DEL hofft auf Rekordsaison Neue Spielzeit soll DEG und KEC zu altem Glanz verhelfen

Düsseldorf · Nach zweieinhalb Corona-Jahren peilt die Deutsche Eishockey-Liga 150 Millionen Euro Umsatz an. Heute beginnt die 29. Saison. Auch im Rheinland gibt es wieder Ambitionen, gefeiert wird aber wohl woanders.

Das besondere Duell: Die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie verbinden eine besondere Beziehung.

Das besondere Duell: Die Düsseldorfer EG und die Kölner Haie verbinden eine besondere Beziehung.

Foto: RP/Birgit Häfner

Es gab schon hektischere Sommer in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) als 2022. Dafür muss man nicht mal in die wilden Zeiten um die Jahrtausendwende zurückblicken, als Insolvenzen und Rückzüge keine Seltenheit waren. Erst vor zwei Jahren wusste niemand, wie man Mitten in einer Pandemie und ohne Fans in den Hallen überhaupt spielen soll. Zweimal wurde der Start verschoben, am Ende gab es eine verkürzte Notsaison. Und auch 2021/22 lief nicht alles glatt, mehrere Spiele fielen wegen Corona-Ausbrüchen aus und konnten nicht nachgeholt werden. Und dann erst die immer neuen Zuschauerverbote.

Wenn die DEL diesen Donnerstag in ihre 29. Saison startet, ist die Laune eine ganz andere. Alle Spiele sollen stattfinden, es gibt wieder lange Play-offs mit bis zu sieben Spielen pro Runde. Und für Teams wie Fans gibt es keine Einschränkungen mehr. „Es ist das erste Mal, dass wir wieder einfach Donnerstag, Freitag und Sonntag in die Stadien gehen können. Keine Masken, keine Tests. Ich merke, dass die Vorfreude riesig ist bei Spielern und Fans“, sagt DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke.

Insgesamt war das laut Tripcke ein „sehr schöner Sommer“ für die Liga. Der neue Vertrag mit Hauptsponsor Penny, zuvor schon die Verlängerung mit TV-Partner Telekom bis 2028. Während Hand- und Basketballer auf das neue Streaming-Portal von Ex-Bundesliga-Chef Christian Seifert setzen, bleibt das Eishockey bei Magentasport. Und nutzte die neue Konkurrenzsituation auf dem heimischen Sportrechte-Markt, um die Einnahmen zu steigern. Offizielle Zahlen gibt es nicht, aber nach RP-Informationen bekommt die DEL für Namenssponsoring und TV-Rechte künftig doppelt so viel wie zuvor, deutlich mehr als eine Million Euro im Monat. Das passiert zwar noch nicht in der laufenden Saison, die neuen Verträge mit Penny und Telekom gelten erst ab 2024, und dennoch peilt die Liga einen Umsatzrekord an. „Wir hoffen, dass wir Richtung 150 Millionen Euro gehen“, sagt Tripcke, der eigentlich schon weiter sein wollte. Bereits 2019/20 waren es 130 Millionen, obwohl die Play-offs wegen der Pandemie abgesagt wurden. Danach sorgte die gar für eine richtige Delle: In der Geisterspielsaison 2020/21 verdienten die Klubs gemeinsam nur 84 Millionen Euro. 2021/22 stieg es wieder auf 130, nun sollen es erstmals 150 Millionen sein.

Das Problem: Corona ist noch nicht vorbei, und jetzt steigen die Energiepreise. Noch schlägt das kaum durch, weil die meisten Teams in städtischen Hallen spielen und laufende Verträge haben. Aber wer weiß schon, ob sich Sponsoren oder Fans zurückziehen, weil sie kein Geld mehr übrig haben für Eishockey? Die DEL hat ihre Klubs auch noch mal angewiesen, Energie zu sparen. Denn spätestens, „wenn die Verträge neu verhandelt werden“, werden die Energiepreise laut Tripcke auch in der DEL „eine Rolle spielen“. Harald Wirtz, Geschäftsführer der Düsseldorfer EG, fürchtet gar Diskussionen, ob ein energieintensiver Sport wie Eishockey „in der heutigen Zeit noch machbar und bezahlbar ist“.

Noch ist er das, also geht es nun los. Zum Auftakt empfangen die Kölner Haie Red Bull München. Die Gäste gelten als Titelfavorit, die Gastgeber wären gern einer. Zwar lief es zuletzt selten nach Wunsch, aber als die Haie jüngst ihr 50-Jähriges feierten, sprach Gesellschafter Frank Gotthardt unverblümt von der Meisterschaft. Dafür griff der Unternehmer noch mal in die Tasche, unter anderem kam Nick Bailen, zuletzt Topverteidiger der russischen Liga. Zur Freude von Trainer Uwe Krupp, der das „M-Wort“ ebenfalls in den Mund nahm, zunächst gehe es aber darum, dass die Haie „Respekt in der Liga zurückzugewinnen“.

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Foto: Ralph-Derek Schröder

Den hat das Rheinland generell etwas verloren. Die Zeiten, in denen die Titel reihenweise nach Köln, Düsseldorf oder Krefeld gingen, sind lange vorbei. Krefeld – 2003 bislang letzter Meister aus dem Westen – stieg im Frühsommer gar ab. Und die DEG? Erlebte für ihr recht schmales Budget zwar eine unerwartet starke Vorsaison (Viertelfinale) und verpflichtete danach in Henrik Haukeland einen Toptorhüter. Mit der Meisterschaft wird sie aber wohl wieder nichts zu tun haben. So dürfte das Warten weitergehen, im Mai ist es dann 20 Jahre her, dass am Rhein gefeiert wurde. Die mit Abstand längste Durststrecke seit dem Zweiten Weltkrieg für die einstmals stolze Eishockey-Region.

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Foto: dpa/David Inderlied

Das große Geld ist – Dank Gönnern, die das Minus ausgleichen – aber in Mannheim, München, Berlin, und Wolfsburg. Folglich sind das die Meister-Kandidaten. Vor allem München hat investiert, holte Nationaltorwart Mathias Niederberger von Meister Berlin. Es wird wieder investiert im deutschen Eishockey. Ein entspannter Sommer und die Aussicht auf Rekordeinnahmen machen es möglich.

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