DEG-Stürmer Harper Überrascht sind nur die anderen

Düsseldorf · Er ist erst ein paar Wochen bei der DEG, aber schon führt Stephen Harper die Scorerliste an. Der Kanadier hat sich erstaunlich schnell ans europäische Eishockey gewöhnt. Er selbst hatte es nicht anders erwartet.

DEL​: Der Spielplan der Düsseldorfer EG für die Saison 2023/2024
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Das ist der DEG-Spielplan der Saison 2023/2024

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Foto: dpa/David Inderlied

Zwei Sachen musste Stephen Harper am Donnerstagabend erst mal richtigstellen. Er sei gar nicht zum ersten Mal in Deutschland, sein Vater sei beruflich immer wieder hier gewesen, auch er selbst kannte das Land bereits vor seinem Wechsel zur Düsseldorfer EG. Und auch das im Vergleich zu seiner Heimat größere Spielfeld in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) sei für ihn nichts Neues. „Ich habe im College und bei den Junioren mehrfach auf großem Eis gespielt, und da hatte es gut geklappt. Da dachte ich mir schon, dass mein Spiel gut zum europäischen Eishockey passt.“

Alles halb so wild also. Und dennoch machen gerade viele Menschen große Augen, wenn sie den 27-jährige Kanadier spielen sehen. Oder seine Zahlen. Harper führt nicht nur DEG-intern die Scorerliste an, sondern steht auch ligaweit auf Rang zwei – punktgleich mit dem Führenden. Drei Tore und fünf Vorlagen hat der Flügelstürmer in DEL-fünf Spielen gesammelt. Auch am Donnerstag riefen die Fans mehrfach seinen Namen: Beim 4:1 über Iserlohn erzielte er das 1:0, bereitete das 2:1 und das 4:1 vor. Und er war an weiteren Großchancen beteiligt, könnte bereits auf eine zweistellige Zahl an Scorerpunkten schauen.

Das erinnert stark an die Vorsaison. Damals holte Manager Niki Mondt Brendan O'Donnell, auch der war für die meisten erst mal nur ein Name. Einer dieser Nordamerikaner, die es nicht (dauerhaft) in die Eliteliga NHL schaffen und dann in Europa von Verein zu Verein tingeln. Doch bei der DEG schlug O'Donnell voll ein, wurde interner Topscorer und bekam einen neuen Zwei-Jahres-Vertrag.

Nun ist O'Donnell aber verletzt, und dennoch hat die DEG vier ihrer fünf Spiele gewonnen. Was auch am nächsten Nordamerikaner liegt, mit dem vor wenigen Wochen kaum ein DEG-Fan etwas anfangen konnte: Stephen Harper. Und der hat mehr als Scorerpunkte zu bieten, wie Verteidiger Kyle Cumiskey weiß: „Ein kompletter Spieler, technisch stark, groß, schnell, arbeitet hart.“ Nun ist Harper nicht so schnell wie Cumsikey selbst, er kann nicht so schießen wie O'Donnell, nicht so passen wie Fischbuch, hat nicht die Übersicht von Barta oder die Ruhe von Gogulla – aber er kann das alles auf einem erstaunlich hohen Level, wirkliche Schwächen waren in den ersten Wochen nicht zu sehen. Und vor allem: Er hat Selbstvertrauen. Vor seinem Wechsel zur DEG habe er gesehen, dass alte Weggefährten aus Nordamerika vorzeigbare DEL-Statistiken hätten: „Gute Spieler, aber ich bin auch gut. Da dachte ich mir: Das könnte klappen.“

Bislang tut es das. Nicht nur offensiv. Co-Trainer Thomas Dolak lobte Harper selbst nach dessen zwei Treffern beim 2:1 in Schwenningen für sein Defensivspiel. Ähnlich klang das am Donnerstag bei Chefcoach Roger Hansson: „Sehr solide, stark am Puck, gute Entscheidungen. Dieses zuverlässige Spiel ist das Wichtigste, die Punkte sind am Ende nur die Belohnung.“ Harper selbst hört das gern, Defensivarbeit ist für ihn mehr als lästige Pflicht. „Ich war bei den Junioren noch Verteidiger“, sagt er. Allerdings einer, der stets auf den Konter spekulierte, fügt er lachend hinzu. Als er später in den Sturm wechselte, sahen seine Trainer einen Mann zur Absicherung. So wurde aus dem Offensivverteidiger ein Defensivstürmer – wenn man so will, ein Leben zwischen den Welten.

Das ist auch der Grund, warum die Zahlen aus den Vorjahren nicht berauschend aussehen. Zuletzt machte er in 40 Spielen in der zweitklassigen AHL nur sechs Punkte. Aber das habe eben an seiner Rolle gelegen, sagt er. „Ich mache alles, was das Team braucht. Tore schießen? Dann mache ich das. Ein harter Check oder ein Kampf? Ich mache, was gebraucht wird.“ Jetzt in Düsseldorf denke er zwar weiter defensiv, aber er hat vorne mehr Freiheiten. Nicht nur vom Trainer, auch sein Mittelstürmer sorge dafür: „Stephen MacAulay macht es mir einfach, er gewinnt die Bullys, macht viele kleine Sachen. Man kann mehr riskieren, wenn man so einen guten Center neben sich hat.“

 Stephen Harper.

Stephen Harper.

Foto: RP/Birgit Häfner

Alles hat bislang aber nun auch nicht geklappt, Harper erlebte zwar schon sieben eigene, aber auch drei Gegentore auf dem Eis. Auch insgesamt ist bei der DEG trotz der vier Siege Luft nach oben. In jedem Spiel gab es Schwächephasen. Harper weiß das, aber er sieht es positiv: „Wir hatten schon in der Vorbereitung viele Ausfälle, aber das haben die anderen kompensiert. Das ist extrem wichtig, wenn ein Team das so früh in der Saison schon schafft. Es ist fast unheimlich, daran zu denken, wenn wir erst mal einen vollen Kader haben.“

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