Düsseldorfer EG Das teure Missverständnis

Düsseldorf · Christoph Gawlik ist 2014 mit dem ERC Ingolstadt deutscher Meister geworden. Im Sommer 2015 kam er nach Düsseldorf. Drei Pflichtspiele hat er seitdem absolviert. Jetzt wechselt er zum Zweitligisten Frankfurt.

 Christoph Gawlik machte nur drei Spiele für die DEG.

Christoph Gawlik machte nur drei Spiele für die DEG.

Foto: Anne Orthen

Die Statistik lügt nicht, heißt es. Aber Papier ist geduldig. Dafür ist Christoph Gawlik ein eindrucksvolles Beispiel. Der 29 Jahre alte Eishockey-Stürmer ist drei Mal deutscher Meister geworden: 2006 und 2008 mit den Eisbären Berlin sowie 2014 mit dem ERC Ingolstadt. Bei den beiden Meisterschaften mit den Eisbären stand er zwar fast immer auf dem Spielbericht, kam aber so gut wie nie zum Einsatz. Das war allerdings in Ingolstadt anders, wo er nicht nur spielte, sondern in der Meistersaison auch 14 Scorerpunkte sammelte.

Das hatte Christof Kreutzer, den Trainer der Düsseldorfer Eislauf-Gemeinschaft (DEG), dermaßen beeindruckt, dass er Gawlik an den Rhein lockte. Der in Deggendorf geborene Stürmer war in den besten Jahren und passte bestens in Kreutzers Konzept, der damals auf junge, deutsche Spieler setzte.

Gawliks eineinhalb Jahre in Düsseldorf waren ein einziges Desaster - für den Spieler und den Verein. Bereits im August 2015 erlitt er beim Testspiel in Olten einen Kreuzbandriss. Das war bitter, und es war ungewiss, ob er in der Saison 2015/16 noch einmal auf das Eis zurückkehren würde. Erschwerend kam hinzu, dass das Verhältnis zwischen dem Spieler und dem Klub sich eintrübte. Gawlik fuhr immer wieder in seine bayerische Heimat mit dem Argument, seine Genesung in der dortigen Reha besser vorantreiben zu können. Das wiederum war für das Vertrauensverhältnis zwischen ihm und seinem Arbeitgeber sowie dessen medizinischer Abteilung nicht gerade förderlich. So erwarb der Stürmer in der Landeshauptstadt nicht gerade den Ruf, trainingsfleißig und zielstrebig zu sein.

Obwohl all das nicht mit den Vorstellungen von Trainer Kreutzer kompatibel war, hielt dieser zu ihm. Er gab ihm im Sommer 2016 nicht nur die Chance, Anschluss zu finden und einen Platz im Kader zurückzuerobern, sondern förderte und stärkte ihn. So durfte Gawlik für die DEG auf der Titelseite des Sonderheftes von "Eishockey News" posieren - mehr Vertrauensvorschuss geht nicht.

Doch auch in dieser Saison fand die gemeinsame Leidensgeschichte ihre Fortsetzung. Gawlik absolvierte zu Saisonbeginn drei Pflichtspiele gegen Iserlohn (4:2), gegen Berlin (3:4) und in Mannheim (1:4). Dort erlitt er Ende September eine Oberschenkelzerrung, die ihn erneut wochenlang außer Gefecht setzte. Seine Verletzungen hatten stets ungewöhnlich lange Pausen zur Folge. Seine Kritiker monierten, er sei nicht mit ausreichender Trainingsfreude und Willensstärke bei der Sache und finde daher den Anschluss nicht mehr.

Und auch den Kontakt zu den Mitspielern hatte er längst verloren. Sie beäugten kritisch, dass Gawlik mit rund 100.000 Euro netto im Jahr ein bestens bezahlter Akteur war, der aber nichts zum sportlichen Erfolg beitrug. Wenngleich das Gehalt während der Verletzung von der Berufsgenossenschaft gezahlt wurde, so musste die DEG doch Wohnung, Auto, Steuer und Sozialabgaben zahlen. So sind wohl alle Beteiligten froh, dass Gawlik jetzt im Zweitligisten Frankfurt einen neuen Verein gefunden hat. Der Vertrag bei der DEG wurde "mit sofortiger Wirkung einvernehmlich aufgelöst".

"Wir konnten Gawlik keine Einsatzzeiten garantieren. Ein Wechsel ist also ein sinnvoller Schritt für beide Seiten", sagte Trainer Kreutzer. "Die Zusammenarbeit ist sowohl für den Spieler als auch für die DEG aufgrund von Verletzungen unglücklich verlaufen", sagt Geschäftsführer Stefan Adam. Das muss er so formulieren. Es war der größte Flop der vergangenen Jahre.

(ths)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort