Hansson gegen French Was die Trainer der DEG und Ingolstadt besonders macht

Analyse | Düsseldorf · Ab Mittwoch trifft die Düsseldorfer EG im Viertelfinale der DEL-Play-offs auf den ERC Ingolstadt. Da wird es auch darauf ankommen, wer das bessere System findet: Roger Hansson oder Mark French.

 DEG-Trainer Roger Hansson.

DEG-Trainer Roger Hansson.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Die Parallelen sind schon auffällig. Zwei Trainer in ihren Fünfzigern, die neu in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) unterwegs sind. Zwei Trainer, die einen Vorgänger beerben mussten, der über Jahre im Amt und beliebt war. Zwei, die mit Verletzungen von Schlüsselspielern zu kämpfen hatten. Und trotzdem zwei, die seit Monaten Lob von der Konkurrenz erfahren, weil sie mit ihren Teams starke Saisons spielen. Die Rede ist von Roger Hansson und Mark French, der eine verantwortet die Düsseldorfer EG, der andere den ERC Ingolstadt. Also werden sich die beiden in den nächsten Tagen sehr viele Gedanken über die Ideen des jeweils anderen machen. Denn am Mittwoch (19 Uhr) treffen sie sich in Ingolstadt zum ersten von bis zu sieben Viertelfinal-Duellen.

Vor so einer Play-off-Serie wird ja immer viel spekuliert: Wer hat in welchem Mannschaftsteil Vorteile? Wer sind die Schlüsselspieler? Nun, bei ERC gegen DEG geht es nicht zuletzt um das Duell der Trainer-Teams. Haben doch beide den Ruf, es auch mal anders zu machen als der Rest. Das war gleich am ersten Spieltag der neuen Saison zu sehen, als die Ingolstädter in Düsseldorf zu Gast waren und in der Verlängerung ihren Torwart vom Eis nahmen, um eine Vier-gegen-Drei-Überzahl zu erzeugen. Das ging zwar schief, die DEG schoss bei einem Konter ins leere Tor und gewann. Aber French hatte sich gleich mal einen Namen gemacht. Unmittelbar nach dem Spiel diskutierten er und Hansson angeregt über die Situation.

Ein halbes Jahr später war French am Samstag nun wieder in Düsseldorf. Bei der DEL-Gala wurde er zum „Trainer des Jahres“ ausgezeichnet. Weil er den ERC mit Tempospiel, aber nie ohne defensive Absicherung auf Rang zwei geführt hat und zum Gesicht des Erfolgs geworden ist. Auch mit Aktionen wie am ersten Spieltag. „Wir wollten mutig sein“, erinnerte sich French, der häufiger mal mutig ist: Einmal brachte er bei einem Rückstand vier Stürmer und einen Verteidiger. Im Eishockey – wo ja immer mit drei Stürmern und zwei Verteidigern gespielt wird – für viele nicht mal denkbar.

 Ingolstadts Trainer Mark French gestikuliert.

Ingolstadts Trainer Mark French gestikuliert.

Foto: dpa/Uwe Anspach

Und noch etwas macht French besonders: Er passt stets die Taktik an. Das ewige „Wir spielen unser Spiel“ legt der Kanadier, der auch in Russland und der Schweiz trainierte, anders aus. Wobei er das selbst gar nicht so dramatisch sieht. „Wir ändern nicht unsere Identität. Wir achten auf ein paar Sachen, die der Gegner sehr gut macht. Dann fokussieren wir uns darauf, ohne unser Spiel zu ändern“, sagt French, der ohnehin nichts davon hält, die Spieler mit Informationen zu überfrachten.

Das will auch Hansson nicht. Sein Taktik-Buch habe 40 Seiten, hat er mal erzählt. Aber das Ergebnis sieht schon anders aus als bei vielen DEL-Klubs, nicht so nordamerikanisch-draufgängerisch. Zwar sind Hansson und seine Assistenten Thomas Dolak und Daniel Kreutzer nicht so experimentierfreudig wie French und sein Co-Trainer Brad Tapper, aber auch sie passen an: mehrfach die Reihen, im Laufe der Saison die Struktur in der neutralen Zone, damit die Gegner weniger Platz und Zeit haben. Hansson selbst beschreibt seinen Stil als „aktives Eishockey“, er setzt auf Puckkontrolle. Nun sollte man die nicht mit Puckbesitz verwechseln, wie Ex-DEG-Trainer Harold Kreis stets sagt. Man kann auch den Raum kontrollieren, in dem die Scheibe ist, man muss sie nicht immer am Schläger haben. Hansson mag das aber ganz gern. Deswegen wird bei der DEG auch mal hintenrum gespielt. Rausgeschlagene Scheiben sehen sie in Düsseldorf nicht gern. Lieber kurze wie klare Pässe. Was viel Laufarbeit bedeutet, damit stets einer anspielbereit ist. Und wenn der Puck dann vorne ist, „lassen wir die Jungs kreative Lösungen finden“, sagt Hansson.

Defensiv sieht das natürlich anders aus. French lobt DEG nicht umsonst als „eins der am besten strukturierten Teams der Liga“. Das mag nicht für jedes Spiel gestimmt haben, aber der aktuell zweitbeste Gegentorschnitt der Liga (2,3) liegt nicht ausschließlich an Torhüter Henrik Haukeland. Auch er selbst sagt: „Wir spielen ein gutes System, das macht es für mich einfach.“ Ob das auch im Viertelfinale gegen einen Mark French funktioniert, ist eine der großen Fragen der Serie.

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