er nach seinem Amtsantritt im November 2015 viele Spiele gewann. Auf die Ratschläge seines Vorgängers Rick Adduono, der in Kanada als Scout tätig war und seinem Nachfolger eine Liste mit Spielern schickte, sowie des erfahrenen sportlichen Beraters Rüdiger Noack legte er keinen Wert.

Der Aufsichtsrat reagierte viel zu spät auf die Talfahrt. Erst kurz vor Weihnachten löste Adduono seinen Nachfolger ab. Die Motivationskunst des 63-jährigen Kanadiers reichte nicht aus, um die Mannschaft auf Play-off-Kurs zu bringen. "Die Saison ist ein Griff in die Tonne", sagt Aufsichtsratschef Wolfgang Schulz, der nach dem schon enttäuschenden Abschneiden im Vorjahr eine Angriffssaison versprochen hatte.

Jetzt stehen der Stahlunternehmer und seine Mitstreiter vor einem Scherbenhaufen. Obwohl das Loch in der Kasse erneut sehr groß ist, machte Schulz sein Versprechen, bis Ende der kommenden Spielzeit in der Verantwortung bleiben zu wollen, wahr. Das Gründungsmitglied der DEL hat die neue Lizenz beantragt. Ob es sportlich wieder aufwärts gehen kann, wird sich im Sommer herausstellen. 19 Spielerverträge laufen aus. Trainer Adduono soll im Amt bleiben. In Matthias Roos steht ein neuer sportlicher Leiter bereit, der bisher nur in unteren Ligen Erfahrung sammelte.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort