3:4 nach Verlängerung So verspielte die DEG den Derbysieg in 25 Sekunden
Düsseldorf · Bis kurz vor Schluss führt Düsseldorf gegen die Kölner Haie mit 3:1, ehe nichts mehr funktioniert. In der Verlängerung heißt es 3:4. Die Gäste brauchten nur 88 Sekunden für drei Tore.
Ein guter Gradmesser, wie es um die Atmosphäre bei einem Heimspiel der Düsseldorfer EG bestellt ist, ist das Altbierlied. Früher an der Brehmstraße war das immer der erste Höhepunkt des Eishockeyabends, in den letzten Jahren im Dome wurde es dagegen oft nur noch irgendwie gemurmelt. Gerade am Ende, die Musik vom Band verstummt und die Fans die zweite Strophe singen. An diesem Freitag vor dem Spiel gegen die Kölner Haie war das wieder ganz anders, da schmetterten tausende DEG-Fans den alten Klassiker von der „längsten Theke der Welt“. Und als die Teams dann kurz später aufs Eis kamen, war ein Meer an Wunderkerzen zu sehen. Erstmals seit März 2020 war der Dome mit 13.102 Zuschauern ausverkauft. Da waren selbstredend viele Fans gekommen, die in dieser Saison bislang selten oder noch gar nicht da waren. Solche, um die die DEG kämpfen muss.
Da half die 3:4-Niederlage nach Verlängerung im 236. Derby rein vom Ergebnis her natürlich wenig. Aber gut unterhalten fühlen durfte sich das Publikum durchaus: 66 Torschüsse, mehr als ein Dutzend Chancen, diverse Glanzparaden, Checks und packende Zweikämpfe im Minutentakt, das ein oder andere Handgemenge und ein Ende, das es in der langen Derby-Geschichte noch nicht so oft gab: Die DEG führte bis 25 Sekunden vor dem Ende mit 3:1, kassierte dann noch zwei Tore und ein drittes in der Verlängerung. „Wir haben es weggeworfen“, sagte Verteidiger Alec McCrea nach dem Spiel, der ähnlich fassungslos wirkte wie das Publikum.
Hitzig war es von Beginn an. Stephen Harper und Brady Austin gerieten gleich aneinander, kurz später hatten Jakub Borzecki und Stanislav Dietz Redebedarf. Und es gab auch gleich Chancen. Kölns David McIntyre rannte früh in Unterzahl allein aufs DEG-Tor. Auf der anderen Seite schoss Brendan O'Donnell aus allen Lagen, Philip Gogulla traf bei einem Alleingang den Pfosten. Im Gegenzug musste Henrik Haukeland gegen Alexander Oblinger retten, dann war plötzlich Harper frei durch. Es musste nach 20 Minuten nicht 0:0 stehen.
Das tat es in der zweiten Pause auch nicht mehr, da führte die DEG mit 2:1. Was angesichts der zahlreichen Chancen auf beiden Seiten immer noch wenig wirkte. Und es brauchte Überzahlspiele für die ersten Tore. John Matsumoto brachte die Haie in der 25. Minute in Führung, wobei die Schiedsrichter kurz zuvor ein klares Abseits der Kölner übersahen. Zeit, mit dem Schicksal zu hadern, war aber nicht. Kaum ging es wieder los, rannte Alexander Ehl allein aufs Kölner Tor – bereits als dritter Düsseldorfer an diesem Abend. Doch auch er brachte den Puck nicht an Mirko Pantkowski vorbei.

Die Bilder eines denkwürdigen Derbys
Kurz später war es dann aber endlich geschafft. In Überzahl drosch Daniel Fischbuch die Scheibe zum 1:1 ins Tor. Das ging in Ordnung in einem offenen Spiel, in dem es beide Seiten immer wieder schafften, schnell durch die neutrale Zone zu kommen. Entsprechend viele Abschlüsse gab es, Haukeland und Pantkowski waren immer wieder gefordert. Der Kölner auch in der 34. Minute, als mal wieder die vierte Reihe der DEG für viel Energie sorgte. Jabuk Borzecki und Alexander Blank bereiteten vor, Verteidiger Alec McCrea schoss zum 2:1 ein. So stand es auch am Ende des zweiten Drittels, obwohl die Kölner vor der zweiten Sirene ihre stärkste Phase hatten und sich lange im Düsseldorfer Drittel festsetzten. Aber an Haukeland war kein Vorbeikommen.
Auch im letzten Abschnitt war der DEG-Torhüter gefordert – vor allem in Unterzahl. Doch egal, wer es von den Gästen versuchte, Haukeland war da. Bis in die letzte Minute blieb das so, ehe das Spiel noch eine besondere Pointe zu bieten hatte. Erst traf Harper zur vermeintlichen Entscheidung ins leere Tor. Doch selbst das 3:1 reichte nicht, in den letzten 25 Sekunden trafen die Kölner noch zweimal, erst David McIntyre, dann drei Sekunden vor dem Ende Nicholas Babtiste. So ging es in die Verlängerung, in der Jason Bast das Kölner Comeback perfekt machte. „Wir werden daraus lernen“, versprach McCrea. Schon am Sonntag in Straubing soll es besser laufen.